Wer tut denn sowas? Und von welchen Menschen, die man so behandelt hat, sprichst Du hier?
Von sämtlichen 12-jährigen in diesem Lande.
Deine Aussage legt nahe, dass eine Begeisterung für technische Inhalte völlig frei von irgendwelchen durch das Geschlecht gesteuerten Entwicklungsunterschieden wäre.
Nein, es legt nahe, dass diese Affinität zu einem Großteil sozial erzeugt wird.
Dem ist aber definitiv nicht so. Die Gehirnforschung hat hier hinlängliche Erkenntnisse geliefert, dass Du versuchen kannst, Mädchen so technikgeil wie nur möglich zu machen - sie werden es aufgrund ihrer Gehirnentwicklung einfach nicht in demselben Maße annehmen, wie Jungs.
Ich wüsste nicht, wo »die Gehirnforschung« festgestellt hat, dass Mädchen allgemein ein genetisch bedingtes Desinteresse für Technik haben. Hingegen lese ich immer wieder von Studien, dass Kinder, sobald sie ein mentales Bild von Geschlechtern entwickelt haben – was schon sehr früh passiert –, dem Umgang mit Technik wie selbstverständlich dem männlichen Geschlecht zuordnen. Schon deren Geschlechterbilder sind ziemlich unflexibel: hat eine Person z.B. lange Haare, muss sie weiblich sein, hat sie Werkzeug in der Hand, fliegt ein Flugzeug oder bedient einen Computer, muss es ein Mann sein. Diese Rollenbilder werden dann ein Jahrzehnt lang gefestigt, sodass man sich bei weiblichen Jugendlichen nicht wundern braucht, wenn sie noch keinen schaffenden Umgang mit Technik erlernt haben.
Die Werbung ist da längst schlauer und gestaltet ihre Inhalte schon lange geschlechtsspezifisch. Nicht (nur) wegen der durch Traditionen (wo kommen die denn wohl her?)
Traditionen wurden von Menschen erfunden.
und von Vorbildern beeinflussten Sozialisierung, sondern eben vor allem durch die geschlechtsspezifisch entwickelten Sinne der weiblichen Zielgruppe wird hier vieles an Stereotypen bedient.
Geschlechtsspezifisch entwickelte Sinne – das klingt nach Mario Barth sowie Allan und Barbara Pease (»Warum Frauen schlechter einparken« etc.).
Warum sollte ich also vermehrt Mädchen mit Programmierung belästigen, wenn die sich dafür einfach nicht interessieren?
Dass sie das durchaus tun, wenn sie in geeigneter Weise angesprochen und gefördert werden, zeigt der Erfolg von Initiativen, die auf Mädchen in den MINT-Fächern abzielen. Dass sich »plötzlich« mehr Frauen für die entsprechenden Studiengänge einschreiben, wenn die Hochschulen »Girl’s Days« veranstalten und ihren Lehrbetrieb offener und zugänglicher gestalten, zeigt ebenfalls, dass es kein bloßes inhärentes Desinteresse oder gar genetische Disposition ist, die Frauen aus der Technik fernhält.
Mathias