Die Idee mag vielleicht ganz nett sein, aber der Zwang, diese Informationen bereitstellen zu müssen, der ist hier das große Thema, und der ist verwerflich.
Also wir haben hier nun ein paar Dinge zusammen in einen Topf gerührt. Ich stelle nochmal klar, was ich sagen will:
Ich bin kein Lehrer oder derart, habe aber am Rande - was immer das jetzt heißt - mit Jugendlichen in Sportvereinen zu tun, und da hier und da mitbekommen, was so an Pornos etc. auf deren Handys die Runde macht.
Meine Meinung: Es ist in dieser Hinsicht ein großes Problem, dass das Internet diese Daten für jedermann uneingeschränkt bereit stellt. Um dem vorzubeugen, sind die Eltern natürlich gefragt, aber allein nicht in der Lage, dem Herr zu werden. Sie wären es vielleicht dann, wenn ausnahmslos alle Eltern ihrer Erziehung vernünftig nachkämen, aber das ist unstrittigerweise nicht der Fall. Und nun zu sagen "Die Eltern sind schuld. Punkt." verfehlt das Ziel.
Und dazu nun ein paar Aspekte:
1.: Um dem entgegenzuwirken, sind Ideen gefragt. Gute Ideen. Und es ist klar, dass da bei jedem Ansatz automatisch Konflikte entstehen. Aber ich habe eine gewisse Aversion dagegen, wenn immer gleich die Zensur-Keule geschwungen wird und es zu plakativ wird. Ich habe etwa den von fastix verlinkten Artikel geöffnet, die Überschrift gelesen, und ihn wieder zugemacht. Mit sowas erreicht man niemanden, denke ich. Mich jedenfalls nicht. (@ fastix: ich wollte Dir dort auch kurz antworten, packe das aber nun hier mit rein.)
2.: Ich versetze mich mal in die Lage von Eltern, die ein Auge auf den Medienkonsum ihrer Kinder haben (Ich gehöre nicht etwa zur Kategorie der Eltern, die das nicht haben, sondern zur Kategorie der Nicht-Eltern :-)).
Ich finde es ausgesprochen nützlich, wenn etwa eine Fernsehzeitung bei Filmen angibt, wie deren FSK-Altersfreigabe lautet. Auch wenn es Filme gibt, bei denen ich die FSK-Einstufung nicht ganz nachvollziehen kann - es ist etwas ganz anderes, ob man so eine Angabe hat oder nicht, wenn man von dem Film, den die lieben Kleinen sehen sollen, noch nie was gehört hat. Und bei Internetangeboten wäre es aud Client-Sicht ebenso nützlich.
3.: Aus Anbieter-Sicht bringt das Ganze Probleme mit sich: Wie soll ich entscheiden, für welches Alter meine Inhalte geeignet sind? Was passiert, wenn ich eine Fehleinschätzung mache? Wie ist die Lage in Foren etc., wo die Inhalte von Usern erzeugt werden? Probleme, die zu gewissen Teilen auch nicht neu sind, und zu anderen Teilen natürlich geklärt werden müssen. Dazu sind im Hinblick auf die aktuelle Diskussion auch bei mir viele Fragen offen, und ich muss mir meine Meinung erst noch bilden. Manches stört mich, muss ich sagen.
Wenn ich den Fernseher einschalte (den ich nicht habe), dann habe ich nur eine sehr begrenzte Wahl bei den Inhalten (abhängig von der Anzahl der verfügbaren Kanäle). Ich bin in gewisser Weise passiver Empfänger von für mich aufbereiteten Inhalten. Zudem kann ich nicht beeinflussen, wann ich welche Programmteile zu sehen bekomme. Ich muss das anschauen, was gerade "läuft" - oder eben die Kiste wieder ausschalten.
Da ändern sich die Zeiten aber. In vielen Bereichen, etwa im Sport, ist gerade eine gewaltige Umstrukturierung der Übertragungsrechte im Kommen, weil das Internetfernsehen beginnt, eine sehr gewichtige Rolle in der Medienwelt einzunehmen. Ich weiß nicht, ob in zehn Jahren noch ein nennenswerter Unterschied zwischen Fernsehen und Internet gemacht werden kann (sowohl technisch als auch praktisch).
Aber diese Diskrepanz zwischen technischer Realität und ihrer Wahrnehmung durch politische Entscheidungsträger prägt ja schon seit Jahren das traurige Bild Deutschlands.
ACK. Auch wenn Du das jetzt recht drastisch formulierst - gerade bei der Zensur-Thematik wurde deutlich, dass das Problem im Bereich von Internet-Fragen wohl größer ist als in anderen Gebieten.
Ich bin bei der Sache auch ein bissl skeptisch.
Das war mir eindeutig zu schwach formuliert. Für Webschaffende hätte ich da zwingend eine schärfere Formulierung erwartet. Aber gut.
Ich bin kein "Webschaffender", wenn Du damit einen Professionellen meinst. Beruflich habe ich damit, na ja, mit gutem Willen marginale Überschneidungen, und das Problem betrifft mich persönlich als Anbieter nur im Hinblick auf eine privat gehostete Website, auf der keinerlei Inhalte im Verdacht sind, für Kinder ungeeignet zu sein.
Außerdem lebe ich derzeit nicht in Deutschland und verfolge das deutsche politische Tagesgeschäft daher nur eingeschränkt. Ich bin also sicherlich kein ausgewiesener Experte zum Thema, habe aber trotzdem hier mal meine grundsätzliche Haltung zum Thema zum Ausdruck gebracht.
Wenn eine Maßnahme nicht durchführbar ist, [...] dann ist sie Unsinn.
Du hast den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit nicht mit zitiert. Das lässt meine Aussage schief erscheinen.
Ich habe da zweimal hingeguckt, bevor ich das gemacht habe. Du schriebst:
Wenn eine Maßnahme nicht durchführbar ist, oder wenn der Aufwand zu ihrer Durchführbarkeit den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit nicht erfüllt, dann ist sie Unsinn.
Mit "oder" dazwischen. Das impliziert die von mir zitierte Aussage.
Viele Grüße,
der Bademeister