Orlando: Grundsatzdebatten im Webdesign

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Ein interessanter und nachdenklich stimmender Beitrag, vielen Dank.

Ohne das unvermeidliche Hickhack über Gut und Böse vom Zaun brechen zu wollen, ist für mich die Mindestgröße von 1em erforderlich, um Text entspannt lesen zu können. Alles, was darunter liegt, erfordert erhöhte Konzentration und ermüdet mich. Nun ist dies ebenso eine Privatmeinung wie die des Designers, dem kleine Schriften ästhetischer erscheinen mögen. Was freilich fehlt, sind empirische Studien [1], die Licht ins Dunkel bringen und mit Mutmaßungen und Einzelmeinungen aufräumen könnten. Insofern beißt sich die Katze in den Schwanz. Wir können unsere Ansichten austauschen und feststellen, dass diese voneinander abweichen - dein Fazit der engagierten Orientierungslosigkeit erscheint mir daher angemessen.

These: Ein Grund, der Ersteller dazu bewegen könnte, auf möglichst kleine Schriftgrade zu setzen, ist der Wunsch, möglichst viel an Information auf einer Seite unterzubringen. Je mehr Text auf gleicher Fläche platziert wird, desto höher ist die Anzahl potentieller »Eyecatcher«, die um Aufmerksamkeit ringen. Dies dürfte auch dafür ursächlich sein, dass das scheinbar überwundene Tabellenlayout im CSS-Zeitalter fröhliche Urständ’ feiert und man sich im Grunde nicht mehr Gedanken über die Konzeption macht, als eines der dutzenden n-columns-Layouts auszuwählen, um es anschließend mit redundanten Inhalten zu füllen, die das CMS/Weblog parat hält. Bei der sich daraus ergebenden horizontal begrenzten Zeilenbreite für den eigentlichen Inhalt ist es daher nur schlüssig, eine angenehme Zeilenlänge (in Buchstaben gemessen) durch Schriftverkleinerung erzielen zu wollen. Ein (subjektiv …) angenehm hoher Schriftgrad lässt sich mit gutem Lesefluss, einem in px festgezurrten Header sowie Geraffel an allen Rändern kaum vereinbaren.

Ist die Divergenz zwischen Autoren, die das Hauptaugenmerk auf Text legen und denen, die zum »Surfen« animieren wollen etwa für diesen Richtungsstreit ausschlaggebend?

[1] Wie wird die Schriftgröße dieses Weblogs wahrgenommen? Ist der Text gut lesbar oder ist er zu groß? Wie wird das Verhältnis von Schriftgrad zu Zeilenbreite aufgenommen? Spräche positive Resonanz nicht für meine o.a. These?

Was bleibt, sind viele offene Fragen.