Welcher Dolby-Dekoder? Es gibt mindestens zwei, den analogen für Dolby Stereo (vulgo: Dolby Surround) und den für Dolby Digital.
Ich meinte damit sowas wie die Teufel Decoder Station 5.
Das Gerät hat drei Dekoder eingebaut, für die beiden Digitalformate Dolby Digital und dts sowie, deine Frage betreffend, für das Analogformat Dolby Stereo/Surround/Pro Logic (drei Bezeichnungen für im Grunde das gleiche Prinzip).
Ich bekomme ja im Moment auf allen Boxen eine Ausgabe und frage mich nun, ob es einen Vorteil bringt, einen solchen Decoder vorzuschalten, an den man dann MP3-Player, PC o.ä. anschließt. Bringt das einen Vorteil im Gegensatz dazu einfach nur den Center/Bass-Stereostecker einzustecken und somit auf allen Boxen eine Ausgabe zu erhalten?
Kurze Antwort: Akustisch im Zweifel eher nicht. Der Hauptvorteil des Kästchens dürfte darin liegen, dass du MP3-Spieler, PC, Fernseher und was du sonst noch hast, gleichzeitig anschließen und mit der Fernbedienung umschalten bzw. regeln kannst.
Mittellange Antwort: Das Teufelsding hat eine Reihe Möglichkeiten, das Eingangssignal sinnig auf die Lautsprecher zu verteilen. Das will ich jetzt nicht im Einzelnen ausführen, aber es könnte (könnte!) sich sowohl besser anhören als deine jetztige Methode als auch besser als die banale Dolby-Dekodierung.
Lange Antwort: Auf Filmstreifen gibt es seit ewig und drei Tagen eine Lichttonspur, die siehst du hier als zwei grüne Streifen links vom Bild laufen, je ein Streifen für den linken und einer für den rechten Lautsprecher. Der Lichtton wird durchleuchtet, die schwankende Helligkeit von zwei Fotozellen aufgenommen und in elektrische Schwingungen umgewandelt, die dann via Verstärker an die Lautsprecher gehen.
Das ist eine einfache und günstige Angelegenheit, der Ton ist immer synchron zum Bild und das ganze Filmwerk, Bild und Ton, lässt sich in einem Durchgang kopieren.
Nun gibt es aber seit einem dreiviertel Jahrhundert auch schon Mehrkanalton (lies: mehr als Stereo) im Kino, allerdings mangels Platz auf dem Film als separates Magnetband. Das ergab zwar exzellenten Ton, war aber auch teuer und bedurfte sorgsamer Behandlung. Entweder musste das Magnetband im Kopierwerk an den Film angeklebt werden (Arbeit) oder der Vorführer musste während der Vorführung dafür sorgen, das Magnetband/Ton und Film/Bild synchron liefen (auch Arbeit). Und für ein Filmwerk zwei Kopien anfertigen, eine Bild- und eine Tonkopie, musste man in jedem Falle (noch mehr Arbeit).
Wenn du aus zwei Lautsprechern links und rechts den genau gleichen Ton hörst, dann ortet dein Gehirn ihn in der Mitte zwischen den Lautsprechern. Bei Dolby hat man sich das in den Siebzigern zu Nutze gemacht und eine elektronische Schaltung gebaut, die identische Signalanteile aus dem linken und dem rechten Lichttonkanal ausfiltert und in einen dritten, quasi künstlich erzeugten Mittenkanal speisst.
Der Trick funktioniert auch "umgekehrt". Schließt du Plus und Minus bei einem Stereolautsprecher richtig an und bei dem anderen verdreht, hast du
ein Signal phasenverkehrt zum anderen. Den eben schon besagten, ursprünglich gleichen Ton links und rechts kannst du jetzt nicht mehr mittig orten, sondern er scheint irgendwie im Raum herumzuschweben - für den Tontechniker ein wunderbares Mittel für Waldesrauschen, Verkehrslärm, Umgebungsgeräusche, Englisch Surround.
Dolby Stereo macht sich diese beiden Eigenarten zu Nutze, um auf den zwei Stereokanälen des Lichttons vier Tonspuren zu transportieren. Das war eine überaus clevere Idee, die den Magnetton recht schnell ersetzte.
Es bleibt aber ein Mischmasch, eine Trickserei, die zwingend auf einer Vorbedingung beruht, dem entsprechend behandelten Stereosignal.
Fütterst du diese Dolby-Schaltung, den Dolby-Stereo-Dekoder mit einem Signal, das nicht in Dolby Stereo gemischt wurde, ist das Ergebnis mehr oder weniger Zufall - eben weil es eine Trickserei ist. Du hältst dich nicht an die Vorbedingung, entsprechend kriegst du auch nicht das Versprochene.
Beim Mittensignal haut es prinzipbedingt, siehe oben, noch am ehesten hin, hinten wird aber meist irgendwas, alles oder nichts kommen. Wie schon in der vorigen Antwort geschrieben: Manche Leute mögen den Effekt trotzdem, andere wie Chris und ich eher weniger.
Musik ist de facto nie in Dolby Stereo gemischt. An Fernsehsendungen wurde Wetten dass mit Dolby Stereo abgemischt, da kam das Geklatsche dann halt zumeist aus den hinteren Lautsprechern … hurra. Ob das heute noch so ist, weiss ich nicht, halte ich auch nicht für 179 € wert.
Kinofilme sind seit spätestens den Achtzigern beinahe alle mit Dolby Stereo abgemischt. Allerdings bekommst du heute kaum DVDs oder Blurays, die noch die originale Stereotonspur mitbringen (von dem Dreck, der deutsche Synchronstudios oftmals verlässt, ganz zu schweigen). Stattdessen liegen die Kanäle als auch tatsächlich separate Datenströme in Dolby Digital oder dts vor, d.h. die Mitte ist da wirklich die Mitte und kein Gemische aus Links und Rechts wie bei Dolby Stereo.
Selbst die billigsten DVD-Spieler haben heute zumindest einen Dolby-Digital-Ausgang. Dolby Stereo spielt da also keine Rolle mehr. Allerdings kann das Kästchen dir natürlich sehr gut mit dem Dolby-Digital-Signal helfen, denn auch dafür ist ein Dekoder eingebaut.
PC-Spiele bieten meines Wissens bisweilen auch echten Mehrkanalton an, ob aber das System aus diesem Mehrkanalton auch ein Dolby-Stereo-Signal mischt, ist mir nicht bekannt. Soundkarten mit sechs Ausgangskanälen kosten 'n Appel und 'n Ei und bei Mainboards gibt es AFAIK gar keine mehr, die nur einen Stereoausgang haben.
Grundsätzlich hast du meines Erachtens also von einem Dekoder weder bei Musik, noch beim Fernsehen und auch bei Filmen keinen wirklich Vorteil gegenüber deinem jetzigen Aufbau. Das wissen aber auch die Leute von Teufel und Dolby, entsprechend soll das Kästchen, das du ins Auge gefasst hast, auch echte Stereosignale halbwegs sinnvoll auf fünf oder sechs Lautsprecher aufteilen können. Womit wir dann wieder bei der mittellangen Antwort wären.
Ob das in deinen Ohren so ist und gut ankommt: Probier's aus. Wenn du das Gerät gut und vorsichtig behandelst, hast du im Versand zwei Wochen Rückgaberecht ohne Wenn und Aber.
Hast du davon unabhängig Digitalquellen, siehe der oben angesprochene DVD-Spieler, aber auch Sat-Receiver oder Fernseher, ist das Kästchen natürlich in jedem Falle ein Fortschritt gegenüber deiner jetztigen analogen Stereolösung.