Hi
was mich an dem Artikel besonders stört ist, dass allen Ernstes davon ausgegangen wird, dass ein Medikament(!) ein Infektionsrisiko wirkungsvoller mindern soll, als ein Kondom. Das klingt nach der üblichen Lobby-Arbeit der Pharma-Industrie. Die verkaufen doch gerne jedes Pülverchen, Zäpfchen, Crèmchen, Pillchen usw. mit dem Versprechen, es würde neben dem Befüllen der eigenen Taschen tatsächlich dem Kunden den gewünschten Dienst erweisen.
Auch bei Kondomen gibt's ne Wahrscheinlichkeit für deren Versagen, bessere Möglichkeiten zu entwickeln sehe ich jetzt nicht gleich als Lobby-Arbeit an nur weils von der achso bösen Pharma-Industrie kommt. Viel wichtiger ist doch die Frage weshalb so viele Medikamente zuerst als tauglich befunden wurden und später in den Tests dermassen versagten. Hier findest du möglicherweise wirklich allen Grund zur Empörung.
Es ist doch offensichtlich, dass der erste Test entweder mit gefälschten Ergebnissen veröffentlicht wurde, oder dass er in der Durchführung anderweitig massiv manipuliert worden war. Oder warum ist das angeblich so hochwirksame Mittel plötzlich ebenso wirkungslos wie ein Placebo? Wikipedia weiß anscheinend noch nichts von diesem Umstand (interessant, wer den Artikel angefangen hat).
Ich vermute etwas ähnliches, allerdings muss ich einwenden dass es nicht auszuschliessen ist, dass die Tests in Afrika einfach keine sinnvollen Resultat liefern. Schliesslich sind dies (beinahe) unkontrollierte Feldversuche, welche bei unterschiedlichsten Medikamenten zum selben Ergebnis geführt haben. Wenn man der Sache also ernsthaft auf den Grund gehen will, muss diese Frage auch berücksichtigt werden. Ansonsten schiesst du dich auf Fälschungen ein und blockierst damit wirklich nützliche Forschung, während die Feldversuche in Afrika immer wieder die gleichen "Fälschungen" vermeintlich enttarnen. So offensichtlich wie du find ich dass nicht wenn man das Versuchsdesign bedenkt.
Dass hier Frauen als Laborratten herhalten sollen, zeugt nicht besonders von Achtung der Menschenwürde. Auch wenn alle diese Frauen aus angeblich freien Stücken diese Versuche mitgemacht haben sollen, so liegt beim Versuchsstandort "Südafrika, Uganda und Simbabwe" der begründete Verdacht nahe, dass man ihnen in einer wirtschaftlichen Notlage gegen ein begehrtes kleines Taschengeld diesen Versuch aufgeschwätzt hat. Oder warum sollte eine Frau ein noch so geringes Risiko eingehen, sich für ein wie auch immer kleines oder großes Entgeld mit einer unheilbaren Krankheit anstecken zu lassen??
Wenn du ein Medikament testen willst (und du musst das schlicht tun), das vor einer tödlichen Krankheit schützen soll, dann musst du das in denen Regionen tun, in denen die Menschen sowieso davon betroffen sind. Wenn du das in Europa/USA tust, dann müsstest du Menschen _absichtlich_ einer höheren Todesgefahr aussetzen. Wie du bereits gesagt hast: Weshalb sollte eine Frau dieses Risiko eingehen? Weil sie es sowieso schon eingeht! Alles andere wäre ethisch höchst problematisch. Wenn du eine bessere Idee hast, wie man das Problem löst dann bin ich daran sehr interessiert (und die Behörden sicherlich auch)!
MfG
splinter