Moin!
ich arbeite jetzt schon über 15 Jahre als Entwickler, aber so richtig warm bin ich mit PHP-Frameworks noch nie geworden. So richtig den Sinn habe ich davon auch noch nicht verstanden.
Und andere Programmiersprachen, die auch Frameworks haben?
wir arbeiten in unserer Firma in zwei Teams: wir, die einen, die "Alten", arbeiten eher agil, d.h. pures Coding, sicherlich viel Redundanz, sicherlich vieles Quick&Dirty, sicherlich vieles nur 95%, sicherlich vieles nicht für die Ewigkeit.
Das, was du beschreibst, klingt für mich aber eher nach "chaotisch", nicht "agil". Insbesondere "quick&dirty" beißt sich mit "agil" meiner Ansicht nach, denn damit man nachhaltig eine konstante Lieferleistung halten kann, darf man sich nicht immer tiefer in die Grütze reiten - und alle "dirty"-Lösungen reiten einen dort hinein, weswegen sie auch nur scheinbar "quick" sind.
Ich sage mal, wir sind extrem erfolgreich mit unserer Abteilung.
Funktioniert eure Software? Und kann man sie an neue Anforderungen anpassen? Wenn beides mit JA zu beantworten ist (das Auftreten von Bugs bedeuten NEIN), ist gegen das Resultat ja nichts einzuwenden.
Vor allem sind wir schnell.
Schnell im Vergleich zu wem? Und welche Voraussetzungen werden da verglichen?
Die andere Abteilung, die Jugend, nutzt das Zend-Framework bzw. Symfony2. Da dockerten jetzt 10 Leute an einer Applikation seit ca.1 Jahr rum, die die agile Abteilung in 4 Wochen geschrieben hätte.
Glaube ich nicht!
Hast du intensiven Einblick in die Anforderungen des Projekts? Kennst du den Kenntnisstand der Entwickler im Hinblick auf das eingesetzte Framework sowie die fachlichen Anforderungen? Kennst du die aktuelle Fehlerrate des Projekts, auch im Vergleich zu der deines eigenen Teams? Wieviele Leute sind eigentlich in diesem sogenannten "agilen Team"?
Vielleicht nicht so hübsch, aber dafür lauffähig.
Aussehen wird mitbewertet.
Vor allem schwächelt die Symfony2-App an jeder Ecke...
Inwiefern?
Ich habe mir Symfony2 mal näher angeguckt. Ich sag mal, ich finde das ziemlich abtörnend mit der ganzen Konfiguration. Sicherlich nette Aspekte dabei, aber den Hype dahinter verstehe ich nicht. Vielleicht bin ich zu alt.
Vermutlich. Denn es ist kein Hype. Frameworks bieten eine Lösung für die alltäglichen Programmieraufgaben, die man deshalb nicht mehr selbst lösen muss.
MVC - gelöst.
Formularvalidierung - gelöst.
Datenbankzugriff abstrahieren - gelöst.
...
Wenn man Probleme lösen muss, für die kein Framework etwas anbietet, und keine Probleme hat, für die ein Framework etwas anbietet, dann ist es natürlich sinnlos.
Im übrigen glaube ich nicht, dass du in deinem "agilen" Team ohne Framework arbeitest. Ich bin mir sicher, mindestens du persönlich hast im Laufe der Zeit eine Sammlung von Dateien und Code hergestellt, in der deine alltäglichen Probleme eine Lösung haben. Diese wirst du immer wieder einsetzen, sobald du auf ein passendes Problem stößt. Vermutlich wird sowas sogar das gesamte Team haben.
Voila: Dein eigenes Framework.
Der Vorteil so einer Konstruktion: Es löst die Dinge auf die für das Problem ideale Weise, und weil man es selbst entwickelt hat und den Source kennt und beliebig anpassen kann, ist es das flexibelste Framework auf der Welt für einen.
Der Nachteil: Für einen Neueinsteiger ist es absolut unverwendbar, weil es mutmaßlich keinerlei brauchbare Dokumentation gibt, außer er arbeitet sich intensiv ein und fragt seine Kollegen ständig Löcher in den Bauch.
Der Vorteil eines der standardisierten Frameworks: Eine riesige Community im Internet, zahlreiche Lösungen für Probleme, die andere schon mal hatten, sind googlebar, und Sicherheits-Updates werden selbstverständlich zeitnah veröffentlicht.
Ein gutes Framework ist darüber hinaus so modular, dass man ohne Probleme die relevanten Teile verwenden kann und die überflüssigen weglässt.
Ebenso gings mir mit Django, Cake, und noch ein paar anderen. Das einzige Framework, was ich wirklich nutze, ist Jmonkey. Aber das ist ne andere Baustelle.
Also, was haltet ihr von PHP-Frameworks? Nötig? Überbewertet? Unsinnig? Wer arbeitet damit?
Ich würde nicht ohne eines arbeiten wollen.
- Sven Rautenberg