Hallo,
Ich mal mal ein schwarzes Bild von der Zukunft... Nicht alles, was ich schreibe, wird oder muss so passieren, aber einiges davon ist beunruhigenderweise denkbar oder teils sogar schon Realität...
einiges von dem, was du da malst, ist meiner Ansicht nach schon schwärzer als schwarz.
Das ist nicht weit genug gedacht. Wenn Apple, Google und Facebook kontrollieren welche Nachrichten wir lesen, was sollte sie dann davon abhalten unliebsame Nachrichten nicht zu "senden?"
Das kontrollieren die nicht. Die kontrollieren nur, welche Nachrichten wir innerhalb von deren Mikrokosmos lesen können. In der wirklichen Welt jedoch ...
Das IST die wirkliche Welt für ganz, ganz viele Menschen da draußen. Die einzige, die sie kennen und in der sie sich gerne bewegen.
Ich habe lange überlegt, auf welcher metaphorischen Ebene ich diese Aussage verstehen soll, denn ich kann und will mir nicht vorstellen, dass das auch nur ansatzweise wörtlich gemeint ist. Das wäre ja dann weit schlimmer, als ich es je befürchtet hätte. Die Truman-Show.
Auf die kann ich gern verzichten, auch wenn es viele sind. Die sind quasi verloren.
Dumm bloß, dass man sich mit dem "quasi verloren" nicht einfach zufrieden geben kann und sollte.
Aber muss. Oder meinst du, man könnte etwas dagegen tun? Ich wüsste nicht, was.
Diese Leute, die unter einem enormen Einfluss und einer enormen Beeinflussbarkeit stehen, bestimmen durch Wahlen und Ähnliches Politik und Gesellschaft mit. Ohne unterstellen zu wollen, dass das passiert: Wenn man Leute nur angestrengt in ihrer Filterblase hält oder sie durch (bewusst taktische) Selektion ihres Pinnwand-Horizonts in eine Richtung lenkt, lassen sich damit im schlimmsten Fall Massen von Meinungs-Zombies erzeugen, die dann nicht nur ihr quasi-verlorenes Leben, sondern auch dein und mein Leben mitbestimmen. Just Saying...
Natürlich. Aber wie gesagt: Ich wüsste nicht, was man dagegen tun sollte.
Kaum jemand informiert sich bei den Primärquellen, das ist teils wegen Kostenpflichtigkeit auch gar nicht einfach möglich. Und selbst die Tageszeitungen (wer abonniert in Zukunft noch Papierzeitung) ...
Immer weniger Leser, weil's unbequem und verhältnismäßig teuer ist.
und die Tagesschau (ehrlich, die ARD-Nachrichtensprecher kann man sich ja kaum antun)
Naja, die Tagesschau ist meiner Ansicht nach DIE Nachrichtensendung im deutschen Fernsehen. Ich glaube, die liegen in der öffentlichen Wertschätzung noch vor der ZDF-Konkurrenz "heute".
Und was ist gegen die Tagesschau-Sprecher zu sagen? Auf mich wirken sie allesamt seriös, glaubwürdig und sympathisch - wobei letzteres nur unterschwellig eine Rolle spielt.
gelegentlich auch über die News auf der Startseite meines E-Mail-Providers.
Startseite? E-Mail? Hmm. Wie passt der Begriff Startseite zu SMTP, IMAP und POP3?
Sorry, just teasing.
Und deshalb halte ich insbesondere Facebook für einen Angriff auf das freie und offene Web.
Und ich halte das zwar im Ansatz für begründet, aber für völlig übertrieben.
Nein, du wirst nur nicht täglich und an der eigenen Haut spürbar mit den tatsächlichen Ausmaßen konfrontiert, weil du dich selbst nicht im Ansatz darauf einlässt (was ja prinzipiell nicht schlecht ist) und dadurch die tatsächliche Tragweite nicht beurteilen kannst.
Das fürchte ich langsam auch.
Auch Hörensagen bringt da nicht viel (zumal dir niemand einfach so erzählen würde, wie groß er die Gefahr für sich einschätzt, in einer Filterblase gefangen worden zu sein)
Das nicht, aber die Menschen erzählen freimütig, wie viel oder wie wenig sie beispielsweise von facebook halten.
Abgesehen davon, zum Thema "Apps und Webseiten ist fast das gleiche" - auch die Einschätzung kann nur von jemandem stammen, der das nicht am eigenen Leib erlebt. Apps machen den Zugriff auf einzelne Websites (nämlich die der App, also Facebook/Twitter/Youtube/...) deutlich einfacher und schneller, man kann darin aber nicht einfach mal schnell "einen neuen Tab aufmachen".
Das ist mir soweit klar.
Apps und Webseiten sind nicht das Gleiche.
In der Handhabung natürlich nicht. Aber sie greifen übers Internet auf denselben Informationspool zu. Mehr wollte ich mit dem Vergleich nicht sagen.
Und Indieweb ist gut... Wird aber, zumindest sehr lange Zeit, nur ein Rückzugsort von und für Nerds sein.
Ja, sehe ich auch so.
Tatsächlich ist die Zentralisierung und Monopolstellung einzelner Plattformen ein Problem. Wir hattens heute schon von Steam (eine Plattform, die für eine extreme Mehrheit der verkauften Spiele zwangsläufig genutzt werden muss), wir haben Facebook und Twitter (wobei gerade unter Normalos, zumindest in meinem Umfeld, ersteres deutlich populärer ist), wir haben Youtube für Videos, vine für Clips, Twitch für Streams, Spotify für Musik, Google zum Suchen, Amazon zum Einkaufen, Github für Programmierung, Stackoverflow falls es mit dem Programmieren mal nicht so klappt, Dropbox für unsere Dateien, Wikipedia als Nachschlagewerk... Nicht alle davon sind schlecht oder Inkarnationen von Schweinefirmen, aber sie haben alle eins gemeinsam: Sie haben quasi-Monopole in ihrem Gebiet inne, ihre Konkurenten führen meist nur ein Schattendasein (google+, vimeo, clipfish, myspace und wie sie nicht alle heißen).
Und einige von denen, die du als Monopolisten aufgezählt hast, kenne ich nicht einmal: vine, Twitch, Spotify - nie gehört. Aber vimeo, clipfish oder myspace sagen mir auch nichts.
Das schockierendste an der obigen Liste ist nicht, dass ich spontan benennen kann, auf welche Seite ich gehe um was zu machen
Das finde ich gar nicht schockierend: Ich weiß ja auch spontan, in welchen Laden ich als erstes gehen würde, wenn ich etwas Bestimmtes kaufen will.
sondern dass die Liste für extrem viele Menschen haargenau gleich ausfällt
Und auch das ist kein Einzelfall. Auch Unternehmen wie Lidl, McDonalds oder Media Markt sind in ihrer Branche unter denen, die von vielen wohl als erstes genannt werden. Warum sollte das im Web anders sein? Der Knackpunkt ist: Wenn ich auf meiner bevorzugten Website nicht das finde, was ich suche, dann versuche ich es woanders. Wie im richtigen Leben.
Und wenn diese Art von Alternativentscheidung nicht mehr funktioniert, dann haben wir wirklich ein Problem. So wie du es darstellst, haben wir das anscheinend schon.
und die meisten der oben genannten Webseite machen es einem mit vielen verschiedenen Mitteln sehr schwer, ihnen den Rücken zu kehren bzw. zu Alternativen zu greifen.
Natürlich. Weil sie sich in einem bestimmten Bereich fest etabliert haben. Ich finde daran nichts Schlimmes, solange man sich darüber im Klaren ist, dass es Alternativen gibt. Vor allem auch offline.
So long,
Martin