Hallo Rolf!
Smarttags sind eine Idee von M$ den HTML-Text beliebiger Webseiten um
automatisch generierte Links "anzureichern", siehe IE6. Das stößt auf
allgemein wenig Gegenliebe weil die Linkstrukturen eines HTML-Docs dem Autor
zugunsten B.Gates entgleiten wuerden.
Naja, wenn es so dämlich und willkürlich geschieht, bringt das wahrscheinlich keinen großen Nutzen und ist eher was für den Internet-Typ "Aol/TV-Spielfilm/Jetzt wird es heiß im Internet".
Mich persönlich fasziniert der Gedanke ein Autorensystem mit dem
Feature automatisch generierter Links zu erweitern. Der Autor gibt dafür
eine Liste aussagekräftiger Stichworte zu seinem Thema vor und das System
parst die Dokumente und fügt die Links hinzu.
Insbesondere könnten so auch unerfahrene Autor(en) durch Nutzung
vorgegebener Stichwortlisten schnell verlinkte Dokumente erstellen.
Sinnvoll scheint mir das zum Beispiel für ein Glossar oder ein Literaturverzeichnis. Bei einfachen Querverweisen innerhalb des Dokuments könnte so ein Automatismus vielleicht schnell Mist bauen.
In der Textlinguistik unterscheidet man zwischen Kohäsion und Kohärenz. Kohäsion beschreibt grammatische Zusammenhänge an der Oberfläche ("Bundeskanzler", "Gerhard Schröder", "er")und ist formalisierbar, obwohl es da auch schon Mehrdeutigkeiten gibt.
Kohärenz beschreibt inhaltliche Zusammenhänge, die werden eher kognitiv von Menschen hergestellt ("Der SPD-Politiker" - dazu braucht es oft textexternes Wissen, man weiß halt aus anderen Texten, dass Schröder nicht in der PDS ist). Wenn man nun Links automatisch erstellen lässt, wird Kohäsion zwar immer gegeben sein, aber einem Algorithmus Kohärenz beizubringen, stelle ich mir nicht so einfach vor (ich kann allerdings auch nicht programmieren).
Im nächsten Schritt könnte man sogar dem Leser freistellen welche Keylisten
er "hinzuschalten" möchte während er einen Text liest, um seine Navigations-
bedürfnissen zu entsprechen.
Kann ich mir bildlich nicht richtig vorstellen, wahrscheinlich meinst du sowas wie eine automatisch generierte Quickbar oder Sitemap. Das wäre natürlich eine große Erleichterung für Autoren, gerade wenn man größere Projekte ohne Frames hat, ist ja ein Riesengehampel, die Navigation zu pflegen.
Deshalb habe ich auch schon mal mit Content Management Systemen auf php-Basis emperimentiert, bin leider nicht
weit gekommen, weil es mir an Zeit, Konzentration und Hintergrundwissen fehlte.
Autorensysteme sind aber ein wichtiges Schlagwort. Notepad und Selfhtml sind bestimmt ein guter Anfang, aber man kann nicht jedem Historiker, jedem Philologen und jedem Sozialpädagogen zumuten, sich ewig in die Hintergründe von HTML einzuarbeiten (obwohl es sicher spannend ist, aber es kostet ja doch Zeit). Wenn man einen Computer benutzt, weiß man ja meistens auch wenig von der Hardware, der Kommunikation zwischen Prozessor und Speicher etc. Man begnügt sich eben mit einem benutzerorientierten Interface, weil man ja mit seinen eigenen Inhalten schon genug Arbeit hat.
Bin sicher dass es dazu schon einen großen theoretischen Unterbau gibt,
alleine um nebenbei die neuen Hypertextinfos in Selfhtml 8 richtig zu
"verdauen" brauche ich aber noch ein bissl :-)
Freut mich, dass du dich dafür interessierst! Wissenserwerb kostet ja leider immer Zeit, deshalb bleiben wir alle Fachidioten, weil man die meiste Zeit doch während der Arbeitszeit für arbeitsfeldverwandte Themen hat.
Um so besser, dass uns Berners-Lee und Co ein Medium gemacht haben, in dem wir uns jetzt locker interdisziplinär austauschen können.
So long, Pascal