Stefan Muenz: Der stolze Seitenbastler und der hektische User

Liebe Forumer,

ein Artikel im Heise-Ticker hat mich dazu gebracht, das entsprechende Thema auch hier mal wieder zu diskutieren. Es geht um den Artikel http://www.heise.de/newsticker/data/jk-26.07.00-000/ - und es geht mal wieder um das Missverhaeltnis zwischen dem, was sich manche Webseitenanbieter vorstellen, und dem, was User auf Webseiten treiben und wie sie sich tatsaechlich verhalten.

Beobachtungen der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) haben ergeben, dass die Userzahlen im Web zwar weiter anwachsen, aber dass die meisten Web-Angebote einfach zu unkomfortabel und undurchsichtig seien. User sind wohl einfach nicht bereit, sich mit den tollen Design-Konzepten ambitionierter Seitenanbieter auseinanderzusetzen. Sie wollen einfach irgendwas, und das sofort.

Als Web-Designer sollte man daraus Schlussfolgerungen fuers Web-Design ziehen, wie sie etwa auf http://www.kommdesign.de/ gepredigt und begruendet werden.

Aber nein, da ist ja noch die Werbewirtschaft, und da sind die Auftraggeber aus dem Marketing. Da sind die Werbeagenturen, die die meisten Webauftritte gestalten und Strategiekonzepte praesentieren muessen, keine ergonomischen Navigationsstrukturen. Solche Leute toenen dann wie in jenem Heise-Artikel zitiert:
"Neue Homepages sollen nach dem Vorbild von Nutzeranalysen für Zeitschriften während der Entwicklung ständig geprüft werden. Regelmäßig wechselnde Slogans und Bilder sollen die Surfer auf eine Homepage locken, nach dem ersten Klick sollen sie schnell ins Innere gelockt werden. Der Werbemann glaubt an die schöne neue Welt des Internet: "Eine Trennung von Netz und Fernsehen wird es nicht mehr geben", sagt Suhre etwa voraus".

Ja, kann denn das sein, dass die nach nunmehr fuenf Web-Jahren hier in Deutschland immer noch nicht begriffen haben, dass das Internet kein Abspulmedium und eine Homepage kein Werbeblock im Abendprogramm ist? Mein Gott, wer verbietet nur mal diese Leute, die rein gar nichts vom Netzgedanken kapiert haben? Was wollen sie denn da fuer präanalysierte und optimierte Homepages erstellen? Naja, Riesen sterben nur langsam, sagt man ... ;-)

viele Gruesse
  Stefan Muenz

  1. Ich glaube die Leute, die sich nicht mit einer grafisch hoch-wertigen Navigation auseinandersetzen, sind Einsteiger.
    Das merke ich auch im Bekanntenkreis:
    Wenn mal irgendeiner bei mir zu Besuch ist, der kein Internet hat und ich denjenigen dann im Internet surfen lasse, dann weiss derjenige erstmal gar nicht richtig was er machen soll.
    Meine Freunde, die alle Internet haben, die wissen, wie man sich im Internet verhält. Die klicken auch wild drauf los und wollen testen, was passiert, wenn man hier und da klickt. So ist es auch bei mir.
    Ich glaube die Einsteiger haben auch ein bisschen Angst vor dem Internet.
    Vielleicht sollten diese Leute mal einen Internetkurs oder sowas mitmachen, damit diesen Leuten die Angst vorm Surfen (für "echte" Surfer klingt das irgendwie absurd) genommen wird.

    1. Ich glaube die Leute, die sich nicht mit einer grafisch hoch-wertigen Navigation auseinandersetzen, sind Einsteiger.
      Das merke ich auch im Bekanntenkreis:
      Wenn mal irgendeiner bei mir zu Besuch ist, der kein Internet hat und ich denjenigen dann im Internet surfen lasse, dann weiss derjenige erstmal gar nicht richtig was er machen soll.
      Meine Freunde, die alle Internet haben, die wissen, wie man sich im Internet verhält. Die klicken auch wild drauf los und wollen testen, was passiert, wenn man hier und da klickt. So ist es auch bei mir.
      Ich glaube die Einsteiger haben auch ein bisschen Angst vor dem Internet.
      Vielleicht sollten diese Leute mal einen Internetkurs oder sowas mitmachen, damit diesen Leuten die Angst vorm Surfen (für "echte" Surfer klingt das irgendwie absurd) genommen wird.

      :-)

      sorry, aber muß einfach mal sein ...

  2. Hallo,

    ich denke nicht das dies ein Problem des Internets ist. Die Kluft bei Marketing Fachleuten und dem Wissen über die genutzten Medien ist denke ich bei mehreren Medien noch zu gross. Und was kümmert das die Leute im Internet? Lass Sie doch an Ihren hochgelobten Projekten scheitern, dann werden auch diese irgendwann lernen damit umzugehen, die Möglichkeiten kennen und einschätzen zu können. Bis sich diese Erkenntnisse auch verbreitet haben werden wohl sicher nochmal 5 Jahre in die Landen ziehen, wenn nicht noch mehr.

    Gruss
      Philipp

  3. Leider sind es Laien, die die Qualität von Webagenturen beurteilen. Ein "Webdesign", dass man gut
    farbig ausdrucken und präsentieren kann, und dann natürlich noch jede Menge Gimmicks, animierte
    Dialoge etc. erscheinen dem Laien PROFESSIONELL. Wenn er gerade den "richtigen" Browser installiert
    hat sieht es vieleicht sogar noch so aus, wie es soll.
    Kompatibilität, Wartbarkeit, Funktionalität, Suchmaschinen- und Blindenfreundlichkeit, das sind Kriterien,
    die der Laie, als z.B. der Chef eines mittelständischen Unternehmens oder die Marketingabteilung
    meist nicht kennt.

    1. Hallo alle miteinander

      Sind also intuitive Layouts gefragt ?

      Seiten, die sich ohne Anleitung bedienen lassen, etwa so wie mein Videorecorder ;-)
      Naja, war 'n blödes Beispiel, oder doch nicht ;-)

      Tschüss

      Andreas

  4. Hallo ihr alle,

    als ich in dem zitierten Artikel folgenden Satz las

    "Die Verweildauer bei einem Internetangebot liegt bei zwei bis sieben Seiten, danach hören die Surfer entnervt auf", sagt Schub von Bossiazky"

    fiel mir doch spontan Jay Leno ein:

    "Taco Bell beendet seine Werbekampgne mit dem Taco Bell Hund, obwohl es die populärste Werbung war, die sie je hatten. Die Umsätze sind jedoch seit dem um 7% gesunken"

    Jay Leno: "Maybe it's the food......HELLO!"

    Tja: maybe it's the content....HELLO!

    Beste Grüße
    Claudia

  5. Hallo Stefan, hallo Forumers,

    Ja, kann denn das sein, dass die nach nunmehr fuenf Web-Jahren hier in Deutschland immer noch nicht begriffen haben, dass das Internet kein Abspulmedium und eine Homepage kein Werbeblock im Abendprogramm ist? Mein Gott, wer verbietet nur mal diese Leute, die rein gar nichts vom Netzgedanken kapiert haben? Was wollen sie denn da fuer präanalysierte und optimierte Homepages erstellen? Naja, Riesen sterben nur langsam, sagt man ... ;-)

    meiner Erfahrung nach haben die meisten Werbe-, Grafik- und Sonstigesfachleute gar kein Interesse am "Netzgedanken". Es zählt in der Praxis einfach nur das Prinzip: Kunde zahlt und bekommt was er will (da der Kunde oft ahnungslos ist, will er in der Regel eine Online-Werbebroschürte) - notfalls auch ohne Beratung.

    Ich wollte mal als Webdesigner bei einer Werbeagentur anfangen. Die sind im Printbereich absolute Koriphäen. Leider denken die das auch von sich in Sachen Internet - und das nur, weil sie Ihre Printkonzepte mit Dreamweaver erfolgreich ins Netz stellen und das dem Kunden auch noch verkaufen können. Ich bin froh, daß ich den Job nicht bekommen habe.

    Wie gesagt, es fehlt das Interesse, das Ideal! Es ist mal wieder nur wichtig, was unterm Strich dabei rausspringt (obwohl ein bisschen Kapitalismus natürlich niemandem zu verwehren ist).

    Viele Grüsse
      speedy

  6. Hallöle!

    Ich kann Dir, Stefan -- wie meistens *schleim* -- nur zustimmen. Ich bin auch ein jäher Verfechter jeglichen "Schnickschnacks" auf Websites und finde, dass allein der Content zählt. Es gibt sehr viele Websiten, die ich aufrufe, die ich mir ansehe und die ich auch hübsch gemacht finde nur frage ich mich dann plötzlich "Hey, warum gibt's diese Seite überhaupt?".

    IMHO ist der Sinn des Internets vielen abgegangen. Das Internet ist IMHO (schon wieder) die größte Informationsbibliothek, die die Menschheit bisher aufgebaut hat, nur leider denken manche Leute, dass es eher die größte Spielwiese der Welt ist.

    Schöne und gut gemachte Benutzeroberflächen sind grundsätzlich kein Problem, denn man muss ja auch möglichst intelligent an den Content 'drankommen, aber wenn dieser dann fehlt, nützt auch das ausgeklügeltste und ammeistendenAnalysenangepaßte System garnichts.

    Das ist allerdings auch ein Punkt, den ich jedem hier im Forum und auch sonstwo beibringen will. "Gutes Webdesign" bedeutet nicht allen Sch*** in ASP machen zu können, sondern die Informationen, die der Benutzer haben möchte, möglichst in einem guten Rahmenprogramm zu packen.

    Naja, aber halt alles nur IMHO....

    Bis denne,
    Dennis

  7. Hallo,

    nun ist heute auch "mehr Volk" im Netz als früher. Und das "Volk" nimmt die Seh und Lesegewohnheiten des normalen Lebens mit ins Netz. Nur ob das auch die sind, die Qualität bringen? Dder durchschnittliche Fernsehzuschauer könnte sich einen guten Spielfilm im öffentlichen rechtlichen gar nicht mehr ansehen (wenn er denn da käme), fehlen doch die Klopausen die das Konsumieren in so kleine Häppchen unterteilt. So leicht wie Rafaelo soll das Konsumieren sein. Texte auf einer Seite lesen? Ich habe auf meiner Stempelseite extra die texte kurz und "groß" gehalten. viele Testpersonen waren trotzdem nicht in der lage, diese zu lesen.... (ach lesen sollte ich das auch?) Wenn Zeitschriften Artikel auf eine Spalte kürzen und das dann Nachrichtenmagazin nennen dürfen, wenn immer mehr mitten im Kinofilm rumlaufen und zwei Stunden ohne SMS nicht aushalten können, wenn überhaubt sms (die wirklich komplizierteste Art zu telefonieren) überhaubt boomen kann, alles schnell-schnell, alles bitte in kleinen Häpchen, drei romane in einem Film und der bitte mit Werbung, ja, warum sollte das Web dann anders "sein müssen", wenn das Volk endlich auch hier angekommen ist....

    Oder man muß einfach mal die "Größe" haben, sich zurücklehnen und sagen: na, meine Seite muß auch nicht für jeden sein.

    Chräcker

    <img src="http://homepages.compuserve.de/ackheller/stempel/grafiken/logo.gif" alt="">http://www.chraecker.de/stempel

  8. wunderschönen Guten Abend

    Ja, Ja wir wissen doch alle was der User möchte. Wenn er den Bildschirm einmal böse anschaut und sagt : "Ich will Information, jetzt bitte sofort schnell", dann müssen diese blitzartig erscheinen. Natürlich wird auch automatisch erkannt was er den möchte.
    Aber wenn die meisten User noch nicht mal surfen können, wie wollen sie denn jemals eigene Sites gestalten und dass allein gibt uns doch auch schon allen hier eine Existenzberechtigung.
    Grundsätzlich sollte man sich aber immer Verbesserungsvorschläge von Usern anhören können.
    Tote Links finde ich auch nervig, mir scheints manchmal den Suchmaschinen geht mehr um Masse als um Aktualität. Sonnst ist der Artikel ziemlich nichtssagend, der Autor wollte warscheinlich nur mal sich selbst wiederspiegeln. Und wer ist überhaubt "die Branche" und von "bunten Bildchen" die mich auf eine Site locken sollen gibts  auch schon genug. Aber ich freu mich ja wenn die jetzt noch toller werden.

    Gruß Champ

  9. Hallo Stefan,

    User sind wohl einfach nicht bereit, sich mit den tollen Design-
    Konzepten ambitionierter Seitenanbieter auseinanderzusetzen. Sie
    wollen einfach irgendwas, und das sofort.

    1. Zeichen von Konsummentalität
    2. Verständlich, denn Zeit ist kostbar
    3. erinnert mich an Meetings mit Fritzen von Werbeagenturen, die mir
       eine Stunde lang erklärt haben, was das neue Logo denn jetzt alles
       aussagt - und ich mich gefragt habe, ob man vielleicht gleich ein
       Manual für das Logo der Korrespondenz beilegen sollte ;-)

    Als Web-Designer sollte man daraus Schlussfolgerungen fuers Web-
    Design ziehen, wie sie etwa auf http://www.kommdesign.de/
    gepredigt und begruendet werden.

    Die Seite kennen nur wenige und, noch schlimmer, die meisten verstehen
    es nicht. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere, dass ich
    hier mal eine Seite zur Bewertung gestellt habe, die nicht meine
    eigene war (<../../sfarchiv/2000_2/t15084.htm#a76406>).
    Nun, dort genannte Freundin bekam von mir letztens einen Hinweis auf
    die SELFcards (http://www.icecold-angels.de/selfcards/ *SNCR*
    mit dem Hinweis, es käme sicher besser, wenn _sie_ ihrem Schnucki
    SELFHTML empfiehlt, als wenn es ein Fremder macht... nun, sie mailte
    zurück und meinte, denn Sinn dieser SELFcards, von SELFHTML und was
    das alles mit der Seite ihres Schatzis zu tun hätte, habe sie nicht
    ganz verstanden *autsch*

    Aber nein, da ist ja noch die Werbewirtschaft, und da sind die
    Auftraggeber aus dem Marketing. Da sind die Werbeagenturen, die
    die meisten Webauftritte gestalten und Strategiekonzepte
    praesentieren muessen, (...)

    Hat man den Werbefritzen aus den eingesessenen Full-Service-Agenturen
    schon mal gesagt, dass eine Website keine digitalisierte Imagebro-
    schüre ist? Ich hab da so meine Zweifel. Die Crux ist wohl auch, dass
    alle grossen, etablierten Agenturen das Internet erst unterschätzt
    haben und jetzt, wo der Zug mit Volldampf fährt, schnell in ein Markt-
    segment müssen, in dem sie sich nicht auskennen. Erinnert an Mercedes-
    Benz und den Elchtest bei der A-Klasse *g

    Ja, kann denn das sein, dass die nach nunmehr fuenf Web-Jahren
    hier in Deutschland immer noch nicht begriffen haben, dass das
    Internet kein Abspulmedium und eine Homepage kein Werbeblock im
    Abendprogramm ist?

    Oups, da hab ich wohl was falsch verstanden *g* Nee, im Ernst, es ist
    sicher immer eine Gratwanderung: Eine Seite mit viel und schnell
    erreichbaren Informationen, die optisch nach nix aussieht, wird ge-
    nauso scheitern wie eine, die alle Schickanen hat (Bio würde es wohl
    als Click-Bunti bezeichnen), bei der man sich aber vorkommt, wie in
    einem Labyrint.

    IMHO muss eine Seite optisch ansprchend sein und - klingt simpel, fehlt
    aber sehr oft - etwas "sagen". Die Seite eines Versicherers, auf der
    man keine Onlineberechnungen machen kann (was gewollt ist, denn man
    setzt lieber auf das CallBack-Team und das Belabern des Kunden am
    Telefon) ist genauso witzlos wie die Seite von Fritz Müller, der seine
    Tante Erna und sein Kaninchen Gertude vorstellt.

    Es sei denn, es ist eine reine "Spiel"-Seite, wie die von Chraecker -
    die hat zwar keine nennenswerten Informationen, aber alleine die
    Idee und die Umsetzung sind so originell, dass solche Seiten eine
    Existenzberechtigung haben. Nur leider sind gute Ideen Mangelware.

    <img src="http://home.germany.net/100-80215/alex/images/promo/signet.gif" alt="">

    <img src="http://home.germany.net/100-80215/alex/images/promo/akonline.gif" alt="">

    http://www.atomic-eggs.com/selfspezial/daten/101.html

    1. Hallo,
      ich kann Alexander nur voll und ganz beipflichten.
      Sobald 'ne Werbeagentur ins Spiel kommt, muss ich kotzen gehen.
      Manchmal bin ich auch versucht, den Werbefritzen das SelfHTML in Buchform von Stefan um die Ohren zu hauen.

      Da werden am Mac die dollsten Seiten entworfen, Farbe und Schrift optimal aufeinander abgestimmt und dann ins Netz gestellt.
      Und - welch ein Zufall - die Seite sieht aus wie ein Firmenprospekt.
      Nichtssagend, teuer und langweilig. Und die Sache mit dem Logo - Alexander ich stimme Dir da voll und ganz zu. Wenn man das dreimal mitgemacht hat, schläft man beim vierten Mal ein :-)

      So 'ne Stempelseite, ja die ist fein. Selten genug, dass ich mich von vorne bis hinten durchklicke. (So etwas baut man aber nicht mit Dreamweaver und Co.)

      Aber zur Beruhigung: der Trend geht wieder zurück: Schlichtheit ist angesagt. Aber eines wird man den Kunden nicht ausreden können: irgendwas muss irgendwo zappeln.

      Ach ja Bilder: möglichst in 16 Mio Farben und verlustfrei ins Netz gestellt. Verkleinert wird dann im Browser. Dann braucht ein 100x100 Pixel Bild etwa 10 Sekunden bis es geladen ist.

      Hauptsache wir sind cool, hip und mit neuestem JavaScript ausgestattet.

      Auf das wir interessantere Seiten bauen die auch am Nachmittag noch zackig geladen werden.
      In diesem Sinne

      Hunold

    2. Hallo,

      1. Verständlich, denn Zeit ist kostbar

      wollen doch mal zeigen, daß wir nicht immer ins gleiche Horn pusten ;-) ich habe jedes Jahr mein ganz persönliches Unwort, dieses Jahr wird es wohl eine Phrase werden. "Zeit ist kostbar". Wofür muste dieser Satz schon immer herhalten. Was sagt er überhaubt aus? Eigendlich wird er meistens(!) dazu benutzt, um Untergebene anzuscheissen, Lieferfirmen zur Sau zu machen, die unfähigkeit die maus etwas zu bewegen zu kaschiern (da oben soll ich klicken? Kann man den Button nicht unter der Mausspitze schieben? Denn Zeit ist kostbar) oder eben die Unfähigkeit drei zusammenhängende Sätze "in Ruhe" durchzulesen.

      "Zeit ist kostbar" zeugt von einem ganz eigenartigen Verständnis unserer wichtigsten Zeit, unserer Lebenszeit. Etwas mehr Mut zur Langsamkeit in manchen Lebenssituationen würde unserer Gesellschaft gut tun....

      Chräcker

      <img src="http://homepages.compuserve.de/ackheller/stempel/grafiken/logo.gif" alt="">http://www.chraecker.de/stempel

      1. Hallo Chräcker,

        1. Verständlich, denn Zeit ist kostbar

        wollen doch mal zeigen, daß wir nicht immer ins gleiche Horn pusten ;-)

        Verräter! *mfg*

        "Zeit ist kostbar". Wofür muste dieser Satz schon immer herhalten.
        Was sagt er überhaubt aus? Eigentlich wird er meistens(!) dazu
        benutzt, um Untergebene anzuscheissen, Lieferfirmen zur Sau zu
        machen, die Unfähigkeit die Maus etwas zu bewegen zu kaschiern
        (da oben soll ich klicken? Kann man den Button nicht unter der
        Mausspitze schieben? Denn Zeit ist kostbar) oder eben die
        Unfähigkeit drei zusammenhängende Sätze "in Ruhe" durchzulesen.

        Ja, vollkommen richtig. Und trotzdem ein "aber": Wie so oft im Leben
        weiss man auch bei den meisten Websites nicht, ob man das bekommt,
        was  man wirklich sucht. Und wer wartet schon gerne auf ein ungewisses
        Resultat?

        "Zeit ist kostbar" zeugt von einem ganz eigenartigen Verständnis
        unserer wichtigsten Zeit, unserer Lebenszeit. Etwas mehr Mut zur
        Langsamkeit in manchen Lebenssituationen würde unserer Gesellschaft
        gut tun....

        Absolut richtig, aber in unserer Zeit hat doch jeder Angst, etwas zu
        verpassen. Der Thread zum Thema "Liebe im Internet" spricht doch
        Bände: "Ich werde 19 und bekomme Panik".

        Ich war letztens mit einem Bekannten in einer Disco, und als er die
        ganzen rumhopsenden Teenies sah, meinte er, in deren Alter habe er
        um diese Zeit brav zuhause sitzen müssen, um nicht den Rauswurf zu
        riskieren. Und dann kam die Feststellung, man habe ihm etwas von
        seinem Leben genommen und er habe etwas verpasst. Und davon abgesehen:
        Heute hat man(n) mit 30 doch nur noch den Marktwert einer faulen
        Tomate... Jugendlichkeit ist alles, überall dabei sein ist hipp, auf
        allen Hochzeiten Tanzen Pflicht.

        Und jetzt kommt das schärfste: Trotz dieses Jugendlichkeitswahns ist
        in vielen Bereichen Alter immer noch ein "Qualitätssiegel": Ich sehe
        doch selbst, wie oft ich gegen inkompetente, aber alte (ältere)
        (meistens) Männer im Job konkurrieren muss.

        Und dann fragt keiner mehr nach der tatsächlichen Qualität, sondern man
        wird ganz schnell als einer abgestempelt (äh, sorry :-), der noch
        grün hinter den Ohren ist.

        Wenn sich unsere Gesellschaft langsam mal einig würde, was sie eigent-
        lich will...

        <img src="http://home.germany.net/100-80215/alex/images/promo/signet.gif" alt="">

        <img src="http://home.germany.net/100-80215/alex/images/promo/akonline.gif" alt="">

        http://www.atomic-eggs.com/selfspezial/daten/101.html

  10. Hi Stefan, hi alle,

    Ihr wisst doch alle ganz genauso gut wie ich, dass das Internet von großen Firmen erschaffen wurde. Da gab es eine Firma, die wollte ein Produkt namens Internetexplorer (oops, da war er wieder) verkaufen, und hat deshalb das Internet erfunden.

    Naja, und da das Internet eine Firmengründung ist, und Firmen ja kommerziell denken, ist es doch nur logisch, dass wir alles weitere aus kommerzieller Sicht sehen müssen. So bleibt erst mal festzustellen, dass eine Homepage als erstes mal auf einen Domainnamen laufen muss, den man sich vor 5 Jahren in aller Welt hat schützen lassen (sonst könnte einer auf die Idee kommen, einen beliebigen Begriff aus einem Lexikon schützen zu lassen).

    Dann muss auf einer Homepage natürlich ein Produkt verkauft werden. Denn nur, wenn man etwas verkauft, ist man glücklich.

    Weil sich die Homepage rentieren muss, wird auf der Seite viel Werbung eingeblendet, am besten noch in Verbindung mit einer TOP-42-Liste. Denn nur so kann man beweisen, dass man der beste ist (oder nur einer der 42 besten.)

    Damit man dann noch zeigen kann, mit welchen tollen Tools und mit Hilfe welcher Agenturen man die Seite für welchen Browser erstellt hat, müssen unbedingt 15-20 Logos auf der Seite präsentiert werden.

    Schließlich verzichtet man, um ein einheitliches immer in originalgröße vorhandenes 1:1 Abbild des Präsentationskataloges zu erhalten, gänzlich auf Text, wozu gibt es das JPG-Format. Außerdem sind Bandbreiten ja im Zeitalter von Flatrates und ISDN ja kein Thema.

    Daher mein Schlußwort: Fort mit den langweiligen, aus Texten bestehenden Seiten, es leben die kommerziellen Seiten, die nicht mehr untereinander verlinkt werden müssen und die so sagenhaft transparent sind, weil man ein tolles neues Browserfenster ohne jede möglichkeit des navigierens (benutze den nack-button des Browsers) und der Url-Eingabe hat. Aber das alles ist ja auch nicht weiter nötig, den schließlich soll man ja keine chance haben, sich bei einem Konkurrenten (äh, Mitbewerber natürlich) umzusehen.

    Satirische Grüße

    Thomas

  11. Moin

    Ja, kann denn das sein, dass die nach nunmehr fuenf Web-Jahren hier in Deutschland immer noch nicht begriffen haben, dass das Internet kein Abspulmedium und eine Homepage kein Werbeblock im Abendprogramm ist? Mein Gott, wer verbietet nur mal diese Leute, die rein gar nichts vom Netzgedanken kapiert haben? Was wollen sie denn da fuer präanalysierte und optimierte Homepages erstellen? Naja, Riesen sterben nur langsam, sagt man ... ;-)

    "Die" wollen halt ein anderes Netz als "wir" es wollen. "Wir" wollen Informationen und Dokumentationen, kommunizieren, manchmal auch (nur) unterhalten werden - mit allen Vorzügen, die (nur) der Hyperraum bietet. Das ist für "uns" der Zweck des Webs.

    Die wollen Geld verdienen, Waren verkaufen. Unsere Wünsche und Vorstellungen sind für die allenfalls _Mittel_ zum Zweck. Schlimmer: Weil die uns zumeist nicht richtig (er)kennen, eine andere Vorstellung von uns haben, glauben sie, dass sie in unserem WWW die Welt upside down stellen können. Ds wird nicht klappen, da die Anwesendenen hier andere interessen haben und die (noch) Kommenden kaum auf dieses Angebot raufspringen werden.

    Das erinnert mich manchmal an den Versuch, eine Zeitung, die _nur_ aus Werbung besteht, verkaufen zu wollen - mit der Begründung, die leute würde es wohl schon kaufen, schließlich können sie ja lesen. Das muss schief gehen. Es gibt auch keine Fernsehsender, die nur aus Reklame bestehen.

    Und so wird das auch hier laufen. Wenn "die" merken, dass sie "hier" kein Geld verdienen können, werden sie kräftig auf die Verbraucher schimpfen ("uns" warscheinlich noch Ignoranz vorwerfen)und wieder gehen. Was bleibt sind imho so etwas wie die Anzeigen in den zeitungen. Die werden dort geschaltet werden, wo eine (unabhängige) Redaktion inhaltlich interessantes einem bestimmten Publikum anbietet. Wir werden uns aber wohl angewöhnen müssen, dass das WWW der Zukunft nicht nur auch Fachzeitschriften, Büchern und Lexika bestehen wird, sondern auch aus dem Goldenen Blatt, dem Bayernkurier und dem Kirchnücheler Gemeindeblatt bestehen wird: das pralle Leben halt.

    Viele Grüße

    Swen
    der für das Wochenende noch eine Überraschung parat hat :-)

  12. Liebe Forumer,

    ein Artikel im Heise-Ticker hat mich dazu gebracht, das entsprechende Thema auch hier mal wieder zu diskutieren. Es geht um den Artikel http://www.heise.de/newsticker/data/jk-26.07.00-000/ - und es geht mal wieder um das Missverhaeltnis zwischen dem, was sich manche Webseitenanbieter vorstellen, und dem, was User auf Webseiten treiben und wie sie sich tatsaechlich verhalten.

    Hallo Forum,

    nehmt doch zu diesem Thema einfach mal mich als Beispiel. Ich bin erst seit April im Internet. Warum? Weil mir eine Aufgabe gestellt wurde. "Mach uns doch eine Homepage..." Hatte ich noch nie gemacht, war interessant. Da bastele ich nun daran herum. ich habe ein Forum gesucht, es gefunden, hab' gelernt, um Rat gefragt, ihn auch immer bekommen (Danke!!!). Das war's aber schon.

    Was soll ich im Netz? Einkaufen? Was denn? Bücher - mein Buchhändler liefert auf Anruf innerhalb von meist 18 Stunden. CD's - mein Klassikprogramm steht. Computer - ich habe einen Händler, der ohne unverschämte Versandkosten liefert. Chatrooms - in aller Regel ziemlich dämliches Gequatsche, das tu ich mir nicht an. Porno? Na ja, wer's bracuht... Ach ja, Fahrplanauskünfte habe ich zwei eingeholt.

    Meine Interessen liegen so, das ich das Netz nur beschränkt gebrauchen kann. Mir sind also die vielen schlechten Seiten egal.

    Fazit für mich: Die Bedeutung des Internet wird weit überschätzt. In fünf Jahren, wenn das ganze Gegackere ein wenig abgeklungen ist, wird das Netz für den normalen User eines unter vielen Kommunikationsmitteln sein. Und die Klagen über den Müll und die toten Links werden bleiben, denn es gibt den Schrott im Netz. Für die Industrie wird das Netz ein weiterer aber keineswegs der wichtigste Vertriebsweg. Ich rede hier nicht von B2B, das ist etwas ganz anderes. Ich rede auch nicht anderen Teilnetzen Wissenschaft etc) Es werden sich geschlossene Gesellschaften bilden.

    HTMl und Javascript und CSS und das alles wird an Bedeutung verlieren, weil die #Werkzeuge besser werden (und die Übertragungswege sehr viel schneller).

    Das Leben wird langweiliger werden, leider.

    Einen schöenen Abend.

    Frank
    P.S. Die WWW.KOMMDESIGN, die Du genannt hat, ist sehr gut. Wenn alle sich dran halten, sehen dann alle Seiten gleich aus und das wäre dann auch wieder nichts, oder?