Sven Rautenberg: Alternative zur GEMA: C3S

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Moin!

Mahlzeit,

Wer die Gema nicht mag, sollte mithelfen, dass die C3S als Alternative entstehen kann: https://www.c3s.cc/

Und du glaubst wirklich, eine solche Organisation hat Chancen, solange sich die grossen Musikkonzerne die GEMA als abgerichteten Wachhund halten?

Um die Konzerne geht es nicht wirklich. Etablierte, große Künstler werden deren Infrastruktur vermutlich weiterhin nutzen, um ihre künstlerischen Leistungen zu monetarisieren.

Es wurde ja die Beweisumkehr angesprochen. Und schon musst du der GEMA beweisen, dass die Musik, die du spielst, von der C3S vertreten wird und nicht von der GEMA, somit exakt das Problem, was jeder auch mit der Musik hat, die unter freien Lizenzen ist.

Eher nicht!

Die sogenannte GEMA-Vermutung ist eine vom Bundesgerichtshof in den 1980ern entwickelte Konstruktion, die so nicht im Gesetz steht: Weil die GEMA die einzige Organisation ist, die urheberrechtlich geschützte Werke lizensiert, und der real existierende Anteil von direkt lizensierbaren bzw. frei verfügbaren Werken gering ist, ist zu vermuten, dass jedes genutzte Werk bei der GEMA zu lizensieren wäre - außer man beweist das Gegenteil.

Die Existenz einer konkurrierenden Verwertungsgesellschaft würde diese Vermutung also widerlegen können. Das bedeutet nicht automatisch, dass jedermann jede Musik frei benutzen dürfte, aber es könnte bedeuten, dass ein nennenswerter Teil des Repertoires in der Zukunft via Youtube einbindbar wäre, weil die Lizensierung mit der C3S in einem vernünftigen Rahmen möglich ist. Creative-Commons-Lizenzen jedenfalls werden explizit unterstützt bei der C3S - bei der GEMA ist dies, selbst wenn der Künstler es wollte, nicht möglich.

Hier geht es um eine Milliarden schwere Lobby. Helfen würde es nur, wenn die Superstars wechseln, was nicht passieren wird, weil die alle bei den "Grossen" unter Vertrag sind.

Die Frage ist, was man will. Will man Superstars-Mucke spielen, ist die GEMA zuständig. Will man elektronische Nischen-Musik spielen, war bislang auch die GEMA zuständig. Und der Veranstalter hatte die Aufgabe, alle gespielte Musik korrekt nachzuweisen und den Urheber der Musik zu benennen. Im Zweifel mit der Konsequenz, dass doch die GEMA kassiert, weil sie den Namen des Urhebers nicht erkennt. 2012 gabs einen Fall, bei dem die GEMA für GEMA-freie Musik das Pseudonym eines Urhebers (der seinen bürgerlichen Namen nicht nennen wollte) nicht anerkannt hat und kassieren durfte. Mit der C3S wäre dieses Problem nicht aufgetreten: Der Urheber wäre Mitglied der C3S, hätte seine Musik dort als CC-lizensiert eingebracht, und bei der Frage nach der zuständigen Verwertungsgesellschaft hätte die C3S gesagt, dass sie diesen Urheber vertritt, und die GEMA wäre raus gewesen. Zumindest hätte die GEMA nicht argumentieren können, dass sie ja eigentlich alle Künstler vertritt und deshalb pauschal einen Anspruch hat.

Oder anders formuliert: Wenn niemand den Versuch unternimmt, die bestehenden Verhältnisse zu ändern, wird sich nichts ändern. Der Prozess ist sehr zeitraubend (eine Verwertungsgesellschaft baut sich nicht in drei Wochen von alleine auf), aber es ist vermutlich der schnellste Weg, eine Alternative zur GEMA zu bekommen. Denn die GEMA von innen verändern ist aufgrund der dort herrschenden Machtverhältnisse so gut wie ausgeschlossen: Entweder ist man kleiner Künstler und darf nicht abstimmen, oder man ist großer Musikverlag und hat gar kein Interesse, etwas zu ändern.

- Sven Rautenberg