Besim Karadeniz: Das Forum, die Community, Günter, Elche und Trolls ;-)

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Hallo Leute, hallo Günter,

ich habe vorhin mal wieder in meiner Internet-Traditionen-Gruschtelkiste herumgewühlt, dabei ist mir eine interessante Thematik in die Hände gefallen. :-)

Im Usenet-Jargon gibt es eine interessante Gattung von Teilnehmern. Eine Gruppe, die von Leuten gehaßt werden, die ihre Sache sehr verbissen und ernst sehen. Man nennt diese Leute "Elche". (Hat nichts mit dem gleichnamigen Test zu tun, der einem Wagen eines süddeutschen Autoherstellers zum Verhängnis geworden ist.)

Elche sind Nutzer in Newsgruppen und Foren, die mit überspitzen, offensiven oder provokanten Beiträgen es mitunter schaffen, eine ganze Gruppe derart aufzumischen, daß gigantische Threads entstehen, Diskussionen bis hin zu persönlichen Dramen geführt werden und letztendlich eine Menge Leute entnervt das Usenet zumindest für einige Zeit nicht mehr besuchen. Solche Beiträge nennt man "Trolls" (zu deutsch "Kobolde"). Dabei weiß ein Elch in der Regel ganz genau, was er anrichtet und amüsiert sich köstlich über die entstehende Diskussion. Genau wie diejenigen, die wissen, daß ein Troll am Werk ist, auch wenn diese nur selten der gleichen Meinung sind, wie der Elch selber.

Tja, und heute oute ich mich mal, ich amüsiere mich immer wieder köstlich über Günther und seine gelegten Trolls. Jedesmal entsteht eine mehr oder weniger gigantische Diskussion, die nicht selten in persönlichen Beleidigungen enden. Hier deshalb mal die Charakteristik eines Trolls und Empfehlungen, wie man so einem Troll aus dem Weg geht.

  • Ein Troll ist selten ein ernstgemeinter Beitrag, sondern meist ein voller, gezielter Schuß in einen Gluthaufen. Erkennbar ist das insbesonders dann, wenn jemand in einem Troll offensichtlich eine These vertritt, die die Allgemeinheit einer Community so nicht vertreten würde. Oftmals werden dabei andere Leute auch direkt oder indirekt einbezogen. Ein anderer Weg, einen Troll zu erkennen ist recht einfach und wirkungsvoll: Du liest einen provokanten Beitrag und es juckt förmlich in den Fingern, darauf zu antworten, man weiß aber nicht, wie.

  • Wer einen Troll ernst nimmt und evt. eine ernste Antwort darauf gibt, hat schon verloren; er ist dem Troll aufgesessen. Denn genau das will der Elch, darauf zielen seine Trolls ab! Je emotionaler die Antworten auf einen Troll sind, desto amüsanter für den Elch und auch amüsanter für diejenigen, die den Troll erkannt haben.

  • Man darf deshalb auf einen Troll niemals die Antwort geben, die der Elch erwartet. In traditionsreichen Newsgruppen fallen da insbesonders Anfänger rein und machen sich auf einen Schlag zum Gespött der Troll-Erkannt-Fraktion. Indirekt erntet sogar der Elch Ruhm, weil er es geschafft hat, jemanden aufs Glatteis zu führen.

  • Ein Troll läßt sich nur mit einem Mittel bekämpfen, dem Outen. Dazu gibt es ein kleines Schildchen, daß aus reinen ASCII-Zeichen besteht und immer wieder in Newsbeiträgen zu finden ist:

+-----------------+
                  
    PLEASE DO NOT  
   FEED THE TROLLS
                  
  +-----------------+

Er wird von jemandem gesetzt, der den Troll erkannt hat. Auf dem Schild steht "Bitte füttere nicht die Kobolde" und sagt eigentlich alles aus. Hier ist offensichtlich ein Elch am Werk gewesen und hat einen Troll gesetzt, keep warned. :-)

Allerdings ist es üblich, daß dieses Schildchen nicht von Stammlesern gesetzt wird. Es muß also jemand darauf kommen, der noch nicht so lange dabei ist und in der Regel outet man als Leser eines Forums auch nur einmal einen Troll in einem jeweiligen Forum. Wer das mehrmals macht, ist schon besonders gemeinnützig, wer das andauernd macht, ist ein Spielverderber. ;-)

  • Nach so einem "Troll-Alarm" hört die Diskussion meist schlagartig auf, denn spätestens jetzt erkennen viele, daß die ganze Geschichte ein Troll war. (Ja, auch ich merke manchmal erst recht spät, daß ich einem Troll aufgesessen bin...). Wer an so einem markierten Thread weiterschreibt, tritt dann natürlich auch in das Fettnäpfchen. Shit happens, meist halt gleich mehrfach. ;-)

Damit das jetzt hier mal keiner mißversteht: Ich habe keinen Spaß damit, wie sich Leute so emotional über einen Troll aufregen, daß sie am Ende Sachen schreiben, die sie so niemandem ins Gesicht sagen würden. Trolls und Elche gehören jedoch zur Tradition von elektronischen Foren dazu, so wie z.B. der beliebte Azubistreich, den jeder ordentliche Azubi in den ersten Tagen an seinem neuen Ausbildungsplatz einmal durchmachen muß.

Also, beim nächsten Beitrag von Günther vorher nachdenken, evt. nichts darauf antworten (auch bei einem Troll immer die beste Lösung), sondern nur einen Schildchen setzen. Und Günter, neidlos zugegeben, du machst deine Sache professionell. Man merkt dir deine jahrelange Usenet-Erfahrung an. ;-)

Grüßle,
Besim