Open Directory Project
Philipp Wunderlich
- meinung
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0 Stefan Karzauninkat
Hallo SelfHTMLler,
ich bin vor kurzem rein zufällig über folgendes Projekt gestoßen: http://dmoz.org/
Das ganze hört sich für mich recht spannend und interessant an, hab aber noch nie was davon gehört oder darüber gelesen.
Hat jemand von euch schon damit Erfahrung gehabt oder sonst irgendwie schon Kontakt damit gehabt ?
cu
phw
Moin,
Das ganze hört sich für mich recht spannend und interessant an, hab aber noch nie was davon gehört oder darüber gelesen.
Ich halte das für eine traurige Veranstaltung, in der mit herkömmlichen Mittel (Schlagwortregister, Stichwortverzeichnis, Inhaltsverzeichnis) versucht wird, das WWW "in den Griff" zu bekommen. Es war IMHO aber eben die Beschränkheit der eben von mir genannten Begriffe, die das WWW so interessant machte. Hypertext hilft bei der Überwindung der Probleme, die in der Verwaltung von Dokumenten und ähnlichem allgegenwärtig sind: Informationen werden durch Links miteinander "verknotet" und bilden _so_ ein immer dichter werdendes Netz. Linklisten wie dmoz (gibt es übrigens auch auf deutsch http://www.dmoz.de/ sind aber strahlenförmig und verfolgen also nicht das Prinzip des WWW. Es ist natürlich nicht schädlich, solche Seiten als IMHO statische, subjektiv gesammelte URL-Parkplätze im WWW zu haben. Die Zeit, die die Redakteure für ODP geopfert haben, wäre besser in die Einstellung oder Erstellung _eigener_ Inhalte investiert worden. Erst ein Inhalt, dann daraus Links bilden: Das ist die Reihenfolge, die zieht.
Offensichtlich geht im Moment der Zug bedauerlicherweise woanders hin. Das kann man z.B. daran sehen, dass die Bedeutung des WWW eher an der Zahl seiner Besucher ("15 % der Deutschen surfen regelmäßig im Internet, für 2010 wird ein Anstieg auf 50 Prozent erwartet") und nicht etwa an dem Zuwachs an Informationen gemessen wird. Deshalb habe ich auch so meine Problem mit immer mehr Linkseiten: Ich fürchte, dass sie einiges dazu beitragen könnten, dass die Menschen zunehmend das WWW mit einen Fernseher verwechseln. Linkseiten wirken auf die Menschen wie Fernsehzeitungen: sie suchen passiv das gerade passende aus. Das hätte zwar auch was, ist aber was anderes. Das WWW war doch - um im Bild zu bleiben - als universeller Selbermacher-Fernsehsender konzipiert.
Swen
Hallo Swen
Hypertext hilft bei der Überwindung der Probleme, die in der Verwaltung von Dokumenten und ähnlichem allgegenwärtig sind: ...
Obwohl ich vor kurzem (nein, nicht bis ich dein Posting gelesen hab *g*) noch die Ansicht besass, es gäbe nur eine richtige Strukturierung fürs Web, ist es nun mal einfach so, dass jeder eine (zumindest etwas) andere Meinung davon hat, wie das Web optimal strukturiert werden könnte.
Ob man jetzt einfach lose Seiten ins Netz stellt und eine Suchmaschine die Arbeit nach Informationssuche übernehmen lässt, ob man über ein Linkverzeichnis wie das von SelfAktuell auf interessante Seiten stösst oder ob man selbst von einer Seite ausgeht und einfach "drauflossurft" - das Web lässt sich nicht auf eine Informationsstruktur reduzieren, es ist heterogen.
So, jetzt hab ich Schule,
bis nextens
xitnalta
Hallo Felix!
»»das Web lässt sich nicht auf eine Informationsstruktur reduzieren, es ist heterogen.
Ne. Heterogen ist das Web nun wirklich nicht. Und der Struktur vom WWW ist merkwürdigerweise alles andere als man es erwartet hätte:
nämlich sieht er aus wie eine "Fliege":
http://www.research.ibm.com/resources/news/20000511_bowtie.html
Grüße
Thomas
Moin Felix
Ob man jetzt einfach lose Seiten ins Netz stellt [...]
Du verstehst mich falsch. Es geht mir nicht darum, lose Seiten ins Netz zu stellen. Ich sagte deshalb u. a. auch "Erst ein Inhalt, dann daraus Links bilden". Hast du Inhalt, wirst du früher oder später selbst Ziel von Links. Suchmaschinen oder Werbung können dabei natürlich helfen. Ich sprach mich auch nicht per se gegen sie aus.
Wir hatten neulich in einer Veranstaltung die von Thomas verlinkte (sic!) Fliege als Thema. In der Studie sieht die Fliege etwas anders aus, aber zeigt dafür noch mehr Details: http://www.almaden.ibm.com/cs/k53/www9.final/#bowtie (Der Anker ist leider etwas unglücklich gesetzt). Vielen wurde erst bei der sehr gelungenen Visualisierung der Studie bewusst, dass sie sich bewusst am linken Rand der Schleifen drängten, anstatt im Knoten (sic!) der Fliege mitzumischen.
An der linken Schleife zu verweilen geht natürlich auch _mit_ Inhalten: indem ich z.B. einfach niemandem sage, dass es meine Site gibt. Ich bin mir aber trotzdem sicher, dass im Knoten der Fliege auch die wesentliche Menge des Inhaltes des WWW zu finden ist. Eine Seite mit Inhalt wird dorthin wandern.
Ich fürchte halt nur, dass mittelfristig die Fliege ihren Knoten - und damit ihren Zusammenhalt - verliert, wenn sich "alle" (okay, das ist jetzt sehr plakativ :- ) ) aus dem Zentrum verschieden, also inhaltslose Seiten herstellen, auf die es sich nicht "lohnt" zu verlinken.
Natürlich: Auch im Knoten befinden sich gewissermaßen "inhaltslose" Linkseiten (etwa Yahoo), deren alleiniger Sinn (und damit auch: Inhalt) aus Links besteht. Aber: Warum sollen Freiwillige unentgeltlich (und dann noch passenderweise im fast 1:1 kopierten Yahoo-Layout) denen die Arbeit abnehmen, die damit Geld verdienen. Haben die nichts besseres zu tun ?
Viele Grüße
Swen
Moin,
Das "offene Verzeichnis" verfolgt einen besonderen Ansatz. Der redaktionell erstellte Katalog stützt sich nicht auf eine professionelle Redaktion, sondern baut auf den "Gemeinschaftsgeist" des Internet. Jeder kann "Editor" werden und die Verantwortung für bestimmte Kategorien übernehmen. Die Idee ist es, netzweites Fachwissen in einem gemeinsamen Projekt zu bündeln. In den USA ist dieses Konzept sehr erfolgreich, der Katalog hat einen hohen Qualitätsstand erreicht. So gut, dass etliche der großen Suchdienste ebenfalls das Open Directory benutzen.
Ein - gemessen an den anderen Katalogen - relativ kleines Team von Profis koordiniert und überwacht die Tätigkeit der freiwilligen 26.000 Redakteure, die etwa 1,8 Mio Einträge gesammelt haben.
Verzeichnisstruktur und Suchmöglichkeiten entsprechen den inzwischen bei allen Katalogen vorhandenen Standards. Das deutsche Open Directory mit etwa 40.000 Einträgen hat leider noch nicht den Standard des internationalen erreicht, ist aber eine respektable Recherchehilfe.
Ist übrigens wenig sinnvoll, einen Katalog mit den Strukturen des Web zu vergleichen wie in einem anderen Posting dieses Threads geschehen. Das eine ist ein strukturierter Einstiegspunkt und damit ein Abbild einer hierarchielosen Hyperlinklandschaft, das andere eben jenige.
Auf den Seiten des ODP kann man ganz gut nachlesen: http://dmoz.de/info Die Idee entspringt den Gedanken des alten Netscape und der Open Source Bewegung.