Robert B.: Mikrofortschritte

Beitrag lesen

Ich habe (als Akademiker ;-) ) eher weniger Berührungsängste mit dem W3C und ihren Spezifikationen: Natürlich ist der ganze „Laden“ sehr akademisch ausgerichtet (man muss sich dabei überlegen, wo Tim Berners-Lee herstammt) und SELFHTML zeigt, dass man selbst notwendige Formalismen allgemein verständlich beschreiben kann, aber das W3C „arbeitet“ nicht nur für Menschen, sondern auch „für Maschinen“. Dieser riesige Apparat, der auf XML aufbaut (XHTML, SVG, RDF, XSD, …) bedeutet eine anfangs steilere Lernkurve, aber dafür lassen sich später viele Dinge sehr einfach handhaben.

Ich verstehe beispielsweise die geäußerte Kritik an XForms nicht vollständig. Natürlich ist es im Vergleich zu Formularen in HTML ein „Overkill“, aber dafür im Sinne des MVC-Prinzips nur logisch und inhaltlich sinnvoll. Und ich denke, dass vom Umfang und den Möglichkeiten her XForms viel besser für „Web Applications“ geeignet ist, als HTML (Version 5) aufzubohren.

An dieser Stelle sei die Frage erlaubt, wem im Zeitalter von SVG und SMIL mit einem ominösen <canvas>-Element gedient ist, welches man darüber hinaus mit JavaScript programmiert?

Entgegen der angeklungenen Kritik an XHTML 2 halte ich das, was man beim W3C bislang als Entwurf begutachten kann, als den großen Wurf für (X)HTML: Einerseits geht man von den Elementen (und den Aufgaben von HTML) her „back to the roots“, andererseits gibt es neue Elemente, die das Schreiben semantischen und logischen Codes konsequent unterstützen (beispielsweise <nl> und die Schachtelung der Überschriften). Man hat sich anscheinend (glücklicherweise) bei DocBook XML bedient. Allerdings muss man dem W3C insofern Inkonsequenz vorwerfen, als dass man auf XLink in XHTML 2 zu Gunsten von href und src verzichten wird.

Abschließend schließe ich mich der Forderung nach offeneren, demokratischeren Strukturen beim W3C an. Es ist natürlich praktisch, sinnvoll und notwendig, dass dieses Konsortium aus den „betroffenen“ Software-Unternehmen besteht, allerdings werden die Standards auch für uns Normalbürger entworfen, insofern wäre eine Bürgerbeteiligung (die HTML- und HTTP-Ursprünge sind recht demokratisch) mehr als sinnvoll.