Kirsten Evers: Seitenpfad: Junge Eltern sollen auch dürfen können.....

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Hallo Stonie!

[...]

Die Interessen von Frauen ändern sich schlagartig, wenn sie erstmal Mutter sind.
Schwangere Frauen befinden sich im Ausnahmezustand und sind somit nicht zurechnungsfähig.
.... endlos fortsetzbar
</klischee>

Du sprichst mir aus der Seele, endlos.....Vor allen Dingens sind sie plötzlich nicht mehr die kompetenten, netten und zu allen Schandtaten bereiten Kolleginnen oder Ex-Kommilitoninnen, sondern spießig-abgedrehte, sich auf dem Sozialtrip befindenden Ikea-Vorstadt-Hausmütterchen, deren IQ sich mit Geburt des Kindes radikal um 80 Punkte reduziert. Die Meinung der Umwelt von diesen Mutties zeigt sich dann tagtäglich im vollbesetzten Bus, im Supermarkt mit Kinderwagen oder wenn man es wagen sollte, sich mal mit Kleinkindern in kneipenähnlichen Etablissements blicken zu lassen. Und wehe, das Kind ist nicht der Jahreszeit entsprechend angezogen, dann kann man sich der bissigen Kommentare der Pre-Fifties-Generation auf offener Straße sicher sein.

[...]und plötzlich stellte ich fest, dass ich mich nur noch mit jungen Müttern traf,
mein Lebensinhalt nur noch aus nicht-allergieauslösenden Windeln und selbstgekochtem Babybrei bestand
und meine sämtlichen Freunde "von vorher" _weg_ waren.

Widerlich, nicht? Ich habe damals Krabbelgruppen gemieden, nach dem 2. Kind habe ich mir einen Babymassagekursus angetan. Und wehe, der Lütte fühlte sich bei esoterischer Hintergrundmusik und duftendem Babymassageöl nicht wohl und brüllte wie am Spieß, dann hieß es: "Vielleicht bist du heute einfach zu verkrampft?" Naja, die Nachbarin hatte auch kleine Kinder, man traf sich in der Sandkiste, und abends, wenn ihr Mann dazukam, unterhielt ich mich mit ihm, ja, über was wohl? Das Internet, <g>

Ich hatte mich keineswegs verändert und lechzte geradezu nach Unterhaltungen, die sich nicht
ausschliesslich mit Babys und dem "Drumrum" beschäftigen mögen.

*Handschüttel*, mir gings genauso. Deswegen waren die Kinder bei mir ein Segen, ich hätte wohl sonst nie oder nicht so früh und bestimmt nicht auf dieser Schiene zum Internet gefunden. Denn nur über das Internet war es möglich, mal eben "auf'n Zwutsch" zu gehen und trotzdem ein Ohr beim Baby zu haben. Neue Freunde habe ich dadurch gefunden. Ein neuer Beruf ist daraus geworden. Ich sehe das Internet als _die_ Chance für Mütter an. Wobei sich aber auch dies, eben bedingt durch o.g. gesellschaftliche Restriktionen, in Grenzen hält.

Eher habe ich das Gefühl, dass man, gerade, wenn man

ein Baby oder (noch viel schlimmer!) ein Kleinkind hat, in eine Art "Elternghetto" abgedrängt wird. Und
wenn man dann mal nach eigenen Interessen handeln will (vor allen Dingen als Mutter), kann man sich
drauf verlassen, von anderer Seite einen auf die Rübe zu kriegen, weil man sich nicht um sein Kind kümmert.

Einfach ignorieren, es stimmt eh' nicht ;-)

Und ich die arge Befürchtung habe, dass ich damit nicht
so ganz allein bin. Resümee: Besucht junge Eltern in eurem Bekanntenkreis, faltet alle Ober zusammen,
die sich in irgendwelchen Lokalen aufschwingen, jungen Eltern zu sagen, dass ihr Baby hier nicht weinen
darf, seid da und hört euch halt auch mal an, dass es eine scheussliche Nacht war und euere Freunde drei
Kreuze schlagen werden, wenn die "Dreimonatskolik" endlich kein Thema mehr sein wird!

Ja, wobei genau hier diese Kluft zwischen Eltern und Nichteltern deutlich wird: Kinderlose können einfach nicht, auch wenn sie noch so sehr wollen, nachvollziehen, wie es sich _mit_ Kindern lebt, es sei denn, sie sind selber Erzieher oder Tante/Onkel von 24 Nichten/Neffen, <g>

Ok, macht's hübsch, vielleicht kann ich ja in den Themenchat kommen. Bis dann!

Hoffentlich bist du da, ich gehe jedenfalls gleich hin :-)

Viele Grüße,

Kirsten