Nun ja. Du hast Recht - man darf gespannt sein, was da kommt. Falls etwas kommt. Sicher bin ich mir da nicht.
Ich glaube auch nicht an einen harten Umbruch. Das Mantra "Don't break the web" wird auch in der vorhersehbaren Zukunft seine Grundsätzlichkeit behaupten und invasive Eingriffe in das existierende Web unterbinden. Eine Revolution an deren Ende wieder ein monopolistischer Programmierstack steht, der die heutigen Monopolisten HTML/CSS/JS ablöst, ist nur schwer vorstellbar. Aber vieles spricht dafür, dass zur Zeit eine technische Liberalisierung des Webs stattfindet und zwar auf eine mit dem Web verträglichen evolutionären Weise.
Ein paar Beispiele: Die interne Skripting Schnittstelle der Browser war bisher ein exklusiver Raum für JavaScript. Heute gibt es WebAssembly, das vereinfacht den Markteintritt anderer Programmiersprachen ins Web. Es gibt bereits jetzt eine Fülle an Programmiersprachen, die zu JavaScript oder zu WebAssembly kompiliert werden können, das werden in Zukunft noch mehr werden und auch der Arbeitsmarkt wird sich indessen Folge verändern.
Ähnlich sieht es bei CSS aus. Wir haben seit ein paar Jahren WebGL, eine low-level Schnittstelle für visuelle Darstellungen und mitunter ein Baustein, um alternative User Interfaces zu entwickeln. Der hauptsächliche Anwendungsbereich konzentriert sich momentan auf Computer-Spiele, aber mich würde es nicht überraschen, wenn WebGL seinen Anwendungsbreich in Zukunft weiter ausdehnen können wird.
Außerdem treibt das W3C unter dem Schirmbegriff "CSS Houdini" Bemühungen voran CSS auf einer tiefer liegenden Ebene zu standadisieren und die Rendering Pipelines der Browser für Scripting zu öffnen. Die Bemühungen sind heute noch eher experimenteller Natur, aber offensichtlich besteht da ein Bedarf und ein Wille etwas in dieser Hinsicht zu unternehmen.
HTML wird gerade ebenfalls weiter geöffnet, das Shadow DOM und Custom-Elements sind zwei Beispiele dafür.
Und, um ein letztes Beispiel zu nennen, wir beobachten ständig das Enstehen neuer Web APIs, die Aufgaben ermöglichen, die bisher nur von nativen Programmen erfüllt werden konnten.
Das weckt in mir den Optimismus, dass das technische Ökosystem, das das Web antreibt, in Zukunft noch vielfältiger und innovativer werden wird. Sorgen macht mir, dass damit die Anforderungen an Browser enorm wachsen und der Markteintritt für neue Browser immer schwieriger werden wird. Selbst Microsoft musste sich dieser Entwicklung jünsgt geschlagen geben und hat verkündet, dass ihr nächster Browser auf Chromium aufbauen wird.