Hallo
Die Anwender*in von iTunes, Spotify, YouTube Music oder Alexa hat die volle Kontrolle darüber, was sie hören möchte. Welche zusätzliche Kontrolle gewinnt sie, dadurch dass sie mp3- und wav-Dateien im Dateisystem einsortiert?
Der Benutzer behält damit die Kontrolle über die eigene Musik, also die, die er nicht von externen Diensten streamt. Was bringt es mir, wenn streamen einfach ist (die Kontrolle, die du meinst), das aufspielen von Dateien auf das eigene Gerät (die Kontrolle derer, die gern Zugriff auf das Dateisystem hätten) aber nicht?
Da stimme ich dir grundsätzlich zu, aber aus einer anderen Perspektive. Das, was du beschreibst, ist doch gerade ein Artefakt aus den verstrichenen Jahrzehnten, in dem das Dateisystem der Goldstandard für die Portabilität von Daten war. Musik von verschiedenen Medien auf einem beliebigen Abspielgerät wiederzugeben sollte so einfach wie möglich sein. Ein Datei-basiertes System ist das nicht.
Das halte ich für Blödsinn. Streamingdienste als auch Systemhersteller wire Apple mit iOS und Google mit Android bieten Wege abseits des Dateisystems. Schön. Das heißt doch aber nicht, dass es mit dem Dateisystem nicht auch funktioniert; undzwar auch einfach. Dass diverse Dienste und OS-Hersteller den Zugriff auf das Dateisystem derart verstellen, dass dessen bewusste Benutzung eben doch nicht einfach möglich ist, ist nicht dem Dateisystem anzulasten, sondern denen, die dessen Benutzung erschweren.
Eine CD oder einen USB-Stick in ein Laufwerk einlegen und dann Dateien zu kopieren ist unnötig kompliziert. Ich weiß, dass viele Menschen gerne ihre alten CDs hören, dafür ist es gut Import-Mechanismen anzubieten. Aber das geht ja bei iTunes bspw. auch.
Das war nicht das Thema meiner Kritik. Ja, ich habe CDs und die, in die ich zumindest gelegentlich reinhören will, ohne dort zu sein, wo auch die CD ist, habe ich nach MP3 oder OGG-Vorbis exportiert (auch ganz ohne iTunes 😉). Ich habe auch Vinyl digitalisiert oder beim Kauf des selben Zugriff auf die digitalisierte Form erhalten und diesen auch genutzt.
Alles schön und gut. Nur habe ich unter iOS eben keinen Dateisystemzugriff, so dass ich auf iTunes zur Übertragung auf das iPhone angewiesen bin, da mir der alternative Weg über's Dateisystem vom Betriebssystem verwehrt wird.
Mein Problem ist nun, dass ich auf meinem Betriebssystem (Ubuntu) kein iTunes laufen lassen kann. Da ich nun weder über das Dateisystem noch über das für mich nicht benutzbare Programm Musik auf mein Gerät bekomme, ergibt sich für mich eine erhebliche Einschränkung, die es, Zugriff auf das Dateisystem vorausgesetzt, nicht geben müsste.
Die anderen von mir genannten Apps können das, soweit ich weiß, nicht − das kann man kritisieren. Umgekehrt kann der Disc-Man von zu Hause aber auch keine Musik von YouTube Music abspielen. Wenn überhaupt, ist das also ein Nullsummenspiel. Ich persönlich vergebe den Punkt für einfache Zugänglichkeit von Musik trotzdem an die Streaming-fähigen Dienste.
Warum auch immer du jetzt mit dem DiscMan eine Technik in die Disklussion wirfst, die bis zu diesem Zeitpunkt absolut keine Erwähnung fand …
Um beim hier mehrfach als Beispiel herangezogenen iOS zu bleiben, dort hat der Benutzer nur an wenigen Stelle Zugriff auf das Dateisystem. Musik gehört nicht dazu. Diese auf das Gerät zu bringen, funktioniert ausschließlich über Apple-eigene Dienste (zum Beispiel iCloud) oder Programme (iTunes [^1]).
Den Punkt verstehe ich nicht. Das trifft ja nur zu, wenn du die Musik auch über iTunes hören willst. Wenn du nicht über iTunes hören willst, dann musst du auch nicht iTunes zum Importieren deiner Musik benutzen.
Ach?
Es gibt wahrscheinlich sogar Dateisystem-basierte Musik-Apps für iOS. Aber die nutzt niemand, das ist ja gerade meine Beobachtung.
Hast du über „wahrscheinlich“ hinaus irgendwelche Belege dafür? Ich habe nichts derartiges gefunden.
Zumindest Letztere sind nicht auf allen Betriebssystemen verfügbar. Das macht es unter bestimmten Voraussetzungen unmöglich, die eigene Musik aufzuspielen.
Den Punkt wiederum kann ich verstehen. Ich würde mir auch wünschen, dass Apps verschiedener Hersteller besser zusammenarbeiten.
Mir würde es eben reichen, für die eigene Dateisammlung den Zugriff auf das Dateisystem oder einen standardisierten, anderen Weg zu haben, der so offen ist, dass ich ihn von jedem System aus beschreiten kann.
Ein Standard wäre schön, der es ermöglicht Musik zwischen Geräten und Apps zu synchronisieren oder direkt zu streamen. Zwischen Apple-Geräten funktioniert das ja bereits ganz gut. Spotify bekommt es auch ganz gut hin.
Das sind leider alles proprietäre Systeme, eigene Süppchen, deren Rezepte geheim sind und bleiben. Damit sind sie nicht allgemein nutzbar. Und selbst wenn es einen offenen Standard für diesen Zweck gäbe oder falls es ihn tatsächlich geben sollte, wäre es nur einer mehr, denn große Anbieter mit Quasimonopolen blieben bei ihren proprietären Systemen, um die Nutzer an sich zu binden oder, um es deutlicher zu sagen, sie zu knebeln.
Das Dateisystem kann das aber nicht leisten, das Kopieren und Verschieben von Dateien erfordert zu viel unnötige menschliche Interaktion.
Ich wäre bereit, sie zu leisten, … wenn ich denn dürfte!
Tschö, Auge
Ein echtes Alchimistenlabor musste voll mit Glasgefäßen sein, die so aussahen, als wären sie beim öffentlichen Schluckaufwettbewerb der Glasbläsergilde entstanden.
Hohle Köpfe von Terry Pratchett