Lieber Dirk Kuepper,
So stellen sich Kinder mit 10 Jahren ein Schulbuch auf dem iPad vor. Sie haben es selber produziert: http://www.youtube.com/watch?v=Lpx1E9i4Zxc
aha, und da liest ein Kind dann vor, dass die Groß-/Kleinschreibung bei Internetadressen egal sei. Ist so pauschal formuliert leider falsch. Bei Domain-Namen ist die GrOß-/kLeInschreibung wirklich egal, aber alles, was danach kommt, also die Pfad-Angabe, ist es nicht mehr. Probiere einmal den youtube-Link oben nach dem Istgleichzeichen in reiner Kleinschreibung aus. Das Video wird aller Voraussicht nach nicht geladen werden: http://www.youtube.com/watch?v=lpx1e9i4zxc
Den Kindern kann man unbestritten einige Extras bieten, wenn man ein interaktives Medium nutzt. Ich würde aber sehr genau zu prüfen, ob das Selber-Lesen dadurch geschult wird, dass die Kinder nur noch den Play-Button zu betätigen brauchen, um die entsprechende Textstelle vorgelesen zu bekommen. Die Fähigkeit auswendig zu lernen ist bei dieser Altersgruppe so groß, dass dir ein Kind ein solches Buch auswendig aufsagen kann, wenn es sich die Audio-Files nur oft genug angehört hat. Aus meiner eigenen Kindheit weiß ich, dass ich den gesamten "Max und Moritz" von Wilhelm Busch aufsagen konnte - der Hörspielschallplatte sei dank.
Als wir am Gymnasium in der Vorbereitung zu einem Schüleraustausch nach China etwas Geschichtswissen nachfüttern wollten und (damals gab es das noch) Elftklässler(!) Textstellen aus einem in deutscher Sprache verfassten Buch laut vorlesen sollten, war das eine Maximalkatastrophe. Die Vierklässler in dem Youtube-Video haben da um Welten besser vorgelesen als diese Elftklässler damals im Gymnasium!
Zusätzlich finde ich das iPad als Bildschirmmedium (Spitzer) nicht unproblematisch. Zehnjährige brauchen die Fähigkeit, in einem echten Buch zu blättern und schnell die Inhalte zu finden, die sie suchen. Wenn ich mir anschaue, wie meine Schüler in einem alphabetisch sortierten Wörterbuch nach "Style" suchen... und erst im Bereich "c...", dann "e..." und so weiter blättern. o_O
Ist es wirklich wünschenswert, den Kleinen das Surfen im Web in dieser Ausführlichkeit in Video und Audio an die Hand zu geben? Lernen sie beim Benutzen eines Browsers alle diese Dinge nicht wesentlich intuitiver? Meine Gymnasiasten haben noch nie etwas von einer Formatvorlage gehört... DAS finde ich nun wirklich schlimm! Solche Dinge werden in "Schulbüchern" (egal auf welchem Medium) interessanterweise nicht behandelt. Warum nur?
Mir fehlt bei allen diesen Anstrengungen oft eine inhaltliche Qualität. Ob das nun Halbrichtigkeiten wie die oben diskutierte Groß-/Kleinschreibung ist, oder eine Inhaltliche Lücke wie die Formatvorlage - es bleibt bei mir immer wieder ein Fragezeichen übrig, sodass ich die Notwendigkeit für meinen Berufsstand so schnell nicht als obsolet betrachte.
Liebe Grüße,
Felix Riesterer.
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