Hallo,
[...] Für die obersten Repräsentanten dieses Staates, allen voran den Präsidenten, gelten andere, größere Erwartungen, was Anstand, Mut, Vertrauen, Verlässlichkeit und Geradlinigkeit betrifft. Diese müssen sie erfüllen. Von ihnen wird zu Recht erwartet, dass sie Vorbild sind, Orientierungspunkte liefern in einer Welt, in der Vorbilder immer seltener werden. [...]
mag sein, dass das von einigen so gesehen und dargestellt wird; ich bin jedoch nicht der Ansicht. Ich finde vielmehr, dass man auch bei Politikern zwischen der Person mit ihrer Privatsphäre (und ihren privaten Fehlern und Schwächen) einerseits und dem Amt andererseits trennen muss. Was ein Politiker abseits von seiner Amtsausübung privat anstellt, hat uns nichts anzugehen, finde ich, selbst wenn's der Bundespräsident ist. Das gilt übrigens ebenso für Prominente aus Film, Sport, Musik und anderen Bereichen, die öffentlich wahrgenommen werden.
Für die politische Kultur, für die Demokratie ist Wulffs Rücktritt gut, denn er zeigt, dass die Maßstäbe, die an das Verhalten der obersten Repräsentanten angelegt werden, immer gelten.
Nein. Es zeigt nur, dass die Politik sich den Medien unterordnet und vor ihnen kuscht und buckelt. Und wenn mal einer versucht, Rückgrat zu zeigen und diesem Pöbel zu trotzen, wird er schließlich von seinen eigenen Gefährten zum Nachgeben genötigt.
Ich sehe das eher als Schande der Politik, dass man mal wieder klein beigibt.
Das Sensorium der kritischen Öffentlichkeit für Richtig und Falsch ist intakt. Wer in höchsten Staatsämtern glaubt, er könne Affären einfach aussitzen, ist durch den Fall Wulff eines besseren belehrt worden.
Wenn es denn überhaupt Affären wären. Für mich sind es Bagatellen, die durch die Presse, allen voran die Bild-Zeitung, zu Affären gemacht wurden. Abgesehen davon bin ich überzeugt, dass man bei jedem Amtsträger irgendwas finden könnte, wenn man unbedingt schmutzige Wäsche waschen will. Ich bin überzeugt, dass jedes Mitglied des Kabinetts innerhalb kürzester Zeit weg vom Fenster wäre, wenn eine einflussreiche Gruppe aus Presse oder Wirtschaft diese Person als unerwünscht betrachtet.
Was wüsste das Land über Wulffs Verstrickungen ohne kritische Journalisten? Nichts.
Und das wäre auch besser so.
Aber vermutlich bist Du durch Argumente nicht zu überzeugen und trauerst unserem Guttenberg immer noch nach, der aus dem Amt gemobbt wurde oder? ;-)
Der wurde genauso aus dem Amt gemobbt wie jetzt Wulff - die Parallele fiel mir auch schon auf.
Ciao,
Martin
Mit einem freundlichen Wort und einer Waffe erreicht man mehr, als mit einem freundlichen Wort allein.
(Al Capone, amerikanische Gangsterlegende)
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