Hej Auge,
In einem traditionellen afrikanischen Dorf ohne Elektrizität, ohne Schule, ohne Arzt, ohne Kanalisation, ohne ÖPNV, ohne asphaltierte Straßen sind die Lebenshaltungskosten womöglich sehr niedrig.
Im Vergleich zum Vergleich zwischen Deutschland und anderen Industrienationen ist das allerdings ein Vergleich von Äpfeln und Birnen. Wozu in die Ferne schweifen, wenn es schon ein Blick ins Nachbarland reicht?
Es ist aber der Vergleich, den ich meinte, als ich davon sprach, dass man bei Crowdworking-Projekten, die prinzipiell nur Internet-Anschluss und webclient voraussetzen, mit denen konkurriert.
Dann ist dein Beispiel aber tatsächlich der sprichwörtliche Vergleich zwische Äpfeln und Birnen. In deinem afrikanischen Dorf ohne Elektrizität, Schule oder Arzt wird niemand den Internetanschluss haben können, um zum verwöhnten Europäer in Konkurrenz zu treten.
Mal abgesehen davon, dass es allerhand Projekte gibt (unter anderem durch deutsche Spenden und vom deutschen Staat finanziert - habe selber beispielsweise am Runetwork mitgearbeitet), um Menschen selbst in den entlegensten gebieten der Welt ins Netz zu bringen (ob die Absichten dabei immer altruistisch sind?):
Dann lassen wir die ohne Zugang zum Netz halt außen vor. Nehmen wir nur die, die mobilen Empfang und irgendwo im Dorf oder der Umgebung einen privaten Stromgenerator haben, an dem man gegen eine geringe Gebühr ein mobiles Gerät aufladen kann, um zu arbeiten.
Aber ja: Armut schließt von Teilhabe aus. Da gebe ich Dir recht!
Falls du darauf hinaus willst…
Wenn du unter diesen Umständen bereit bist, für 10,- EUR die Stunde zu arbeiten, ist es ein leichtes sich so ein Leben in Deutschland ebenfalls einzurichten: zieh einfach unter eine Brücke!
Ach ja, super Argument.
Habe mir doch gedacht, dass du nicht so leben möchtest wie Menschen in den Ländern, wo man mit viel weniger Geld auskommen muss 😉
Aber im Ernst: so ist das Leben, wenn man in Afrika kein Einkommen hat. Gar nicht witzig. Sicher kennst du die Bilder von Waisenkindern, die mitten im Dorf verhungern, weil ihnen niemand auch nur einen Schluck Wasser abgibt?!?
Also komm mir bitte nicht mit: woanders lebt es sich mit dem bisschen Geld, das man dort verdient, ganz gut. Beschissen lebt es sich da! Und zwar absolut beschissen — da muss man für jeden pestizidverseuchten Bissen schuften! Sonst verreckt man. Punkt.
Und trotzdem: Ja, unser Sozialsystem ist nicht perfekt. Sage ich ja nichts gegen. Mir tut es nicht leid abzugeben. Aber es muss etwas zum Teilen da sein.
Wir können gerne darüber reden, wo der Staat weniger ausgeben soll, damit an Arbeitslose und Geringverdiener mehr gezahlt werden kann.
Wäre dann halt ein ganz anderes Thema. Aber bei einem wie mir, der sein ganzes Leben lang ehrenamtliche Tätigkeiten ausgeübt hat und versucht hat, den schwächsten zu helfen, rennst du da nur offene Türen ein.
Marc