Der Martin: versehentlich Geld bekommen

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Hallo,

Ich kritisiere aber, dass das Volk *nach* einer Wahl keine Möglichkeit mehr hat, auf seine gewählten Vertreter Einfluss zu nehmen.
du hast den Kernpunkt von repräsentativer Demokratie nicht verstanden.

doch, ich glaube schon. Die gewählten Personen sollen die Interessen des Volkes vertreten, sie repräsentieren - daher die Bezeichnung. Dazu haben sie allerdings keine Veranlassung mehr, sobald sie einmal gewählt sind, weil die Kontrolle durch das Volk fehlt.

Einfluß hat der Bürger mit der nächsten Wahl

Ja, super. Damit wählt er die nächste Runde von Vertretern, und das Spiel geht von vorne los.

für den Abgeordneten muss es von Vorteil sein wieder gewählt zu werden

Das scheint aber nur für ein paar karrieregeile Typen zuzutreffen, die es drauf anlegen, "ganz nach oben" zu kommen und von dort aus dann ihre Willkür auszuspielen, während sie auf dem Weg dorthin erstmal so tun müssen, als würden ihnen die Wähler am Herzen liegen. Ein großer Teil hat aber bereits nach einer Wahlperiode seine Schäfchen im Trockenen. Wird er/sie wiedergewählt, mag das erfreulich sein; wenn nicht, auch nicht schlimm.

Was unserem System fehlt, ist ein Mechanismus, der den Abgeordneten z.B. vorschreibt, in ihren Wahlkreisen Umfragen oder ähnliches zu aktuellen Themen durchzuführen (also Meinungen der Bürger einzuholen), und der sie dann auch verpflichtet, im Sinne der Mehrheit zu entscheiden, die bei diesen Umfragen erkennbar ist. Dann und erst dann hätten wir "eine Staatsgewalt, die vom Volke ausgeht".
Ich würde davon ausgehen, dass wir damit ausschließlich handlungsunfähige Parlamente erzeugen würden

Das glaube ich nicht. Denn ob bei Abstimmungen jeder für sich bzw. seine Gefolgsleute stimmt, oder für eine mit der Partei abgestimmte Richtung, spielt keine Rolle: So oder so kommt eine Mehrheit zustande. Vielleicht keine absolute - aber das macht ja nichts. Wenn vier Optionen zur Debatte stehen, und sie erreichen A:18%, B:6%, C:39% und D:34% der Stimmen (und ein paar Enthaltungen), dann hat C mit knapper Mehrheit gewonnen.

Koalitionen wären nicht mehr möglich

Nicht nur das - Parteien würden insgesamt ihren Sinn verlieren. Das wäre ein sehr erfreulicher Nebeneffekt.

Ein System wie Liquid Democracy könnte ich mir für die Zukunft allerdings vorstellen.

Der Begriff war mir bisher nicht geläufig. Die Beschreibung liest sich aber sehr interessant. Fast zu schön, als dass es in großem Stil Wirklichkeit werden könnte.

Ciao,
 Martin

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