Hallo Jutta,
...Sonnenfinsternis beobachte, ohne sie zu schützen, müßte die anschließende
Erblindung jedes Menschen eine rein gedachte Einbildung im Geiste sein...
Gehörsturz...
Wenn Du in die Sonne schaust, dann verbrühst Du Dir die Sehzäpfchen, die Nerven sind
davon zumeist nicht betroffen.
Erblindete haben doch auch meistens noch Seheindrücke, nur sehen können sie nichts,
weil die 'Sehempfindungen' nicht in Nervenreize umgewandelt werden (können).
Auch Amputierte empfinden doch oft noch Schmerzen wo kein Organ mehr ist.
Deine Beispiele zielen im Wesentlichen auf den physischen Bereich der Dir die Basis
für Wahrnehmungen liefert. Wenn der Bereich geschädigt ist, dann kommt auch nichts
mehr da an wo Du was verarbeiten könntest.
Wenn ein Erblindeter in die Sonne schaut, dann verbrüht er sich die Retina (abermals),
unabhängig davon ob er was empfindet oder nicht, und das ist wirklich ein Problem.
Auch deswegen tragen viele Blinde eine 'Sonnenbrille'.
Besser finde ich die Beispiele mit den Erkrankungen.
Eine Viruserkrankung zB bringt das gesamte körperliche Gleichgewicht durcheinander.
Man reagiert zumeist mit Schmerzen und Fieber und Schlappheit. Es ist ja doch eine
Alarmsituation die die Integrität der Person gefährdet, infrage stellt.
Die Gefühle die ein Mensch dabei entwickelt spiegeln das wider.
Es geht um Angst zu sterben. Aber wo haben wir unsere Wahrnehmungsorgane für Angst,
Gefahr? Diese Angst ist aus dem entstanden was wir bei anderen wahrgenommen haben.
Ängste brauchen wir unbedingt zum Überleben. Wenn wir kein Gefühl, keine Empfindung
für Gefahren entwickeln, dann können wir sie doch garnicht vermeiden.
...in ein lichterloh brennendes Feuer laufe, kann mir eigentlich nix passieren,...
Würde ich garnicht erst versuchen, das passt nun überhaupt nicht in das
Bild dessen was ich mir einbilde mein Körper physisch auszuhalten vermag.
hier findet permanent ein Austausch zwischen drinnen und draußen statt,...
Klar, die ganze Körperoberfläche ist mit Sinnesorganen 'bestückt' und diese
Empfindungen werden über die Nervenreize an das Gehirn übermittelt. Dort werden
sie mit bekannten Bildern verglichen und lösen wiederum, der Erfahrung entsprechende
Aktionen aus. Also auch eine Interaktion zwischen 'Wahrnehmungsreizen' und Bildern.
Innere Organe sind übrigens spärlicher mit Nerven bestückt weil das Risiko einer
Beschädigung eher selten ist. Das ist zB bei Leber und Pankreas ja oft fatal.
Aber all diese Überlegungen führen mich kein Stück in die Richtung die mir
hierzu naheliegt, die meinem Verständnis der Sache, der Idee entsprechen würde.
Also ich teile die Auffassung der Konstruktivisten und des Herrn Maturana überhaupt nicht!
Das ist Dir unbenommen. Ich setze sogar voraus, daß Dein Bild von Deiner Welt sich
von meinem unterscheidet.
Auf meine mickrigen 3% Individualität scheinen sie jedoch ganz gut zu passen.
...vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen...
Hmm, das erinnert mich an den alten Spruch vom Balken im eigenen Auge und dem
Splitter im Auge des Anderen.
Gerade bei der Wahrnehmung der eigenen Belange einer Person scheinen mir die
Gedanken Maturanas am ehesten plausibel. Gerade da beobachte ich die größten
Differenzen zwischen dem eigenen Bild und dem was andere sich machen.
Ganz genau! Bingo! *Kirsten kann ihre Klappe mal wieder nicht halten*
Bingo! Kirsten ist und bleibt Kirsten.
Kann ich mir nicht vorstellen, daß Klaus dieser Sekte angehört, <g>
Kann ich mir auch nicht vorstellen, da trügt Dich Dein Bild meines Weltbildes nicht.
Die Realität ist etwas, was jeder Mensch und _jedes_Lebewesen_ anders empfindet.
Ja, so ungefähr.
Die grundlegenden Gedankengänge stammen ja nicht von mir, und anfangs fand
ich sie ja auch "etwas sehr abgedreht". Aber im Laufe der Zeit habe ich
gemerkt, daß sie mir ganz gut ermöglicht haben 'Phänomene' zu verstehen,
als folgerichtig einzustufen.
Klar hab' ich am Anfang gedacht, daß sie einem den Punkt auf den man sein
Ich bezieht infrage stellen, die Grundlagen des Seins leugnen.
Aber eigentlich geht es doch nur darum zu verstehen, daß ich mich an einem Bild
der Realität orientiere das nicht die Realität selbst ist.
Und vor allem, daß dieses mein Bild ist und der Andere ein anderes hat.
Dies projezieren sie nun auf die gesamte Wahrnehmung des "Menschen an sich".
Von denen habe ich noch nichts gehört oder gelesen was mir diesen Schluß
erlauben würde, von anderen dagegen schon öfter.
Frag doch mal die Schmetterlinge im Bauch, <g>
Den Vergleich finde ich gut. Wenn VL und RL nichts miteinander zu tun hätten
weil sie fein säuberlich voneinander getrennt, abgegrenzt wären, woher sollte
das Kribbeln denn kommen? Etwa von der Kälte des Bildschirms? Das wäre eher Bibbern.
Wenn ich mir aber zugestehe, daß ich es mit meinem Bild des Gegenüber zu tun
habe und ich die Informationen die kommen, mit diesem Bild in Verbindung bringen
kann, dann sind Gefühlsregungen doch plausibel, dann werden sie erst möglich.
Wenn ich mit Klaus telefoniere...
Du hast es angesprochen, nun dann.
Unsere Kommunikation umfaßt mehrere Medien die uns technisch zur Verfügung
stehen. Für das worüber wir uns wie unterhalten ist das nicht weiter maßgeblich.
Im Laufe der Zeit habe ich ein Bild, mein Bild, von Kirsten entwickelt.
In dieses Bild sind ja schon Aspekte eingeflossen die wohl vor meinem ersten
Posting überhaupt lagen.
Steinchen für Steinchen hat sich dieses Bild erweitert und verfeinert.
Ich könnte heute nicht mehr sagen was ich von Kirsten auf welchem Wege erfahren
habe, ob aus Postings, aus Mails, am Telefon oder in der Kneipe.
Und alle zusammen ergeben mein Bild von Kirsten. Irgendwie ist es vertraut.
Da gehört genauso auch dazu, daß sie 'manchmal ihre Klappe nicht halten kann',
oder daß sie hin und wieder mit der flachen Hand in die Suppe zu hauen pflegt
(dabei hab' ich die Suppe doch lieber auf dem Löffen als in den Augen).
Ich bin fest davon überzeugt, daß sich mein Bild von Kirsten wandeln wird.
Vorstellen kann ich mir nur, daß es sich weiter verfeinert, wissen kann ich
aber auch das nicht. Und bei Allem bleibt Kirsten sie selbst, wiedererkennbar
für diejenigen die sie auch vorher schon kannten.
Mir ist doch dabei auch klar, daß mein Bild von Kirsten nur bestimmte Bereiche
ihrer Persönlichkeit erfasst.
Mir fällt ja auch auf, daß andere Menschen ein anderes Bild von Kirsten haben.
Handelt es sich denn dabei etwa um eine andere Kirsten? Wohl nicht.
Und was davon ist VL und was RL?
Ist mir eigentlich auch egal.
Solange wir beide mit den Vorstellungen, den Bildern die wir voneinander haben
klarkommen, solange werden wir uns wohl auch unterhalten, kommunizieren und treffen.
Egal wie real oder virtuell das auch immer ist.
Naja, auf ein virtuelles Bier treffen? Das wohl eher nicht.
Also bislang kann ich diese 'virtuelle' Freundschaft zu Kirsten nicht von anderen
Freundschaften unterscheiden, nur die Kommunikationswege sind halt 'speziell', noch.
Und der 'soziale Kontext' unterscheidet sich auch nicht von dem anderer Freundschaften.
Ich für meinen Teil kann noch immer nicht kapieren wo ich da Wertgrenzen
einführen soll. Da brauche ich wohl noch etwas Nachhilfe.
Klaus