Camping_RIDER: Ich mal mal...

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Aloha ;)

Ich mal mal ein schwarzes Bild von der Zukunft... Nicht alles, was ich schreibe, wird oder muss so passieren, aber einiges davon ist beunruhigenderweise denkbar oder teils sogar schon Realität...

Okay. Das ist ja dann deren Problem, wenn die Informationen in der freien Welt nicht ankommen.

Das ist nicht weit genug gedacht. Wenn Apple, Google und Facebook kontrollieren welche Nachrichten wir lesen, was sollte sie dann davon abhalten unliebsame Nachrichten nicht zu "senden?"

Das kontrollieren die nicht. Die kontrollieren nur, welche Nachrichten wir innerhalb von deren Mikrokosmos lesen können. In der wirklichen Welt jedoch ...

Das IST die wirkliche Welt für ganz, ganz viele Menschen da draußen. Die einzige, die sie kennen und in der sie sich gerne bewegen.

Oder anders gefragt: was nützt es dir, dass du in der Lage bist im Internet zu publizieren wenn keiner es mitbekommt?

Nun, wenn es diejenigen mitbekommen, die nicht ausschließlich facebook verfallen sind, sollte mir das wohl genügen. Auf die kann ich gern verzichten, auch wenn es viele sind. Die sind quasi verloren.

Dumm bloß, dass man sich mit dem "quasi verloren" nicht einfach zufrieden geben kann und sollte. Diese Leute, die unter einem enormen Einfluss und einer enormen Beeinflussbarkeit stehen, bestimmen durch Wahlen und Ähnliches Politik und Gesellschaft mit. Ohne unterstellen zu wollen, dass das passiert: Wenn man Leute nur angestrengt in ihrer Filterblase hält oder sie durch (bewusst taktische) Selektion ihres Pinnwand-Horizonts in eine Richtung lenkt, lassen sich damit im schlimmsten Fall Massen von Meinungs-Zombies erzeugen, die dann nicht nur ihr quasi-verlorenes Leben, sondern auch dein und mein Leben mitbestimmen. Just Saying...

Nun ist es noch nicht so weit, noch gibt es Nachrichtenquellen neben den Drei Grossen[tm]. Aber ich sehe die Gefahr durchaus. Die großen Nachrichten begeben sich gerade freiwillig in den goldenen Käfig und räumen den Konzernen so enorme Macht ein.

Tatsächlich? Es gibt immer noch auch im Internet die großen namhaften Nachrichtenagenturen wie dpa oder reuters, ebenso wie die Web-Auftritte vieler Tageszeitungen, der Tagesschau oder anderen TV-Nachrichtenpertalen.

... und die haben welchen Einfluss auf die Masse? Vor allem indirekten, weil sich andere Nachrichtenagenturen mit Lizenz bei ihnen bedienen. Kaum jemand informiert sich bei den Primärquellen, das ist teils wegen Kostenpflichtigkeit auch gar nicht einfach möglich. Und selbst die Tageszeitungen (wer abonniert in Zukunft noch Papierzeitung) und die Tagesschau (ehrlich, die ARD-Nachrichtensprecher kann man sich ja kaum antun), sowie die anderen TV-Nachrichtenportale (wie viel wird denn noch Fernsehen geschaut? - immer noch viel, aber weniger als früher und definitiv intellektfreier) können den Trend nicht aufhalten, dass Information immer mehr bei Wenigen - nämlich genau den sozialen Netzwerken - zentriert wird.

Nicht mal ich als kritischer social-media-Nutzer bin frei davon; für Tageszeitung hab ich keine Zeit, Nachrichten im Fernsehen laufen nie, wenn ich davor sitze (was wenig genug vorkommt) und der regelmäßige Besuch bei Online-Nachrichtenportalen ist nicht direkt in meinem Workflow verankert. Trotzdem lese ich viel Nachrichten - weil ich bei den wenigen Malen, die ich durch meine Facebook-Startseite durchscrolle auf viele Online-Zeitungsartikel stoße, die ich dann öffne; gelegentlich auch über die News auf der Startseite meines E-Mail-Providers. Es wäre für die sozialen Netzwerke nicht sehr schwer, mich in eine Filterblase zu stecken und da zu halten, und ich würde es zwar bemerken (weil ich dann doch ab und an aktiv über den Tellerrand schaue), aber definitiv erst nach einer ganzen Weile, wenn ein Teil des Schadens vielleicht schon angerichtet wäre.

Und deshalb halte ich insbesondere Facebook für einen Angriff auf das freie und offene Web.

Und ich halte das zwar im Ansatz für begründet, aber für völlig übertrieben.

Nein, du wirst nur nicht täglich und an der eigenen Haut spürbar mit den tatsächlichen Ausmaßen konfrontiert, weil du dich selbst nicht im Ansatz darauf einlässt (was ja prinzipiell nicht schlecht ist) und dadurch die tatsächliche Tragweite nicht beurteilen kannst. Auch Hörensagen bringt da nicht viel (zumal dir niemand einfach so erzählen würde, wie groß er die Gefahr für sich einschätzt, in einer Filterblase gefangen worden zu sein), man muss selbst erlebt haben wie die Arbeitsweise funktioniert und die Wirkung am eigenen, veränderten Verhalten feststellen, um das mögliche Ausmaß beurteilen zu können.

Ich besuche täglich vier Websites: das Selfforum, Facebook, Twitter und GMX (in etwa wahrscheinlich sogar in dieser Häufigkeitsverteilung); dazu fast jeden Tag Wikipedia und Duckduckgo/Google (Google in letzter Zeit weniger, aber immer noch gelegentlich), alle paar Tage (je nachdem wie viel ich Zeit habe) Youtube und, wenn ich ganz viel Zeit habe, noch den einen oder anderen Blog. Das wars. Ich stecke schon in der Maschinerie, die das verteilte, offene Web auf wenige Seiten konzentriert. Und ich bin bei weitem kein Musterbeispiel der Generation Smartphone, der ich alterstechnisch angehöre. Aus der Erfahrung mit meinem Umfeld (und selbst die sind keine Musterbeispiele) kann ich nur sagen, dass die Konzentration auf ganz wenige Websites bei ganz vielen anderen noch mal deutlicher ausgeprägt ist als bei mir.

Abgesehen davon, zum Thema "Apps und Webseiten ist fast das gleiche" - auch die Einschätzung kann nur von jemandem stammen, der das nicht am eigenen Leib erlebt. Apps machen den Zugriff auf einzelne Websites (nämlich die der App, also Facebook/Twitter/Youtube/...) deutlich einfacher und schneller, man kann darin aber nicht einfach mal schnell "einen neuen Tab aufmachen". Man muss die App wechseln, warten bis der Browser gestartet hat, und dann eine Zweitquelle befragen. Und ob man externe Links öffnet muss man sich schon überlegen, dann kommt erstmal das App-Auswahlfenster, das mich fragt, mit welcher App ich das dann öffnen will, ich wähle den Browser, dann warte ich bis der Browser gestartet hat, ... Es kommt noch erschwerend hinzu, dass ich damit manche "Webseiten" direkt auf meinem Desktop habe, mit einem Klick erreichbar (nämlich die großen, die, die eigene Apps haben und sich die Wartung etc. leisten können), während ich andere Webseiten erst im Browser öffnen muss, auf Eigeninitiative, mit mehr Traffic, ... Wenns mir nicht wichtig ist (so denken viele), dann kann ich das doch einfach bleiben lassen und meine Informationen von den großen Sozialen Netzwerken beziehen, die so g'schickte Apps haben. Apps und Webseiten sind nicht das Gleiche. Apps von Webdiensten, speziell von Social Media, sind, und da kann ich @Christian Kruse nur vehement beipflichten, der schleichende Tod des freien und offenen Web.

Und Indieweb ist gut... Wird aber, zumindest sehr lange Zeit, nur ein Rückzugsort von und für Nerds sein. Nicht falsch verstehen - es ist gut, dass es das gibt und jeder sollte tun, was er kann, um die Bewegung zu unterstützen. Bei der breiten Masse wird sie aber nicht ankommen, die ist dafür zu technisch uninteressiert und - sagen wirs wie es ist - zu bequemlich.

Tatsächlich ist die Zentralisierung und Monopolstellung einzelner Plattformen ein Problem. Wir hattens heute schon von Steam (eine Plattform, die für eine extreme Mehrheit der verkauften Spiele zwangsläufig genutzt werden muss), wir haben Facebook und Twitter (wobei gerade unter Normalos, zumindest in meinem Umfeld, ersteres deutlich populärer ist), wir haben Youtube für Videos, vine für Clips, Twitch für Streams, Spotify für Musik, Google zum Suchen, Amazon zum Einkaufen, Github für Programmierung, Stackoverflow falls es mit dem Programmieren mal nicht so klappt, Dropbox für unsere Dateien, Wikipedia als Nachschlagewerk... Nicht alle davon sind schlecht oder Inkarnationen von Schweinefirmen, aber sie haben alle eins gemeinsam: Sie haben quasi-Monopole in ihrem Gebiet inne, ihre Konkurenten führen meist nur ein Schattendasein (google+, vimeo, clipfish, myspace und wie sie nicht alle heißen). Diese Monopolisierung und zunehmende Abhängigkeit von einzelnen Seitenbetreibern macht vor kaum einem Gebiet im Internet halt, spontan fallen mir nur die Blogosphere und Nachrichtenportale ein, die nicht direkt von sowas betroffen sind, sowie der hart umkämpfte video-on-demand-Markt, auf dem drei bis vier große Anbieter buhlen. Wir[1] sind definitiv, auch jetzt schon, von einzelnen Seiten- bzw. Dienstebetreibern abhängig. Das schockierendste an der obigen Liste ist nicht, dass ich spontan benennen kann, auf welche Seite ich gehe um was zu machen - sondern dass die Liste für extrem viele Menschen haargenau gleich ausfällt - und die meisten der oben genannten Webseite machen es einem mit vielen verschiedenen Mitteln sehr schwer, ihnen den Rücken zu kehren bzw. zu Alternativen zu greifen.

Grüße,

RIDER

--
Camping_RIDER a.k.a. Riders Flame a.k.a. Janosch Zoller
# Facebook # Twitter # Steam # YouTube # Self-Wiki # Selfcode: sh:) fo:) ch:| rl:) br:^ n4:? ie:% mo:| va:) js:) de:> zu:} fl:( ss:) ls:[

  1. Und damit meine ich einen Großteil der uns so umgebenden Menschheit. ↩︎

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            Korrektur: Rechnen ist Glückssache ...

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