Moin Moin!
Und zwar wohne ich in einem älteren Haus (sicher schon 40, 50 Jahre alt). Entsprechend alt sind die Leitungen, die in diesem Haus verlegt sind. [...] Kann es brennen, [...] allerdings möchte ich unter keinen Umständen einen Brand riskieren. [...] Wie verhält sich die Problematik bei so alten Häusern?
Wenn Du Dir ernsthaft sorgen machst, dass Dir das Haus abbrennt, solltest Du vielleicht mal einen Fachmann die E-Installation begutachten lassen. Schritt 1: Einen Meisterbetrieb der Elektro-Innung anrufen. Es gibt dort eine Art "TÜV-Siegel" für E-Installationen, das Dir bestätigt, dass die Anlage nach bestem Wissen und Gewissen einwandfrei ist.
Normalerweise sollte eine pfleglich behandelte und ggf. "nach allen Regeln der Kunst" veränderte E-Installation auch nach 50 Jahren (anno 1959) nicht sonderlich viele Probleme machen, im schlimmsten Fall sollte wirklich nur die Sicherung "fliegen".
Schmelzsicherungen und ein fehlender Fehlerstrom-Schutzschalter ("FI-Schalter") sind zwar nicht schön, aber noch brauchbar. Ein Fachbetrieb kann das in aller Regel aber auf Sicherungsautomaten umrüsten und einen oder mehrere FI-Schalter nachrüsten. Problematisch kann eine "genullte" Installation sein, kein getrennter Schutzleiter vorhanden ist, sondern nur Null-Leiter und Schutzleiter in den Steckdosen durch eine Brücke verbunden sind. In so einer Installation funktioniert kein FI-Schalter, und sie sollte auf den neuesten Stand gebracht werden.
Im Haus meiner Eltern, gebaut Ende der 1950er oder Anfang der 1960er, wurde irgendwann in den 1970ern die komplette E-Installation überholt. Die meisten Leitungen liegen in Rohren, werden über den nur teilweise ausgebauten Dachboden verteilt und sind mit separatem Schutzleiter versehen, die Räume sind großenteils über getrennte Leitungen zum Sicherungskasten geführt und wurden erst dort nach Funktion (Licht, Steckdosen, Waschmaschine, Heizung) zusammengeschaltet und auf vier Schmelzsicherungen geführt, die letztlich alle an einer Phase des Hausanschlusses enden. Aktuell sind die Leitungen wieder aufgeteilt und liegen auf rund 10 Sicherungsautomaten, die immer noch an nur einer Phase hängen. "Bald"(TM) wird der alte Sicherungskasten-Klotz durch einen kompakteren ersetzt, der Stromzähler gegen ein dreiphasiges Modell ersetzt und die 10 Automaten auf drei Phasen verteilt, damit die Anschlußleitung gleichmäßiger belastet wird. Ein FI-Schalter wird bei der Gelegenheit dann auch nachgerüstet.
Wenn Du Bedenken hast, z.B. weil es in den Wänden oder den Steckdosen knistert, das Licht flackert, Steckdosen gebrochen, verschmort oder angeschmolzen sind, Leitungen aus der Wand baumeln, massive Umbauten vorgenommen wurden, ein (oder mehrere) selbst ernannter "Experte" an der Anlage herumgepfuscht hat oder merkwürdige Dinge passieren (Backofen funktioniert nur, wenn das Licht im Kinderzimmer an ist), dann solltest Du wirklich einen Fachbetrieb beauftragen.
Im schlimmsten Fall wird der Dir raten, die Anlage komplett zu erneuern. Das bedeutet: Wände aufstemmen, Rohre verlegen, alle alten Leitungen, Verteiler, Steckdose, Schalter, Sicherungen kappen bzw. rausreißen und durch neue ersetzen. Anschließend neu verputzen und neu tapezieren. Ein Umzug in den eigenen vier Wänden, da hat man richtig lange "Spaß". Mit Glück liegen die Leitungen schon in Rohren oder sind wenigstens mit Schutzleiter und ausreichend dimensioniert, dann müssen "nur" Möbel gerückt werden.
Sollte es wirklich so weit kommen, laß gleich mindestens doppelt so viele Steckdosen installieren, wie Du eigentlich brauchst. 10 bis 20 Steckdosen pro Zimmer sind *NICHT* zu viel, sie ersparen das Gefummel mit Steckdosenleisten. FI-Schalter sollten auf jeden Fall installiert werden, und nicht nur für Bad und WC, sondern für alle Räume. Und natürlich sollte idealerweise jedes Zimmer getrennt abgesichert sein, und Steckdosen und Licht auch noch einmal getrennt.
Wenn die Wände schon aufgestemmt werden, laß in mindestens zwei gegenüberliegende Ecken jedes Zimmers mindestens je zwei Cat-6-Kabel verlegen, besser vier, in großen Rohren mit Zugseilen. Darüber kannst Du u.a. Gigabit-Ethernet, ISDN und analoge Telefonie problemlos betreiben, ohne Extra-Strippen ziehen zu müssen.
Alexander
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Today I will gladly share my knowledge and experience, for there are no sweeter words than "I told you so".