Hallo chorn,
Wenn ich nach Jahren rausfinde, dass die "Ware" meine persönlichen Daten ungefragt an Dritte weiterreicht, die das nichts angeht - ja, warum denn nicht? Guck dir doch mal das Dilemma mit Web of Trust an. Wirf einfach einen Blick in Mozillas offizielles Manifest:
04 Die Sicherheit und der Schutz der Daten einer Person im Internet sind von grundlegender Bedeutung und dürfen nicht als optional betrachtet werden.
Du möchtest also quasi Mozilla die Schuld an dem WOT-Debakel geben und ihnen den Bruch ihres Manifests vorwerfen?
Ich denke nicht, dass das zielführend ist. Die gleichen Addon-APIs, die WOT zum Tracken benutzt hat, können Apps wie NoScript, uBlock oder „Self-Destructing Cookies“ zum Schutz deiner Privatssphäre benutzen, was damit geschieht, kann Mozilla wohl nicht in seiner Gesamtheit überprüfen (Bei WOT haben sie aber reagiert, als es bekannt wurde).
In diesem Thread wurde ja bereits erwähnt, dass Mozilla nicht einfach Dinge abschalten kann, die deine Privatssphäre beeinträchtigen, aber leider von vielen Websites zum Funktionieren benötigt werden. Der einfache Nutzer geht nicht auf Fehlersuche, sondern meckert über Mozilla und wechselt zur Konkurrenz (die per default erst einmal alle Eingaben in die Adresszeile an den Hersteller zwecks Anzeigen Vorschlägen schickt). Mozilla braucht aber einen gewissen Marktanteil, um das Web verbessern zu können, während die anderen großen Browserhersteller primär auf Gewinnmaximierung aus sind.
Mozilla macht ja einiges in dem Bereich:
- Let’s Encrypt und andere Maßnahmen, um die Verbreitung von HTTPS zu fördern
- Firefox Klar
- Finanzierung von Sicherheits-Audits von für das Web wichtiger Software
- in Privaten Fenstern wird automatisch ein Tracking-Schutz aktiviert
Mit passenden Einstellungen bei der Referrer Policy kannst du deine Nutzern helfen, ihre Privatssphäre zu schützen und zumindest von deinen Seiten ausgehend keinen Referrer zu senden.
Mit so einem bedachten Vorgehen erreicht man mehr Nutzer als wenn man sie vergrault, indem man alles abschaltet, was die Privatssphäre beeinträchtigt, aber potenziell auch Websites ziemlich kaputt machen kann. Wer mit Werkzeugen wie NoScript und ihren Limitierungen umgehen kann, kann sie sich ja problemlos installieren.
Mit Trump’schen undurchdachten Vorpreschen erreicht man wenig[1].
Gruß
Julius
Eigentlich kann man im Falle Trumps eher darüber froh sein und hoffen, dass er seine kruden Ideen nicht umgesetzt bekommt und dass der Schutthaufen, den vermutlich ab 2021 sein Nachfolger aufkehren muss, dadurch klein gehalten wird. ↩︎