Der Martin: QE2 ist verstorben

Hallo miteinander,

um 18 Uhr war ich heute noch im Auto unterwegs und da hieß es noch, der Zustand sei ernst, aber es gab noch keine klaren Aussagen. In der Tagesschau um 20 Uhr habe ich dann erfahren:

Her Majesty Queen Elizabeth II. ist gestorben.

Als ich die Nachricht zur Kenntnis genommen habe, hat mich eines überrascht: Sie hat mich innerlich kaum erreicht. Ja, mein Beileid, aber es kam nicht von Herzen.

Der Tod zweier anderer Persönlichkeiten hat mich viel mehr betroffen, obwohl ich mit denen ebensowenig zu tun hatte wie mit der Queen: Der Unfalltod von Lady Diana, und später der Tod von Papst JP2. In beiden Fällen habe ich mich gefragt: Warum reißt mich das jetzt so von den Füßen? Beide haben mir rational betrachtet nicht wirklich was bedeutet, und doch ... hmm, wieso? Dabei war QE2 historisch, sozial und politisch wirklich eine bedeutende Persönlichkeit.

Geht es einem von euch ähnlich? Also dass ihr beim Tod einer Person aus der Öffentlichkeit tiefe Betroffenheit verspürt habt, ohne dass euch bewusst war, dass diese Person euch überhaupt etwas bedeutet? Oder eben auch umgekehrt?

Einen schönen Tag noch
 Martin

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Wer nicht genießt, wird ungenießbar.
(Mottospruch auf einem T-Shirt)
  1. Hallo Martin,

    der Tod von Lady Diana hat mich damals wirklich von den Füßen gehauen.

    Bei Papst Johannes Paul II war ich tatsächlich erleichtert. Er war lange krank, es war absehbar, und die Kirche war in einem üblen Zustand. Ein neuer Papst konnte das eigentlich nur besser machen. Dann kam Joseph Ratzinger, eigentlich einer der progressiven Stars des Vaticanum II, aber seitdem wieder sehr auf die schwarze Linie eingeschwenkt. Auch Franziskus hat es nicht geschafft, die Beharrungskräfte der Kurie zu verschieben. Insofern war meine Erleichterung nicht sehr berechtigt.

    Die Queen hat mich überrascht, ja. Vorgestern hat sie noch - so von Liz zu Liz - die neue Premierministerin begrüßt. Wir waren vorhin beim Tanzen, auf einmal kam jemand rein und sagte dem Tanzlehrer Bescheid, der unterbrach die Musik und gab den Tod der Queen bekannt. Aber umgehauen hat es mich nicht. Vielleicht, weil ihre wirklich aktive Zeit schon etwas länger her ist. Ähnliches gilt für Gorbi. Er hat Deutschland die Wiedervereinigung ermöglicht und damit die letzten 30 Jahre massiv beeinflusst. Ich habe seinen Tod zur Kenntnis genommen, bin aber nicht in Trauer verfallen.

    Warum mich Lady Diana betroffen hat? Ich kann es nicht sagen. Vielleicht wegen der Umstände ihres Todes? Wegen Elton Johns "Candle in the Wind"? Dieses Lied hat mich echt fertig gemacht, auch wenn es "nur" ein Rewrite der Marylin Monroe Fassung war.

    Eine andere Person des öffentlichen Lebens, deren Tod mich auch wirklich betroffen hat? Kann ich im Moment nicht sagen. Bin ich jetzt ein empathiefreier Tropf? Mag sein.

    Rolf

    --
    sumpsi - posui - obstruxi
    1. Hi Rolf,

      der Tod von Lady Diana hat mich damals wirklich von den Füßen gehauen.

      dann bin ich mit diesem irrationalen Eindruck also nicht der Einzige.

      Bei Papst Johannes Paul II war ich tatsächlich erleichtert.

      Menschlich gesehen ja. Stimmt, er war schon lange krank, es war absehbar. Aber ich hatte wenige Wochen, wen nicht Tage vorher Dan Brown's Illuminati gelesen. Daher waren mir die protokollarischen Abläufe im Vatikan auf einmal sehr aktuell bekannt. Dann in den Nachrichten festzustellen, "das ist echt so", hat meinen Respekt für Dan Brown als investigativen Schriftsteller noch verstärkt.

      Dann kam Joseph Ratzinger, eigentlich einer der progressiven Stars des Vaticanum II

      Der ist ja auch in vielen Karikaturen als Dämon dargestellt worden.

      Auch Franziskus hat es nicht geschafft, die Beharrungskräfte der Kurie zu verschieben.

      Aber er vermittelt immerhin glaubwürdig den Eindruck, als wollte er es.

      Ähnliches gilt für Gorbi. Er hat Deutschland die Wiedervereinigung ermöglicht und damit die letzten 30 Jahre massiv beeinflusst. Ich habe seinen Tod zur Kenntnis genommen, bin aber nicht in Trauer verfallen.

      Ja, ging mir ähnlich. Ich respektiere ihn (auch posthum) für seine Verdienste, aber die Sympathie, die ich in den 80er Jahren empfunden habe, ist weitgehend verflogen.

      Warum mich Lady Diana betroffen hat? Ich kann es nicht sagen. Vielleicht wegen der Umstände ihres Todes? Wegen Elton Johns "Candle in the Wind"? Dieses Lied hat mich echt fertig gemacht, auch wenn es "nur" ein Rewrite der Marylin Monroe Fassung war.

      Den Gedanken würde ich mich anschließen.

      Einen schönen Tag noch
       Martin

      --
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      1. Hallo,

        Mich macht es immer betroffen, wenn ein Mensch durch einen Unfall aus dem Leben gerissen wird. Ob prominent oder nicht.

        Bei Lady Di kamen noch die unnötigen Umstände dazu.
        QE2 ist im Grunde am Alter gestorben, das ist unaufhaltsam und daher eigentlich mit einem geringen Betroffenheitsfaktor versehen. Da sie aber eine Institution war, ist der eben doch vorhanden…

        Gruß
        Kalk

        1. Hi,

          Mich macht es immer betroffen, wenn ein Mensch durch einen Unfall aus dem Leben gerissen wird. Ob prominent oder nicht.

          bei mir kommt es drauf an, wieviel dieser Mensch mir bedeutet hat. Sei es persönlich, oder auch durch sein Werken und Wirken. Wenn also in den Nachrichten Todesmeldungen z.B. von Schauspielern, Sportlern oder Politikern kommen, die mir auch als Lebende schon kaum was gesagt haben, dann kommt von mir höchstens ein achselzuckendes "Hmm, schade", bevor ich wieder zur Tagesordnung übergehe.

          Und genau deswegen war ich erstaunt über meine eigene Betroffenheit bei Lady Di und JP2, denn beide waren mir eigentlich ziemlich schnurz. Beim Papst war es insofern spannend, dass ich wenige Wochen vorher Dan Browns Illuminati (Originaltitel: Angels and Demons) gelesen hatte und daher sehr genau wusste, was nun gemäß Protokoll im Vatikan ablaufen musste.

          Bei Lady Di kamen noch die unnötigen Umstände dazu.

          Ja, das auch noch.

          QE2 ist im Grunde am Alter gestorben, das ist unaufhaltsam und daher eigentlich mit einem geringen Betroffenheitsfaktor versehen. Da sie aber eine Institution war, ist der eben doch vorhanden…

          Ja, es war irgendwie absehbar, aber trotzdem ...
          Und sie hinterlässt verdammt große Fußstapfen für den neuen King Charles III.

          Einen schönen Tag noch
           Martin

          --
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  2. Hi there,

    Geht es einem von euch ähnlich? Also dass ihr beim Tod einer Person aus der Öffentlichkeit tiefe Betroffenheit verspürt habt, ohne dass euch bewusst war, dass diese Person euch überhaupt etwas bedeutet? Oder eben auch umgekehrt?

    Ganz ehrlich? Nein. Warum soll mich der Tod von Leuten, die ich persönlich nicht kenne, die nie in Ihrem Leben etwas für mich getan haben, die nicht einmal von meiner Existenz Kenntnis hatten und deren aus meiner Sicht einzigen "Meriten" jene waren, daß sie halt einfach prominent oder sogar populär waren, warum also soll mich das betroffen machen?

  3. Dieser Beitrag wurde gesperrt: Verschwörungsunsinn

    Hello,

    Her Majesty Queen Elizabeth II. ist gestorben.

    Ja, mein Beileid, aber es kam nicht von Herzen.

    Der Tod zweier anderer Persönlichkeiten hat mich viel mehr betroffen, obwohl ich mit denen ebensowenig zu tun hatte wie mit der Queen: Der Unfalltod von Lady Diana, und später der Tod von Papst JP2.

    Siehst Du da einen Zusammenhang?

    Die Queen war als "Bewahrerin des Glaubens" quasi der Papst der anglikanischen Kirche.

    Beide, Sowohl Diana (durch ihre bevorstehende Heirat), als auch der Papst Johannes, haben gegen die anglikanische Kirche gearbeitet.

    Nun muss jeder selbst nachdenken, welche Graphen sich daraus ergeben könnten.

    Glück Auf
    Tom vom Berg

    --
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    S☼nnige Grüße aus dem Oberharz
    1. Hallo Tom,

      der Graph, den ich daraus ableite, ist eine kleine Schlangenlinie mit einem Punkt darunter. Beschriftet mit dem Wort Verschwörungsgefasel.

      Rolf

      --
      sumpsi - posui - obstruxi
  4. E2 … LD … JP2.

    Geht es einem von euch ähnlich? Also dass ihr beim Tod einer Person aus der Öffentlichkeit tiefe Betroffenheit verspürt habt, ohne dass euch bewusst war, dass diese Person euch überhaupt etwas bedeutet?

    Das ist die insistierende Wirkung wiederholter Nachrichten und, naja, der menschliche Hang zur Horde inklusive des Angleichens des eigenen Sozial- und Gefühlsverhaltens an das, was man selbst erwartet, was die Horde wohl erwartet.

    So wird sowas zu Ereignis für Leute, die sonst über nichts nachzudenken haben oder dieses - mit Verlaub - nicht so richtig wirklich gut können.

    Für mich bleibt - als Ablösung des (nicht mehr so ganz) zeitlich überraschend nahen „letzten Jahrtausends“ ein neuer Satz um die jüngere Vergangenheit zu beschreiben:

    • „Als in England noch eine Königin Staatsoberhaupt war …“
  5. Wer, was, Queen? Achso, ja auch viele junge Menschen sind an diesem Tag besonders in der Ukraine gestorben. Nein, das macht mich nicht betroffen, es interessiert mich nicht (Hybris).

    1. Hallo,

      besonders in der Ukraine

      du hättest dir die Mühe machen können, wenigstens eine Handvoll weiterer Kriegsgebiete aufzuzählen…

      Gruß
      Kalk

      1. du hättest dir die Mühe machen können, wenigstens eine Handvoll weiterer Kriegsgebiete aufzuzählen…

        PLUS 88^88

    2. Hello,

      Wer, was, Queen? Achso, ja auch viele junge Menschen sind an diesem Tag besonders in der Ukraine gestorben. Nein, das macht mich nicht betroffen, es interessiert mich nicht (Hybris).

      In DE sterben täglich ca. 2.800 Menschen ganz normal aus Altersgründen. Und etliche weitere durch Unfall, Krankheit, Mord, usw.

      Es sind bestimmt etliche dabei, die "wichtig" waren für uns Alle. Und keiner schreibt oder weint darüber.

      --
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  6. Ich trauere um keinen dieser Menschen, da ich sie schlicht nicht kenne und keine persönliche Verbindung zu ihnen hatte.

    Dennoch finde ich manchen Toten "schader" als andere. Bei der Queen oder beim Papst fand ich es egal. Wobei, die Queen die letzte Konstante aus meiner Kinderheit war. Damals dachte ich, der Bundeskanzler ist immer Helmut Kohl, der/die beste Tennisspieler/in für jetzt und immer ist Boris Becker / Steffi Graf. Der Papst ist auch immer der Gleiche und Franz Becken gewinnt bis zu meinem Tot alle WM und EM Titel mit Jürgen Klinsmann im Sturm. Aber naja Dinge ändern sich. Der Tod der Queen zeigt mir mal wieder, dass sich alles ändert. Das ist natürlich auch gut so, dennoch mag ein kleiner Teil von mir diese Veränderungen nicht. Aufgrund diesen Umstandes bemesse ich dem Tot der Queen schon mehr bei als anderen. Auf der anderen Seite finde ich es interessant was jetzt alles passiert. Ich meine wie oft erleben wir eine Krönung eines britischen Monarchen. Ich bin zwar selbst ein absoluter Monarchie Muffel, finde das Gewusel im Moment trotzdem ganz interessant.

    Andere Tote finde ich wie gesagt mehr schade. Ein Michael Jackson z.B. war als Musiker ein Genie (Menschlich ... naja). Auch wenn die letzten Jahre in seinem Leben vielleicht nicht die Besten waren, er hätte vielleicht noch die eine oder andere schöne Musik machen können / sollen.

    Oder Kobe Bryant. War bisschen überraschend.

    Wenn ich so darüber nachdenke finde ich es mehr schade, je mehr mich diese Person unterhalten hat. Wie oft habe ich die Lieder von Michael Jackson gehört? Oder die Finals mit Shaquille o'neal und Bryant waren nach den Michael Jordan Finals wirklich mitreißend.

    Der nächste der für mich im "sterben liegt" ist Dieter Hallervorden. Würde ich auch sehr schade finden, da ich seine Filme noch heute liebe.

    Für richtige Trauer fehlt mir aber der persönliche bezug.