Jemand eine Idee? Weihnachten alleine

[Der Martin]

Hallo,

Was ist denn daran so besonderes? Familien treffen sich, gehen in die Kirche, setzten sich zusammen ins Wohnzimmer und packen Geschenken aus und oftmals wird auf „heile Welt“ getan obwohl es sonst immer nur Streit in der Familie gibt?
Ich kann dir zustimmen, das passiert viel zu häufig. Allerdings ist das lange nicht generell so.

nein, zum Glück nicht, auch wenn es diese Fälle wahrscheinlich häufiger gibt, als uns bewusst ist. Weihnachten gilt als Fest der Besinnlichkeit, der Beschaulichkeit, der Menschlichkeit. Und während viele Menschen in materiellem Glück schwelgen und eine andere große Zahl wirklich glücklich ist, weil sie liebe Mitmenschen haben, mit denen sie sich gut verstehen und die sie lieben (Schnittmengen nicht ausgeschlossen), gibt es auf der anderen Seite viele Menschen, die eben nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen und denen gerade zu Weihnachten ihre Misere wieder besonders bewusst wird. Es ist kein Zufall, dass gerade um Weihnachten Depressionen besonders häufig sind, und die Selbstmordrate einen traurigen Höhepunkt hat.

Wenn dann jemand sagt, das Weihnachtsfest sei ihm/ihr egal, ist das zwar schade, aber noch einer der "harmlosen" Fälle.

Wenn man sich gerne hat, kann man sich auch unter dem Jahr etwas schenken, in die Kirche und oder zusammen essen gehen. Ich brauche dafür kein Weihnachten.

ACK. Mit dem Muttertag ist es ähnlich. Wer seiner Mutter nur zum Muttertag aus Pflichtgefühl mal Blumen schenkt, kann es auch gleich bleiben lassen.

Jein. Manchmal ist es einfach so, dass man sich zwar in der Familie gerne hat, einem aber die Gelegenheit und Möglichkeit fehlt, die Familie zusammenzubringen, da alle in ihrem persönlichen Alltag stecken. Fernab von christlichen Hintergedanken ist Weihnachten für mich auch immer eine Gelegenheit, die für viele wichtig ist. "unter dem Jahr" steckt man doch so oft einfach im Alltag fest. Es ist gut, wenn man manchmal durch ein Datum daran erinnert wird, sich mal wieder auf sich und seine Lieben zu besinnen. Allzu viele vergessen das im Stress "unter dem Jahr".

Genau das.

Ich war vorhin noch kurz in der Stadt, die Menschen kaufen ein als würde es die nächsten 8 Wochen nichts mehr geben, auf dem Weihnachtsmarkt wird nur gestoßen und geschoben, damit ist ein gemütliches schauen unmöglich. Und dazu kommt überall diese Hektik.
Ohne Zweifel: Der Kommerz ist der Untergang des Weihnachtsfests.

Naja, nicht ganz: Der Kommerz hat aus dem ursprünglichen Weihnachtsfest etwas ganz Neues gemacht: Eine gigantische Umsatzmaschine. Ich bedaure diese Kommerzialisierung besonders des Weihnachtsfests auch, aber man kann sich dem leider nicht ganz entziehen.

Ich sehe, wir sind uns grundsätzlich einig, dass das was du zuvor beschrieben hast, nicht Weihnachten ist.

Bin ich absolut dabei.

Anders sehe ich das aber beim Weihnachten feiern. Das Weihnachten feiern fängt für mich woanders an. Weihnachten feiern ist für mich nicht per se unvereinbar damit, daheim alleine zu sein. Weihnachten feiern ist für mich viel eher, wenn man das tut, was man aus sich selbst heraus und für sich selbst möchte. Wenn man es schafft, für sich selbst einen Platz der Ruhe und Besinnlichkeit zu schaffen - ob das im Kreis der Familie ist oder nicht, das muss jeder für sich selbst entscheiden - dann feiert man Weihnachten in meinem Verständnis. Und wahrscheinlich auch im Sinne des Erfinders.

Das spricht mir aus der Seele. Und ich werde Weihnachten dieses Jahr mal wieder auf inzwischen ungewohnte Weise erleben. Zwar habe ich das Weihnachtsfest meistens mit den Eltern verbracht, da ich die meiste Zeit Single und damit ungebunden war - aber dieses Jahr wird auch meine Schwester wieder dabei sein, die sich letzten Sommer nach fast 20 Jahren Ehe von ihrem Mann getrennt hat. Das ist kein Anlass zur Freude - aber man kann es umgekehrt sehen: Es ist schön, wenn die familiären Bande immer noch so intakt sind, dass man sich dann wenigstens dort geborgen und gut aufgehoben fühlt.

In diesem Sinne wünsche ich auch dir frohe Weihnachten!

Ich schließe mich vorbehaltlos an.

Frohes Fest,
 Martin