Hi,
Um deine Rechte selber wahrzunehmen und entsprechende Einnahmen dort, wo sie dir zustehen, abzuschöpfen, bräuchte es auch erst mal eine gewisse Infrastruktur - die du als "kleiner" Künstler nicht mal eben so nebenbei aus dem Hut zauberst.
Es ist ein "friss oder stirb"-System - zu dem es im aktuellen Zustand aber für die meisten Musiker in D kaum ernstzunehmende Alternativen geben dürfte.
mir geht es dabei ja auch nicht um die GEMA ansich (Malcolm hat es ja schon ziemlich gut auf den Punkt gebracht), sondern vielmehr darum, dass die Hamburger Richter (mal wieder) ein Urteil gefällt haben, dass die Rechtslage für Anbieter von Internet-Services dermaßen erschwert/ verunmöglicht, sodass es zumindest teilweise in Zukunft kaum noch möglich sein wird, gewisse Services anzubieten, ohne bereits "mit einem Bein im Knast zu stehen". Und ich frage mich, auf welcher Rechstgrundlage?
Das ist in meinen Augen genauso, als wenn man im Falle, dass ein betrunkener Autofahrer einen anderen Verkehrsteilnehmer verletzt/ tötet, den Autohersteller zur Verantwortung ziehen würde (oder den Erzeuger der Alkoholika)!
Oder geht es hier einfach nur darum, die Interessen einer Gesellschaft über die der Allgemeinheit zu stellen? Und das unter dem Vorwand, damit sowieso illegales Tun zu unterbinden? Gut, dann könnte man den Bau von Autos ja auch pauschal & präventiv verbieten, denn dann könnte auch keiner mehr im besoffenen Kopf einen anderen über den Haufen fahren.
Man sollte imho lieber mal überlegen, ob man nicht das gesamte System der Vergütung für "Künstler" an die heutige Zeit und ihre technischen Möglichkeiten/ Gegebenheiten anpasst, anstatt unser Rechtssystem immer weiter zu verbiegen, nur damit "die Dinosaurier noch ein Umfeld zum Überleben" haben.
Ist doch in meinen Augen sowieso etwas paradox: Wenn ich mir einen bestimmten Musiktitel über eine Filesharing-Plattform o.ä. runterlade, ist das "illegal". Wenn ich denselben Titel von einem Webradio aufnehme, dann ist das legal. Wenn ich den legal aufgenommenen Titel dann aber wiederum auf einer Filesharing-Plattform quasi zum Tausch anbiete, dann ist das wieder illegal.
Einziger sinnvoller Ausweg erscheint mir hier halt, dass man ein grundlegen neues Vergütungssystem für "Künstler", insbesondere im Bereich der elektronischen Medien findet/ entwickelt.
Außerdem muss ich sagen, dass sicherlich z.B. jeder Musiker an seinem Werk "gut" verdienen soll (und die Einnahmen auch proportional zum Erfolg eines Titels sein dürfen/ können/ sollen), aber dass bspw. 2 Herren, die vor 16 Jahren mal einen Hit (typisches One-Hit-Wonder) hatten, heute damit immer noch ca. $ 250.000,- im Jahr verdienen (ohne dafür etwas zu tun), also ein Vielfaches des Jahres-Durchschnittseinkommens bei uns, halte ich persönlich weder für gerechtfertigt, erforderlich, sinnvoll noch für zeitgemäß.
Gruß Gunther