Mathias Schäfer (molily): Weiterentwicklung von HTML kommt voran

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Kleine News zu den aktuellen Geschehnissen rund um die neue HTML-5-Arbeitsgruppe

Im April hat sich viel getan rund um die neue neue Arbeitsgruppe des W3Cs, die HTML 4 »evolutionär« weiterentwickeln soll (wir berichteten).

Die Arbeitsgruppe ist quasi-öffentlich dadurch, dass jeder Webentwickler nach kurzer Anmeldung als »Invited Expert« beitreten kann. So beteiligten sich unzählige der üblichen Verdächtigen an den Diskussionen auf der für die Öffentlichkeit einsehbaren Mailingliste.

Es war fast zu erwarten: Vertreter verschiedener Browserhersteller schlugen vor, die Spezifikationsentwürfe der Basisorganisation WHATWG – Web Application 1.0 bzw. Web Forms 2.0, wir berichteten – als Arbeitsgrundlage für das neue W3C-HTML zu übernehmen.

Daraufhin ergab eine Abstimmung, dass die meisten Mitglieder dies befürworteten und darüber hinaus für den Namen »HTML 5« votierten. Nachdem einige formelle Einwände geäußert wurden, wird nun darüber verhandelt, unter welchen Umständen (welche Teile usw.) die WHATWG-Spezifikationen übernommen werden, um daran weiterzuarbeiten – denn Entscheidungen müssen im Konsens, das heißt ohne Einsprüche fallen.

Heiß diskutiert wurde die Frage, wie zukünftige Browser HTML 5 umsetzen würden. Chris Wilson, einer der Vorsitzenden der Arbeitsgruppe und Entwickler des Internet Explorers, erläuterte ausführlich die Position von Microsoft: »Don't Break The Web«! Damit ist gemeint, dass zukünftige Internet-Explorer-Versionen existierende HTML-Dokumente im Web nicht plötzlich standardkonform und damit komplett anders als bisher verarbeiten werden. Damit soll gesichert werden, dass bestehende Webanwendungen auch künftig mit dem IE funktionieren und Webentwicklern sowie Webnutzern nicht vor den Kopf gestoßen wird.

Microsoft favorisiert daher ein »Opt-In-Modell«, wie es schon mit dem Doctype-Switch praktiziert wird. Der Webautor muss irgendwie im Dokument angeben, dass er ausdrücklich eine Verarbeitung gemäß den Webstandards wünscht, z.B. in der Art <!-- Lieber Browser, bitte rendere meine Seite nach dem neuesten HTML-Standard! -->. Diese Position zu Abwärtskompatibilität und Versionierung von HTML fand einige Unterstützer, erntete aber auch scharfe Kritik von denjenigen, die den Teufelskreis der endlosen Abwärtskompatibilität durchbrechen möchten.

Einen Überblicksartikel zum Thema Zukunft von HTML liefert das Digital Web Magazine: HTML5, XHTML2, and the Future of the Web.

Nachtrag: Zur Diskussion um die Versionierung siehe HTML and version mechanisms im W3C Q&A Weblog.