Ulrich Rees: "Geheimnis einer Erfolgsfrage", oder "kleines Skript ganz groß"

Tach zusammen!

Es geht um ein bekanntes Thema *g (JAVASKRIPT) Zwei Frames...

Es ist die zweifellos erfolgreichste Frage in diesem Forum und setzt sich mühelos gegen härteste Konkurrenz wie "Textlinks ohne Unterstrich" durch. Nachdem die Frage nun einige tausend mal gestellt wurde und auch die Eingabe der Suchbegriffe in gängige Suchmaschinen eine geradezu erschlagende Anzahl an Treffern verursacht, ist es an der Zeit die Hintergründe des Erfolges zu beleuchten und  sich zu fragen, was macht gerade diese Frage zu einem solchen Renner?

Kümmern wir uns zunächst um den Kern der Frage.
Ein relativ einfaches JavaScript mit dessen Hilfe sich der Inhalt zweier Frames durch Klick auf einen Verweis gleichzeitig ändern lässt.
Was aber macht dieses eigentlich mausgraue Skript nun zum schillernsten Listing im ganzen Dokument?
Worin liegt sein Erfolg begründet, den ein nüchterner Betrachter auf den ersten Blick diesem 3 Zeiler niemals auch nur annähernd zutrauen würde?
Kann man das Erfolgsrezept dieses Skripts vielleicht sogar imitieren und auf andere Lebensbereiche übertragen, oder ist das längst geschehen und der Erfolg des Listings steht in einer Reihe mit z.B. dem Phänomen "Verona Feldbusch"?

Vergleichen wir einmal Verona Feldbusch und das Listing "zwei Frames" ....
Beide können nichts besonderes und haben dennoch einen riesigen Erfolg.
Vor dem Hintergrund welches Wissen einerseits ein Mensch haben kann und was andererseits die Skriptsprache JavaScript vermag stehen die Kontrahenten auch in etwa auf einer Stufe.
Gut, mögen einige sagen, aber Verona Feldbusch sieht viel besser aus als das JavaScript. Ich entgegne darauf, man sieht fast täglich viele Menschen, die gut aussehen und nichts können, aber haben alle einen solchen Erfolg wie Verona Feldbusch? Nein, also kann es daran nicht alleine liegen.
Bei Verona, sagen viele, ist der Erfolg darin begründet, dass sie mit Dieter Bohlen verheiratet war. Jenem "Komponistenidol" das nunmehr seit Jahren seine Sonnenbank dem 100.000 Stundentest unterzieht und gerne von sich selbst behauptet alles was er anfasse werde zu Gold.
Nun, Stefan Münz hat das Skript "zwei Frames" in SELFHTML bekannt gemacht und ein schlichtes JS kommt zu großem Ruhm, dürfen wir also Stefan Münz den "Dieter Bohlen" des HTML (und allem was so dazu gehört) nennen? *g

Ist es also die Schlichtheit, die das Skript zum Ruhme führt, oder ist es Stefan Münz, oder aber befinden wir uns auf dem Holzweg und der Erfolg liegt völlig anders begründet?

Analysiert man die Formulierung der Standartfrage hier im Forum kommt man zu dem Schluss, dass der Verfasser die entsprechende Stelle im SELF-Dokument gar nicht kennt, weil er sie nicht gelesen hat.
Die Theorie von eben können wir also getrost knüllen und in den Papierkorb werfen, denn der Frager weiß offenbar nicht, dass Stefan Münz dieses Skript bereits erstellt hat, eine Verknüpfung des Erfolges mit dem Namen Stefan Münz fällt also aus. (sorry Stefan *g)

Wir müssen unseren Ansatzpunkt demnach verlagern. Fragen wir uns doch einmal, warum der jeweilige Mensch überhaupt wissen will, wie man mit einem Verweis 2 Frames gleichzeitig ändert und warum er mit Frames arbeitet, obwohl er von HTML und JS offenbar sehr wenig Ahnung hat, vielleicht besser mit einer "einfachen" HTML Seite ohne Frames beginnen sollte.

Ich behaupte nun der klassische Frager hat, angestachelt von 1000 Zeitungsartikeln wie "die eigene Page in 10 Minuten" und der durchweg positiven Berichterstattung über WYSIWYG-Editoren, damit begonnen seine erste eigene Page zu basteln und bedient sich klassischerweise dem allseits "beliebten" Editor Frontpage9x, oder 2000.
Was geschieht nun, wenn er ein neues Projekt beginnt? Er drückt auf "neues Web" und bekommt sofort ein Frameset aufs Auge gedrückt, das in etwa so aussieht:
+-----+----------+
       
     +----------+
       
       
_______________

Nun beginnt er fröhlich die Frames mit Leben zu füllen, schlimmstenfalls mit den Standartlayouts aus FP und hat nicht die geringste Ahnung was er da überhaupt macht. Von FP bekommt er vorgegeben, dass in dem oberen rechten Frame die Bezeichnung der darunter liegenden Page zu stehen hat.

Wie jedoch, denkt sich der Bastler nach einer Zeit, ändere ich denn die Überschrift, wenn ich eine andere Inhaltsseite anzeigen will.
Der erste verhängnisvolle Schritt auf dem Weg zu einer weiteren Frage im SELFHTML-Forum ist getan, denn von FP und Konsorten erhält er dazu keine Hilfe. Dort wird (afaik) nicht erwähnt, dass man in ein Frameset auch ein Zweites laden kann und den entsprechenden HTML Befehl zum laden von 2 Frames gleichzeitig wird unser Bastler auch umsonst suchen, denn diesen gibt es ja bekanntlich nicht.

Er sucht nach Hilfe und die Allgegenwärtigkeit von SELFHTML im Netz führt ihn schnurstracks hierher, ein einfacher Eintrag in eine Suchmaschine und tausendfach rufen ihm verlockende Links zu: "Geh zu SELFHTML, dort wird man Dir helfen!"
Ein Forum strahlt ihm entgegen und viel Platz um seine wichtige Frage loszuwerden ... zack, in 30 Sekunden steht sie da, die 3.568zigste Frage nach der Aktualisierung von 2 Frames mit einem Klick.
Der arme Frager weiß nicht im Geringsten was er gerade verbrochen hat und zieht sich in der Regel dennoch den geballten Unmut der Stammkundschaft zu, noch dazu wo er vermutlich im Umgang mit Foren und Suchmaschinen nicht sonderlich geübt sein wird, weil er eben eher Anfänger als Fortgeschrittener ist.

Der Erfolg des kleinen JavaScripts hat also seinen Ursprung in der Unzulänglichkeit großer und teurer Programme, die den User im entscheidenden Moment alleine lassen und steht damit in einer Linie mit zahllosen Free- und Sharewareprogrammen, die aber alle wesentlich größer sind.  
So lebt das Skript von dem Licht der Sonne, das durch die Lücken der WYSIWYG-Editoren scheint und niemand weiß so recht warum.
Denn hat sich der Frager erst einmal seinen Rüffel abgeholt und wendet das Skript stolz an, wird er schnell feststellen, dass es eigentlich gar nicht so toll ist wie es scheint, spätestens beim Betätigen der "Zurück"-Taste des Browsers hört der Spaß auf, denn das Skript ist eine Einbahnstrasse, eigentlich ein zahnloser Löwe, nur auf den ersten Blick beeindruckend.
Sein Problem lässt sich viel leichter durch ein zweites Frameset lösen, das er in sein erstes lädt, aber das wird ihm ja vom WYSIWYG-Editor verschwiegen.

Ist es dann nicht eine Chance diesen Frager aus dem Dunkel der WYSIWYG-Editoren ins Licht der selbständigen Arbeit zu ziehen, wenn er schon von den WYSIWYG-Editoren hergetrieben wird? Um mit Mephisto zu sprechen:" Ich bin der Teil des Teils, das anfangs alles war, ein Teil der Finsternis, die sich das Licht gebar." *dramatisch grins

Das Forum und damit Ihr alle werdet also weiter mit der Frage leben müssen und ich befürchte die Anzahl der Frager steigt mit der Verbreitung der WYSIWYG-Editoren weiter an ...
Aber gönnen wir doch dem kleinen Skript seinen großen Auftritt. Lassen wir es weiter aufsteigen wie eine Feuerwerksrakete, die mit ihrem strahlenden Schein für kurze Zeit ihr Publikum verzaubert, um dann zu verglühen und den eben noch beeindruckten Betrachter wieder im Dunkeln stehen zu lassen.

Gruß
U.Rees

.... dessen erste Frage eine war, die mit dem Skript "zwei Frames" zu tun hatte, nämlich "zwei Frames, rückwärts, wie?" ..... *bg

  1. Hallo Ulrich !

    Erstmal: Dein Text hat mir gut gefallen :) Mal wieder was anderes..

    [...] dürfen wir also Stefan Münz den "Dieter Bohlen" des HTML (und allem was so dazu gehört) nennen? *g

    *rofl* Dieter Bohlen *kriegt sich nimmer ein vor lachen*

    [...] ein einfacher Eintrag in eine Suchmaschine und tausendfach rufen ihm verlockende Links zu: "Geh zu SELFHTML, dort wird man Dir helfen!"

    ..und ein einfacher Eintrag in die Forumsarchiv-Suche führt den 2Framesändernwollenden geradewegs zu seiner Lösung.

    Aber gönnen wir doch dem kleinen Skript seinen großen Auftritt.

    Na ja, mit dem kleinen script kann man schon recht ausgeklügelte Sachen anstellen, hab' irgendwann mal eine Linksammlung mit zig verschachtelten Frames erstellt, was vom Layout und der Performance auf beiden gängigen Browsern recht gut geworden war.

    Gruss Pepe