Wahre Freiheit?
Christian Spaeth
- menschelei
Hallo ihr alle,
ich bin Christian, und lese schon ne ganze Weile still und heimlich mit.
Mich intressieren zwar mehr so die "Menschelien", aber der eine oder andere fachliche Thread
hat mir auch schon weitergeholfen.
Ich habe mich entschlossen, diesen Beitrag zu schreiben, weil mir ein Zitat aus dem Buch
"Entdecke die Musik in dir" von Michael Reimann (ich glaub so hieß er) nicht mehr aus dem Kopf
geht und ich gerne mal ein paar Meinungen hierzu hören würde:
"Wahre Freiheit erfährt der Mensch erst dann, wenn er das Interesse daran verliert, welchen
Eindruck er erweckt"
Um vieleicht noch einen Bezug herzustellen, werde ich mal ein bischen ausholen.
Wie schon gesagt, handelt das Buch vom Entdecken der inneren Musik (wobei man
Musik bei dieser Diskussion nicht in den Mittelpunkt stellen sollte). Der Autor redet z.B. davon, dass
Menschen, die ihrer Musikalität von vornerein in Frage stellen ("Ich bin doch sowieso zu unmusikalisch"...)
dies (meisst unbewust) aus Angst vor Blamage und Missachtung tun.
Wir leben halt nunmal in einer Leisstungsgesellschafft, in der es sehr darauf annkommt, was andere
über einen denken. Das, was sich hinter der "Schutzmauer" abspielt muss man verstecken, um
aktzeptiert zu werden.
Ich bin keinesfalls der Meinung, dass es gut ist, wie es ist. Allerdings bin ich Azubi bei der IBM, und
kriege dies tagtäglich mit.
Wie offt trifft man hier Leute, denen man genau ansieht, dass es ihnen nicht gerade blendend geht,
die es aber trotzdem irgendwie schaffen, das "alles OK" - Lächeln aufzusetzten. (Ich schließe mich hier nicht aus)
Wenn ich dann abends in meiner verrauchten WG hocke, kann ich den ganzen Frust rauslassen, weil ich
weiss, dass ich dort angenommen werde, wie ich bin. Was ist nun aber mit den Menschen, die keine
so tiefen Freundschafften haben. Was man nicht kennt kann man nicht vermissen. Aber wenn man sein
ganzes Leben damit verbringt, sich zu verstellen, glaube ich nimmt man auch innerlich diese Gestalt an,
ohne sich das selbst zu realisieren.
Und um nun auf das Zitat zurückzukommen:
Auf der einen Seite blockt die Angst vor dem falschen Eindruck einiges ab, was man denkt und eben doch
nicht ausspricht und man fängt an sich mehr und mehr zu verschließen.
Auf der anderen Seite gibt es aber auch Momente, in denen dieses abblocken auch
seinen Vorteil, eben dass man sein Image aufrecht erhällt.
Anscheinend kommt man in dieser unseren Gesellschafft einfach nicht drumherum seine Freiheit
nach diesem Zitat einschränken zu lassen, aber man soll die Hoffnung ja nie aufgeben...
(würde mich über ein paar Meinungen freuen...)
Christian
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Und aus dem Chaos sprach eine Stimme:
Lächle und sei froh, denn es könnte schlimmer kommen.
Und ich lächelte und war froh, und siehe da ... es kam schlimmer.
Hallo Christian,
das es wahre Freiheit nicht geben kann, dass zeigt sich ja schon an viel trivialeren Dingen. Man ist immer Zwängen ausgesetzt. Stell Dir nurmal vor, was für ein Chaos es gäbe, wenn keine Gesetze da wären und jeder wirklich machen könnte, was er wollte. Würdest Du das für gut befinden?
Grenzen zu haben ist also was ganz natürliches. Das gab es schon immer und nicht nur in der sogenannten Leistungsgesellschaft. Würdest Du vor 10000 Jahren leben und müsstest zum Beispiel Dir im Wald Nahrung suchen oder erjagen, Du hättest nicht minder Probleme. Heutzutage gehst Du einfach zum Kühlschrank und fertig. Du denkst da nichtmal mehr darüber nach. So gesehen ist es in unserer angeblich so unmenschlichen Leistungsgesellschaft gar nicht so schlecht, oder?
Und wie schon angedeutet, Leistung wird immer erwartet. Von nichts kommt nichts. Da hilft es auch wenig, immer alles auf die angeblich so schlechte Gesellschaft zu schieben. Das Fassade auch eine gewisse Frustration und Unehrlichkeit mitsich bringt, läßt sich leider nicht verhindern.
Ich stimme Dir zu mit dem was Du sagst, daß man heutzutage Präsentation sehr wichtig ist und daher der Ausgleich (gute Freunde zu haben) wiederum auch. Aber Du hast insofern die Freiheit Dir solche Dinge auszusuchen. Du hast die Möglichkeit Freunde zu gewinnen. Du hast die Möglichkeit ein Beruf zu ergreifen, indem Präsentation eine nicht ganz so starke Rolle spielt. Das willst Du aber vielleicht nicht tun, weil Dir die Arbeit bei IBM ja auch irgendwo Spaß macht. Aber dann musst Du halt auch die negativen Seiten in Kauf nehmen. Gewisse Pflichten und Zwänge sind überall mit dabei. Das läßt sich leider nicht umgehen.
Gruß
Michael
Hallo Christian,
Freiheit,... eines meiner Lieblingthemen.
http://www.teamone.de/selfhtml/sfarchiv/1999_2/t03595.htm#a17327
"Wahre Freiheit erfährt der Mensch erst dann, wenn er das Interesse daran verliert, welchen Eindruck er erweckt"
Ich blaub in diesem Satz steckt ein Haufen Wahrheit, und trägt einen ähnlichen Sinn wie:
"Du bist nicht auf der Welt, um so zu sein, wie andere Dich haben wollen!"
Menschen, die ihrer Musikalität von vornerein in Frage stellen ("Ich bin doch sowieso zu unmusikalisch"...)
dies (meisst unbewust) aus Angst vor Blamage und Missachtung tun.
Oder unbesust, um gelobt zu werden. Komisch aber wir fällt auf, das sehr sehr viele Leute, jedes entgegenkommen als normal ansehen. Nein ich will nicht immer ein "Danke das hast Du gut gemacht" hören, aber hört man es nie, verliehrt man einfach die Lust.
Wir leben halt nunmal in einer Leisstungsgesellschafft, in der es sehr darauf annkommt, was andere
über einen denken. Das, was sich hinter der "Schutzmauer" abspielt muss man verstecken, um
aktzeptiert zu werden.
Da bin ich anderer Meinung, es mag anfangs funktionieren, aber je besser (länger) man einen Menschen kennt, umso mehr liebt, oder hasst man Ihn. <Meinung> Also macht es keinen Sinn, sich bewusst, oder auch unbewust zu verstellen </Meinung> Meines Erachtens hat solchetwas mit Ehrlichkeit zu tun, Klip und Klar die Fakten und auch Emutionen auf den Tisch zu legen.
Wie offt trifft man hier Leute, denen man genau ansieht, dass es ihnen nicht gerade blendend geht,
die es aber trotzdem irgendwie schaffen, das "alles OK" - Lächeln aufzusetzten. (Ich schließe mich hier nicht aus)
Dann kennst Du auch das Gefühl, der Freiheit, wenn Du Deinen Emutionen, Meinungen oder Launen auslebst. Komisch, wie glücklich die Leute nach einer heftigen Diskussion mit einem Arbeitskollegen sind.
Wenn ich dann abends in meiner verrauchten WG hocke, kann ich den ganzen Frust rauslassen, weil ich
weiss, dass ich dort angenommen werde, wie ich bin. Was ist nun aber mit den Menschen, die keine
so tiefen Freundschafften haben. Was man nicht kennt kann man nicht vermissen. Aber wenn man sein
ganzes Leben damit verbringt, sich zu verstellen, glaube ich nimmt man auch innerlich diese Gestalt an,
ohne sich das selbst zu realisieren.
Das gibt dann verbiterte alte Leute, die schimpfen, wenn man mit einem Freund um 22:00 Uhr hinter dem Haus sitzt und Lacht, die gute Laune nicht ertragen können, weil sie das Lachen aus tiefstem Herzen lange verlehrnt haben.
Auf der anderen Seite gibt es aber auch Momente, in denen dieses abblocken auch
seinen Vorteil, eben dass man sein Image aufrecht erhällt.
Was nützt Dir ein falsches Image??
Image ist nichts, Feiheit ist alles!
Anscheinend kommt man in dieser unseren Gesellschafft einfach nicht drumherum seine Freiheit
nach diesem Zitat einschränken zu lassen, aber man soll die Hoffnung ja nie aufgeben...
"Bleib Dir treu!"
"Sei Du selbst und Du wirst Dich finden!"
<mit verlaub gesagt>
Mir ist großteils sch.. egal was andere Über mich denken,
weil sie es mir nicht sagen. Wenn sie es sagen würden, würd ich drüber nachdenken, aber auch nur, wenn sie es mir direkt von mensch zu Mensch sagen. Wenn jemand etwas aus einer Gruppe sagt, sagt er es meißt nur, weil er denkt, das die anderen es hören wollen. Deshalb sage ich das was ich denke. Egal was sie denken.
</mit derlaub gesagt>
Nach dem Motto:
"Sag Deine Meinung, aber sag sie nur der betroffenen Person."
Wilm
Hallo Wilm,
Freiheit,... eines meiner Lieblingthemen.
Dem kann ich gut zustimmen aber:
Das gibt dann verbiterte alte Leute, die schimpfen, wenn man mit einem Freund um 22:00 Uhr hinter dem Haus sitzt und Lacht, die gute Laune nicht ertragen können, weil sie das Lachen aus tiefstem Herzen lange verlehrnt haben.
Du mußt nicht verbittert und auch nicht alt sein, nur einfach z.B. Kinder haben, die Dich um 6:00 Uhr morgens 'rausschmeißen, oder aber Kinder, die Dich abends nach der Arbeit noch sehen wollen. Auch dieser Umstand führt dazu, daß Du früh aufstehen mußt. Dann stört es Dich schon, wenn Du wegen Gelächter im Hinterhof (=um 22:00 Uhr hinter dem Haus) Dich vom Einschlafen abhält. Denn die Doppelbelastung voll berufstätig zu sein und Deinem Kind gerecht zu werden, schaffst Du leider nicht mit Schlafmengen wesentlich unter 8 Stunden täglich (= von 22:00Uhr bis 6:00 Uhr).
Selbst ich, die ich das Lachen sehr liebe, halte es nicht aus, daß im "Biergarten" bei uns im Hinterhof (mit einer Akustik wie ein griechisches Amphitheater) bis nachts um 23:00 Uhr alkoholisiertes Auflachen und selbst Kindergequiecke (weil die Fangen spielen) stattfindet. Ich habe nichts dagegen, daß Menschen lachen! Ich habe auch selber nicht das Lachen verlernt. Ich habe nur etwas dagegen, wenn ich wegen des Lanchens anderer nicht schlafen kann, obwohl ich müde bin!
Gruß, Karin
Hallo Karin,
»»> Das gibt dann verbiterte alte Leute, die schimpfen ...
Du mußt nicht verbittert und auch nicht alt sein, nur einfach z.B. Kinder haben, die Dich um 6:00 Uhr morgens 'rausschmeißen, oder ....
meine Behauptung läßt keinen Umkehrschluß zu. :-)
Ich hab (man sollte es kaum klauben) recht schwache Nerven, zumindest, was "akustische Umweltverschmutzung" angeht, ich wollte eigentlich nur zum Ausdruck bringen, was ich glaube was aus solchen Leuten wird (werden kann).
Ich hab nicht behauptet, das alle Leute, die sich "freundlich" über eine Ruhestörung beschweren, sondern ich habe zum Ausdruck bringen wollen, das Leute, die immer Ihr wahres Gesicht versucht haben zu vertecken, oftmals unerträglich werden...
Selbst ich, die ich das Lachen sehr liebe, ...
Sympatischer Mensch ;)
Gruß, Wilm (der es auch mal liebt zu weinen)
Hallo Wilm,
»»> Das gibt dann verbiterte alte Leute, die schimpfen ...
Du mußt nicht verbittert und auch nicht alt sein, nur einfach z.B. Kinder haben, die Dich um 6:00 Uhr morgens 'rausschmeißen, oder ....
meine Behauptung läßt keinen Umkehrschluß zu. :-)
Ich hab (man sollte es kaum klauben) recht schwache Nerven, zumindest, was "akustische Umweltverschmutzung" angeht, ich wollte eigentlich nur zum Ausdruck bringen, was ich glaube was aus solchen Leuten wird (werden kann).
Ich hab nicht behauptet, das alle Leute, die sich "freundlich" über eine Ruhestörung beschweren, sondern ich habe zum Ausdruck bringen wollen, das Leute, die immer Ihr wahres Gesicht versucht haben zu vertecken, oftmals unerträglich werden...
Danke für die Richtigstellung. Zur Vermeidung des Mißverständnisses hättest Du dann auch gleich den Passus "22:00 Uhr" weglassen können. Denn nach meiner Erfahrung können verbitterte Leute jeden Alters auch am hellichten Mittag (wenn also selbst die schlimmsten Morgenmuffel schon wach und die "Lerchen" noch nicht wieder müde sein sollten) Dinge wie Kinderlachen, junge Leute, die sich gerne haben und dies auch zeigen und ähnliche Gefühlsregungen nicht ausstehen bzw. mit ansehen. Meine Mutter sagte gerne zu sowas: "Der (oder die) ist wohl schom mit einem grauen Kopf auf die Welt gekommen!" Selbstverständlich selber mit grauem Kopf im Rentenalter!
Gruß, Karin
Hallo,
"Wahre Freiheit erfährt der Mensch erst dann, wenn er das Interesse daran verliert, welchen Eindruck er erweckt"
Hmm, vielleicht versuche ich mal, das auf meine Art zu formulieren. Freiheit ist eigentlich schon eine feine Sache. Seit langer Zeit sind die Menschen vor dem Gesetzt nicht mehr so frei gewesen wie heute. Nur benötigt man, um Freiheit nutzen zu können, zwei Dinge, mit denen der Durchschnittsmensch scheinbar nicht im Übermaß gesegnet ist: Kreativität und Stärke. Wem nicht einfällt, was er anders machen könnte als all die Anderen, oder wer Angst davor hat, dann als Außenseiter verspottet zu werden, der kann auch mit der größten Freiheit nichts anfangen und ebensowenig mit Menschen, die diese Freiheit tatsächlich nutzen.
Weil niemand unendlich kreativ und unendlich stark ist, braucht aber jeder Mensch auch ein gewisses Maß an Unfreiheit. Er benötigt die Meinung anderer Menschen, um sich selbst eine Meinung zu bilden (stellvertretend auch die Medien, längst verstorbene Philosophen oder die "gottgegebenen" Ideale einer Religion). Je unkreativer und schwächer er ist, um so mehr wird er von dieser Meinung Anderer abhängig. (Man frage einmal einen der vielen "Mein Haus, Mein Auto, Mein Boot"-Zombies, wie er eigentlich zu seinem Wertesystem gekommen ist.) Freiheit benötigt man nur, um sich anders zu verhalten als der Durchschnitt. Aber genau das ist (fast) immer auch mit einem Verlust an gesellschaftlicher Akzeptanz verbunden. Ich glaube, die Frage ist heute nicht mehr, wieviel Freiheit ein Mensch hat, sondern wieviel Freiheit er zu nutzen bereit und in der Lage ist.
Gruß
Steffen