Lieber Gunnar,
Es entscheidet allein der Lernende, ob und was er lernen will.
Ob ja, was nein. Habt ihr in deiner Schule keine Lehrpläne? Den Umfang des Lernstoffs bestimmt der Lehrer bzw. übergeordnete Instanzen. Der Schüler kann gar nicht überblicken, was er denn lernen sollte. Es liegt in der Verantwortung des Lehrers (…), das Wichtige rauszusuchen.
du kennst anscheinend den "geheimen Lehrplan" nicht. Und ob Schüler auch immer das lernen, was sie eigentlich müssen, und ob sie das so tun, wie man es ihnen aufgetragen hat, zeigen die Zensuren in den Leistungsmessungen. Da gibt es oft genug Ergebnisse unterhalb von 4,0. In diesen Fällen sagt das Bewertungssystem "nicht bestanden", was effektiv "nicht gelernt" bedeutet.
Klar habe ich einen vorgegebenen Lernstoff zu vermitteln. Aber nehmen meine Schüler den auch auf? Und wenn sie's nicht tun, dann kommen sehr schnell die Eltern, die mir den Vorwurf machen, ich hätte ihre Kinder (die's ja anscheinend nicht wissen wollten, denn sie hätten ja können) zu wenig motiviert. Lernt der Schüler nicht, ist es die Schuld des Lehrers.
Ein bisschen kann man sich an der Schule auf einen Lernzwang verlassen, denn um die Aussicht auf eine gut bezahlte Beschäftigung zu erhöhen, braucht es hochwertige Bildungsabschlüsse. Damit man diese bekommt, muss man den vorgesetzten Lernstoff schlucken und ihn so lernen, dass die Vorgaben der jeweiligen Lehrkraft erfüllt werden, denn die von dieser Lerhrkraft vergebenen Bewertungen eröffnen den Weg zu einem solchen Bildungsabschluss. Da gibt es also eine gewisse extrinsische Motivation abseits reiner Freiwilligkeit und privaten Neigungen/Hobbies/Interessen.
So viel zur Lebensrealität an der Schule.
Im Internet ein Tutorial nutzen, um etwas herauszufinden und damit etwas zu basteln, basiert auf reiner Freiwilligkeit und privaten Hobby-Interessen. Da kommt anschließend niemand und droht damit, nicht in die nächsthöhere Klasse zu versetzen. Da kann man nicht auf eine extrinsische Motivation bauen, denn die gibt es nicht. Wenn man möchte, dass sich interessierte Anfänger und Laien des Tutorials bedienen, dann darf man die Hemmschwellen nicht zu hoch ansetzen. Wie hoch dabei zu hoch ist, das ist mein Argument in unserer Diskussion. Dein Argument ist, dass mein Argument nicht gelten darf, da Zugänglichkeit ein unabdingbares Muss in einem Anfägertutorial zu sein hat, egal wie sehr das die Komplexität und die Hemmschwellen erhöht, da die Anfänger sonst zu Arschlöchern werden.
Und hier werden wir uns nicht einig.
Liebe Grüße,
Felix Riesterer.