molily: HTML5 Semantik zu schwammig?

Beitrag lesen

Hallo,

Das Sektionen aus Artikel und Artikel wiederum aus Sektionen bestehen können, sowie dass jeder Artikel/Sektion wieder eigene Header und Footer enthalten kann, ist ja nicht unsinnig, wenn man eine Weile darüber nachdenkt. Aber dadurch, dass irgendwie alles optional ist, wirkt es so nichtssagend.

Vieles ist optional, weil HTML5 für Milliarden, wenn nicht für Billionen Dokumente da draußen gilt – sowohl für die neuen als auch für alle bestehenden! Die sind nun mal nicht alle gleich aufgebaut.

Anstatt das man einfach festgelegt hätte, dass das Universalattribut title für section und article eben verflichtend wäre und von den Browsern eben entsprechend einer Überschrift angezeigt wird:
<section title="Überschrift der Sektion">

In Attributen wird kein wichtiger Inhalt untergebracht, sondern höchstens zusätzlicher, vernachlässigbarer Inhalt. Essentiell wichtige Inhalte wie die Überschrift eines Abschnitts sollten nicht in einem Attribut untergebracht werden. Das ist eine Grundregel von allen SGML- und XML-basierten Markup-Sprachen.

Der wichtigere Grund, warum HTML5 nicht plötzlich bestehende Inhalte woanders untergebracht hat, ist die Abwärtskompatibilität. Siehe dazu /archiv/2014/3/t216791/#m1487567.

Das wäre m.E. deutlich logischer gewesen, da der Titel (=die Überschrift) ja eigentlich ein Meta-Datum ist, welches sich auf die Sektion/ den Artikel als ganzes bezieht.

Nein, es ist Teil des Inhalts, kein Metadatum, das in einem Attribut versteckt werden sollte.

So soll – wenn ich es richtig verstanden habe – das nav-Element für alle signifikanten Bestandteile verwendet werden, deren Hauptzweck es ist auf andere Seiten zu verzweigen.

Nein. Nicht alles, was eine Linkliste ist, gehört ins nav-Element.

Das hieße ja praktisch, dass ein Inhaltsverzeichniss einer Webseite (also im Prinzip auch die Hauptseite der meisten Präsenzen) fast vollständig in ein nav gehören würde.

Nein, das auf keinen Fall. nav soll die grundlegende, wiederkehrende Navigation auf einer Website beinhalten. Diese Hauptnavigation gibt über die Grundstruktur der Website Aufschluss – am besten auf oberster Ebene. Eine Startseite wie http://www.zeit.de/ etwa hat über 400 Links, aber nur eine Hauptnavigation, die die Grundstruktur der Website wiedergibt. Darin sind höchstens 10-20 Links, vielleicht noch verschachtelte Unterrubriken.

Auch scheint es Situationen zu geben, in denen mehrere Tags gleichzeitig angebracht wären, so wäre eine Kategorie „weiterführende Links” m.E. gleichermaßen mit aside, wie auch mit nav auszuzeichnen.

Nein, aside und nav widersprechen sich! Noch einmal, nur weil etwas eine Linkliste ist, ist es nicht mit nav auszuzeichnen. Siehe auch http://html5doctor.com/nav-element/.

Also wie gesagt scheint mir das komplette Konzept von HTML5 viel zu unbestimmt zu sein. Eigentlich fand ich gerade die recht starren Definitionen voriger Varianten recht hilfreich,

Die Definitionen in HTML 4.01 waren alles andere als starr, sondern leider sehr abstrakt und schwammig. HTML5 ist da viel konkreter und ausdifferenzierter. Hinreichend abstrakt muss das Markup immer noch sein, schließlich gibt es nicht bloß einen Typ von Dokumenten.

Ist das jetzt nur eine Art „Kulturschock” der Anfangsphase, der sich wieder legt, oder deckt sich eure Meinung (als erfahrenere Personen im Umgang mit HTML5) mit meinem Schwammigkeitsgefühl?

Zur Anwendung der HTML5-Sectioning äußert sich sowohl die HTML5-Spezifikation ziemlich konkret, als auch verschiedene Sekundärartikel, z.B. auf HTML5Doctor, Sitepoint oder Smashing Magazine. Eigentlich gibt es diesbezüglich keine großen Missverständnisse mehr, sondern es wurden schon Best Practices gefunden.

Grüße,
Mathias