Hallo,
Daniel sprach von der "Verbreitung aller von mir erzeugten Informationen". Und genau diese Verallgemeinerung macht seine Argumentation beliebig.
ok - so gesehen...
Richtig, aber: Wo ist der Unterschied zum Gespräch zweier Entwickler in einer öffentlichen Bar, dem Telefonat mit Paris oder dem Telefax mit dem Angebot nach Südkorea? Anders herum: Das web hat keine neuen Probleme gebracht. Dein Sicherheitsinteresse galt schon vorher und auch jetzt noch für alle Arten von Kommunikation.
Ein Gespräch in einer Bar oder per Telefon kann natürlich auch abgehört werden, keine Frage. Im Bereich Computer ergeben sich m.E. aber folgende Unterschiede:
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Die "Dichte" an Informationen ist im Edv-Bereich normalerweise sehr viel höher als in anderen Bereichen. Ferner kann - eine entsprechende Leitung vorausgesetzt - vergleichsweise viel Information pro Zeit übertragen werden (z.B. im Vergleich zu einem Telefongespräch).
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In einem Gespräch kann zunächst mal nur das abgehört werden, was auch gesagt wird. Bei ans Netz angeschlossenen Rechnern dagegen sind alle Daten auf der Festplatte potentiell gefährdet.
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Bei einem Gespräch in der Bar muß ein Spion sich entweder selbst dorthin bemühen oder vor Ort ein entsprechendes Abhörgerät installiert haben. Bei Telefongesprächen wird es schon einfacher - es reicht ein Zugang irgendwo zur entsprechenden Leitung. Bei vernetzten Computern dagegen kann ein Abhörer prinzipiell von überall auf dem Erdball aus operieren.
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Während viele Leute ihre Gesten und das, was sie sagen sollten und was lieber nicht, instinktiv im Griff haben (einige können das besser, einige weniger...), ist das Medium Computer für die meisten Neuland. Von Marktseite her wird gerne eine einfache Bedienbarkeit suggeriert und die innewohnende Komplexität dabei ignoriert. Mit anderen Worten, die User sind den Tücken ihres Systems ausgeliefert.
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Schließlich kann das Abhören von emails usw. besonders gut automatisiert werden, indem z.B. auf irgendwelchen Proxyservern etc. Skripte installiert werden, die Mails nach bestimmten Kriterien durchsuchen und bei Bedarf in irgendein Verzeichnis kopieren.
Ich denke also, daß Unterschiede zumindest quantitativ und in einigen Punkten evtl. auch qualitativ bestehen.
Allein der Umstand, daß eine Information auf einem Speichermedium liegt, macht sie nicht besonders. Das Notizbuch eines Börsianers kann auch Unsummen wert sein.
Nun gut, war wohl etwas voreilig von mir... Man muß dazu aber sagen, daß ein Notizblatt eines Börsianers normalerweise aus völlig anderen Gründen Unsummen wert ist (Insider Information usw.) als z.B. eine Software, die Firmen-Knowhow enthält (Produktinformation). Ab wann man den Wert einer Information tatsächlich in Geld beziffern kann ist sicher ein komplexes Thema für sich...
Viele Grüße von der Leine...
Andreas