Hi Tom,
schon seit Wochen frage ich mich, ob denn jeder ernstzunehmende Web-Entwickler (zumindest in DE) irgendwann mal Poster oder zumindest Mitleser im Self-Forum sein müsste.
Angesichts der Masse von Produkten und Arbeitsplätzen im Internetbereich, kannst Du Dir vorstellen, dass das nicht der Fall ist. Die Frage nach der Reichweite ist natürlich interessant. Ich stelle immer wieder fest, wenn mir beruflich Leute begegnen, die im Internetbereich tätig sind, dass sie oft viel pragmatischer und nüchterner mit dem Netz umgehen als die Menschen hier, wo sich viele als Avantgardisten verstehen und die Probleme durch eine ideologische Brille sehen.
Gerade noch hatte ich ein Gespräch in einer Firma mit dem "Netzwerkmann", der aus der Informatikschiene kam und vor allem über Oracle-Sachen sein Geld verdiente. Es ging vor allem um zwei Themen:
1. Browser mit dem Unterpunkt Updates
2. Mailclients.
Aus einen Optionen ging klar hervor, dass er viele der Themen, die hier Gegenstand von Dauerdebatten sind nicht einmal kannte. Beispiel: Er hatte überall Netscape installiert und konnte auf die Frage nach Mozilla als Weiterentwicklung nur mit den Achseln zucken. Zudem war ihm wichtig, das Win 2K, das dort auf den Rechnern ist, nicht durch Updates abzusichern, weil ihm einige Patches die Datenbankumgebung zerschossen hätten, er also Sicherheit ganz anders herstellen müsse.
Auch andere Updates stellen sich aus seiner Perspektive natürlich als lästig heraus, da sie die zentrale Wartbarkeit in Frage stellten. Worauf ich hinaus will: Die Perspektive hier ist doch sehr eng und nur eine unter vielen möglichen.
Bei Positionierung mit CSS und anderen Themen, die hier Dauerhype sind schauen einen viele nur an, als ob man nen Nagel im Kopf hätte und halten das für baren Unfug.
Muss man Self kennen, wenn man für Geld "Internet" verkauft?
Oder anders herum gefragt: Kommt man daran vorbei?
Ich denke, wenn ich ehrlich sein soll, dass doch viele der Dauerposter hier ihr Geld nicht im Netz verdienen, sonst würden Maßstäbe wie Zeitaufwand, grafische Darstellung, Anpassung an corporate identity und Unternehmensstrukturen einen viel größeren Stellenwert haben. Man sieht das auch oft an den zur Diskussion gestellten Seiten, die doch eher aus dem Hobbybereich stammen. Ich denke, die technische Seite des Webpublishing wird hier oft überbewertet. Weitere Hinweise sind die Bereitschaft, dauernd an den eigenen Systemen herumzuschrauben und die Abneigung gegen bestimmte Software, die in vielen Firmen als Industriestandard gilt.
Die Kritik an bestimmten Produkten ist berechtigt, es klingt aber selten aus solchen Debatten konkrete Erfahrung mit, was es bedeutet, ein Unternehmen zum Umstieg von Microsoft, IBM und Adobe-Produkten auf, sagen wir Linux und die entsprechende Software zu motivieren und welche Kosten, welcher Schulungsaufwand und welche Probleme da entstehen.
Vielleicht könnten wir da etwas lockerer werden, vor allem natürlich in der Hüfte....
Viele Grüße
Mathias Bigge