Hallo,
Ich behaupte jetzt frech und überheblich, dass das kein hauptberuflicher Lehrer gemacht hat, denn dieser hätte die Reihenfolge umgekehrt. Er wäre vom Detail ("Überhscriften, Textabsätze und Hyperlinks") ins Allgemeine gegangen (Requests, HTTP & Co). Ein Neuling will keinen Vortrag über die Entstehung der Welt, er will HTML "coden", und zwar so, dass er es unmittelbar im Browser anschauen kann. Er will Erfolge, und zwar sofort(!), wobei es ihm völlig schnuppe ist, dass das Aufrufen eines HTML-Dokuments von der lokalen Festplatte etwas völlig anderes ist, als das Aufrufen einer HTTP-Resource von einem Webserver.
jetzt wird mir auch langsam klar, warum in meiner Schul- und Studienzeit so viele Pädagogen -meiner Meinung nach- an mir vorbei gelehrt haben. Genau das, was du da als "typisch" beschreibst, liegt mir nämlich überhaupt nicht. Ich will ein neues Thema lernen, indem ich im ersten Schritt einen Ausblick auf das bekomme, was damit so alles möglich ist, und dann mit den elementarsten Details anfangen und mich in der Sachhierarchie langsam Schritt für Schritt hocharbeiten.
Ungeachtet dessen, dass ich in die Thematik "Web-Technologien" in Wirklichkeit auch sehr unstrukturiert, um nicht zu sagen konfus eingestiegen bin, fand ich es unglaublich faszinierend, als mir ein guter Bekannter mal gezeigt hat, wie man mit einer telnet-Sitzung HTTP-Ressourcen abrufen kann. Und dann interessierte mich, wie HTTP überhaupt funktioniert.
Da irrt der Meister. Meine Schüler brauchen keine Ahnung ...
Mag sein, dass sie das nicht brauchen. Aber ich bin sicher, es sind ein paar dabei, die ähnlich ticken wie ich - die eben nicht im top-down-Stil lernen wollen, sondern bottom-up. Wird nur sehr selten praktiziert. Schade eigentlich.
Aus pädagogisch-didaktischer Sicht ...
Mir scheint, dass die pädagogisch-didaktische Sicht oft einfach "beschließt", wie Lehrinhalte am besten vermittelt werden. Das mag für eine Mehrheit zutreffen, aber dass jeder etwas anders ist und bei manchen Schülern vielleicht ganz andere Lernstrategien viel besser und leichter zum Ziel führen, wird anscheinend oft übersehen.
Im Hinblick auf die ursprüngliche Fragestellung bleibe ich bei meiner Struktur und empfehle im Interesse der Anfänger, dass man die Grundlagentechnologien _hinterher_ behandelt, wenn überhaupt. Zum Erstellen eines simplen HTML-Dokumentes braucht es alles das für den Anfänger eben _nicht_! Erst wenn er mit seinen Kenntnissen weiterkommen will, werden diese Grundlagen interessant, insbesondere, wenn er scripttechnisch die HTTP-Kommunikation zwischen Browser und Server feiner ausreizen will. Je nach Projekt, das der Lerndende in Angriff nehmen will, wird er dann schon von selbst auf die Rahmenbedingungen aufmerksam und kann sie dann auf der Basis des bereits Erlernten(!!) überhaupt sinnvoll verstehen, begreifen und einordnen.
Ich finde immer noch, damit ist der Gaul von hinten aufgezäumt. Es hat schon seinen Sinn, dass man in der Mathematik erstmal die Grundrechenarten lehrt, bevor man den Schülern andere, zugegeben auch für sich reizvolle Themen an den Kopf wirft - Vektorrechnung oder Statistik etwa.
Ciao,
Martin
Lehrer: Wieviel ist die Hälfte von 8?
Schüler: Kommt drauf an. Waagrecht 0 und senkrecht 3.
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