Pus!
Wie ist denn so der Umgang? Ich würde mal behaupten, daß Männer eigentlich eher Autorität akzeptieren, solange die Autoritätsperson keine offensichtlichen Schwächen zeigt, während Frauen möglicherweise der Autorität kritischer gegenüberstehen...
Es kommt vielleicht auf den Kontext an. Die innerliche Haltung ist so allgemein, wie Du es formulierst, natürlich schwer zu erfassen. Man könnte locker auch die Gegenthese vertreten. Trotzdem finde ich die Überlegung interessant. Meine Meinung: Männer suchen bei gleicher Haltung eher die Konfrontation, gehen strategisch eher das Wagnis einer Machtprobe ein, während Frauen zunächst mal versuchen, mit der gegebenen Situation kreativ umzugehen, und direkte Konfrontation zu vermeiden.
Hmmm... Handwerk hat goldenen Boden - ich denke doch, ein tüchtiger Handwerksmeister kann mehr verdienen als ein Studienrat.
Wenn Du unter einem "tüchtigen Handwerksmeister" einen Unternehmer mit einem mittleren Betrieb verstehst, hast Du wahrscheinlich Recht, ich bin zu faul die Durchschnittseinkommen nachzusehen, aber im Angestelltenverhältnis dürfte meine These stimmen. Im Durchschnitt verdienen Männer aber immer noch mehr als Frauen: in der BRD brachten die männlichen Singles es 1998 im Schnitt auf 1.780 Euro, während alleinstehende Frauen gerademal 1.458 Euro zusammenkratzten.
http://www.destatis.de/themen/d/thm_haushalt.htm
Trägst Du dem Rechnung und gibst den Damen in Deinem illustrem Umfeld wenigstens ab und zu mal einen aus?
Kleiner Seitenhieb: Vielleicht sind Ingenieurwissenschaft und Informatik bei Männern analog zum Lehrerberuf bei Frauen die akademischen Wege, sich unbewusst von den wirklichen Schlüsselpositionen gesellschaftlicher Macht auszuschließen *g*
Vielleicht wäre der bessere Ansatz die Frage nach der Macht, nach dem Kampf um Autorität, der Übernahme entsprechender Positionen und Aufgaben. Ich glaube, genau da wird es für die Ladies schwierig.
Inwiefern? Mögen Frauen keine Macht haben?
Wenn man darüber spricht, wer in der sozialen Hierarchie chartet und wer nicht, stellt sich die Frage vielleicht spezifischer. Es gibt bestimmte berufliche und soziale Bereiche, in denen Frauen in der BRD nur selten in Führungspositionen zu finden sind, an Universitäten zum Beispiel, im Management und in technischen Berufen.
Wenn man wie Du unterstellt, dass viele Frauen gern die Machtpositionen besetzen würden, stellt sich die Frage, warum es nicht funktioniert.
In den meisten sozialen Kontexten setzt man sich überraschenderweise häufig selbst Karrieregrenzen. Ich sag's mal an einem simplen Beispiel: Die meisten Studenten, die ihr Studium nicht abschließen, scheitern nicht dreimal im Examen und werden dann ausgegrenzt, sondern treten erst gar nicht zur Prüfung an. Ähnlich ist's eine Etage höher: Der Weg zur Professur scheitert meist nicht daran, dass man im Habilitationsverfahren abgewiesen wird, sondern es gibt einen bestimmten Punkt, wo Menschen aus dem Karriereweg aussteigen. An den deutschen Unis steigen Frauen, die Chancen auf eine akademische Karriere hätten, statistisch meist zwischen Promotion und Habilitation aus.
Richtig, aber entschuldige, liebe Stonie, irgendwie auch etwas zu glatt und politisch korrekt. Welche Rollen nehmen Frauen in solchen Männerbereichen ein, mit welchen Ansprüchen und Bedürfnissen werden sie konfrontiert, denk doch mal an Deine Rolle im Selfraum! Vielleicht müssten wir den Mut haben, hier noch ein Stück weiterzudiskutieren.
Ich denke, an Frauen werden hier keine großartigen Ansprüche gestellt, eigentlich ist doch der einzige Anspruch hier die Einhaltung der Umgangsformen, geschlechtsunabhängig.
Glaubst Du das wirklich?
Wie will man denn als ganzer Mensch irgendwo dazugehören, wo man nur mir wenigen Facetten seines Charakters auftreten kann, wo man innerhalb eines Kontexts eine bestimmte Rolle innehat?
Freud würde dies als typisch männliche Sicht der Dinge sehen. Ich zitiere mal aus einer Zusammenfassung von Negt/Kluge:
"Die Konfrontation des kindlichen Lustprinzips mit dem Realitätsprinzip sprengt die ursprüngliche Identität des Jungen explosionsartig auseinander. An die Reststücke der ursprünglichen Person (...) kristallisieren sich verselbständigt libidinöse Systeme; auf jeder der durch die katastrophale Trennung hergestellten Parzellen vermag sich durch Neubesetzung ein anderes Department des Charakters aufzustocken. So stehen nebeneinander die Departements von Beruf, Frauen, persönliche Neigungen, gesellschaftliche Veränderung, das der Wünsche, das des Nestbauinstinkts, das der Frau im Mann usf."
Ich hab's mal zitiert, weil ich's ganz lustig finde, dass nach Freud wir Männer uns auf der in der ödipalen Phase zersplitterten Persönlichkeit ein Konglomerat von Rollen und sozialen Welten aufbauen, und damit besondere Fähigkeiten mitbringen, uns in die zersplitterten Welten des modernen Lebens einzusortieren, während die Damen, deren Triebschicksal in der ödipalen Phase weniger dramatisch verläuft, einer solchen Zersplitterung des Lebens stärkere Widerstände entgegensetzen.
Vielleicht stimmt's aber auch nur noch für meine verschnarchte Generation. Zumindest die Damen, mit denen ich's so zu tun habe, mäkeln immer wieder an meiner multiplen Persönlichkeit herum, empfinden die völlig unterschiedlichen Rollen, die ich in meinen verschiedenen Jobs und Hobbybereichen einnehme, als Unehrlichkeit. Dabei steht oft gerade die bewusste Begrenzung auf Ausschnitte der Persönlichkeit im Fadenkreuz, etwa wenn es mir überhaupt nichts ausmacht, mit jemandem Schach oder Fußball zu spielen, den ich nie nach Hause einladen würde.
Vielleicht gibt's nicht einfach unterschiedliche Geschlechterrollen, sondern das zersplitterte Sich-wohl-Fühlen in der Ruine der eigenen Persönlichkeit ist geradezu das Merkmal unseres sympathischen Geschlechts *g*
Viele Grüße
Mathias