Das virtuelle Sportbekleidungshaus boo.com group ltd, London, hat am Donnerstag traurige Berühmtheit erlangt. Die privat gehaltene Firma ist das erste dot.com-Unternehmen Europas, das Konkurs anmelden muss.
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"Wir waren zu visionär - wir wollten alles perfekt machen und hatten keine Kontrolle über die Kosten", gab Ernst Malmsten im Gespräch mit BBC zu. Er habe es überdies verabsäumt, sich einen kaufmännischen Geschäftsführer zur Seite zu stellen.
boo.com war mit dem Anspruch gestartet, "der erste wirkliche Online-Einzelhändler für Sportbekleidung und Mode zu werden". Dem Trio war es jedoch nicht rasch genug gelungen, die durch die hohen Startkosten verursachte Ebbe in den Kassen durch eine ausreichend grosse Kundenzahl auszugleichen.
Von Anbeginn kämpfte das Unternehmen zudem mit technischen Problemen. Diese hatten dazu geführt, dass boo.com erst im November 1999, fünf Monate später als geplant, an den Start gehen konnte.
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Die Produktpalette des virtuellen Bekleidungshauses - sportliche Designermode - traf zwar auf Zustimmung und auch den Geschmack der Zielgruppe.
Viele potenzielle Käufer hatten jedoch keinen Zugriff auf die Website, weil das Design der Site für viele Computer zu modern war. Nutzern mit modernen Computern war der Aufbau der komplexen Seiten hingegen oft zu langsam.
Marktbeobachter erwarten, dass die gesamte Branche unter diesem Konkurs leiden wird.
Nach Ansicht von Peter Misek, Analyst bei Chase H&Q, war boo.com "das Internetunternehmen in Europa, das im Bereich Einzelhandel die grösste Anschubfinanzierung erhalten hat. Es hat einigen Leuten aber auch drastisch vor Augen geführt, wie wichtig ein Businessplan ist".