Benedikt L.: Auszeichnung von Abkürzungen

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Hi!

Du ignorierst aber diejenigen, die Texte nur Zeichen für Zeichen aufnehmen können, aus welchen Gründen auch immer. Zum Beispiel wenn die Zeichen extrem vergrößert werden müssen oder sie Brailleschrift verwenden oder einen Screenreader benötigen.

Screenreader können gut mit Abkürzungen umgehen. Und Nutzer von Bildschirmlupen freuen sich eher wenn häufige Begriffe abgekürzt sind, sonst müssen sie sich ja noch mehr über den Bildschirm bewegen.

Die alle können Abkürzungen überhaupt nicht, wie die meisten User hier, im Vorfeld erkennen. Die müssen die Abkürzung zunächst vollkommen aufnehmen, dürfen dabei das Ende nicht verpassen (was teilweise sehr schwierig ist, da Abkürzungen korrekt geschrieben Leerzeichen enthalten können und nicht immer mit einem Punkt enden), sind deshalb zunächst schon ein Wort weiter, müssen dann im Kopf das ganze Zeichenkonstrukt komplett zusammensetzen und können danach überhaupt erst beginnen, die Abkürzung zu übersetzen.

Ich verstehe den Fall nicht den du hier beschreibst. Das Ausschreiben von Abkürzungen passiert bestenfalls im Fließtext bei der ersten Benutzung. Oder in einem verlinkten Glossar, wenn das "Ausschreiben" zur Erklärung nicht reicht. Ähnliches gilt für das Definieren eines Begriffs. Schau dir einmal die zugehörigen WCAG 2.0 Techniques an:

Und Understanding WCAG 2.0:

Deshalb sind Abkürzungen selbst immer massive Barrieren. Wer barrierefreie Seiten erstellen will und dabei Abkürzungen verwendet hat Barrierefreiheit / Zugänglichkeit noch nicht mal ansatzweise begriffen.

So radikal würde ich das keinesfalls formulieren!

Ja, Abkürzungen sind möglichst zu vermeiden. Aber sie kommen in der Sprache und damit auf Webseiten vor. Es gilt sie bewusst und zugänglich zu verwenden.

Ich kann mir als Lösung nur vorstellen, das beide Formen (die ausgeschriebene und die abgekürzte) verwendet werden und dann dem jeweiligen Zielpublikum zugänglich gemacht werden.

Doppel-Lösungen versucht man eigentlich zu vermeiden in der Barrierefreiheit!

Zum Beispiel wird der Text grundsätzlich ausgeschrieben dargestellt. Besucher, welche mit Abkürzungen vertraut sind und die den Text visuell aufnehmen können, können dann auf Buttonklick auf die Abkürzungen umschalten. Wenn der Besucher dann merkt, das der Autor viele Abkürzungen verwendet, die ihm nicht bekannt sind, kann er einfach wieder zurückschalten.

Davon würde ich abraten. Es ist verwirrend wenn alle Abkürzungen ausgeschrieben werden. Texte werden dadurch schlecht lesbar. Ein Text über "EU", "NATO" und "UN" wird nicht verständlicher wenn überall "Europäische Union", "Nordatlantisches Verteidigungs-Bündnis" und "Vereinte Nationen" steht. Außerdem gehört NATO zu den "aussprechbaren" Abkürzungen, ist also selbst ein Wort.

Die WCAG geben dies bezüglich Techniken vor an denen man sich orientieren sollte, genauer gesagt MUSS um WCAG konform zu sein.

Vorteil: so ein Lösung ist sehr simpel umzusetzen.

Ich finde es ganz und gar nicht simpel eine Doppel-Lösung umzusetzen. Wenn einen Screenreader Benutzer die ausgeschriebenen Abkürzungen nerven, muss er erst den Button finden. (Woher weiß er, dass es ihn gibt?) Und dann wieder an die Text-Stelle zurückgehen, wo er herkam. Nicht gut.

Grüße

Benedikt