Christoph Haffner: Was ist eine "gute" Museums-Site

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Moin

Das Problem war hier vor allem die Frage "Was soll eine Museumssite dem (Internet - ) Besucher bieten?" - Vor allem Grundinformationen, damit der Besucher schnell den Weg ins Museum findet

Dazu würden für mich auf allen Fälle die Öffnungszeiten gehören. Ihre Platzierung unter "Lage" finde ich unglücklich. Dann würde ich die Kontonummer dazu packen. Kann ja mal sein, dass jemand was Spenden will oder eine Rechnung bezahlen will und den Zettel nicht findet.

Das stimmt !

oder soll eine eigene, museale Internetpräsenz aufgebaut werden - Stichwort "Virtuelles Museum". Es gab hier viele Diskussionen mit der Direktion, die vor allem Besucher in ihrem Haus sehen möchte.

Da gibt es sicher kein gut und kein falsch. Banale Annäherung aus meiner Sicht: Besucher im RL zahlen Eintritt. Damit sie interessiert werden, gibt es im Weg "Appetitanreger", mehr aber nicht. Wer mehr will (auch virtuell), muss dann kommen und zahlen.

Das stimmt im Prinzip, aber via Internet können auch Menschen das Museum besuchen, die mit Sicherheit niemals nach Hamburg kommen werden; aus welchen Gründen auch immer.

Dennoch arbeiten wir derzeit an einem "Virtuellen Panorama der Jahrtausende", das eine Art Zeitreise von der Altsteinzeit bis in die Gegenwart werden soll, mit vielen Informationen (Animationen) zu Handwerk, Kult, Kleidung ... Also nicht die Präsentation von Funden und Modellen sondern illustrativ umgesetzte Forschungsergebnisse mit einem geografischen Schwerpunkt.

Das hört sich spannend an. Auch hier wäre imo ein Teilung denkbar: Kleinere "Schmankerl" sind online zu sehen, den "Rest" aber nur vor Ort.

Vor Ort gibt es das Panorama in Form eines klassischen Dioramas, das natürlich ganz andere Eindrücke vermitteln kann als jede multimediale Präsentation. Beides hat seinen Reiz.
Hier stellt sich dann die Frage inwiefern das Museumsangebot vom Besucher bezahlt werden muß. Das ist aber eher grundsätzlich und angesichts der finanziellen Lage kleinerer Museen eher müßg. Aber der Bildungsauftrag staatlicher Museen beschränkt sich sicher nicht nur auf Menschen die sich den Eintritt leisten können !

Oder ein radikaler Schnitt:
völlige Schließung des RL-Museums, Verkauf der Ausstellungsräume und Entlassung des Personals. Diese Einsparungen werden in eine rein virtuelle Darstellung investiert.
Sonderausstellungen in geschützen, bezahlten Bereichen könnten das Online-Angebot abrunden.
Besonders in Hinblick auf die gute Erreichbarkeit auch für Behinderte (keine steilen Stufen im alten Gemäuer) und auswärtige (schlechte ÖPNV-Anbindung) sind rein virtuelle Museen nicht nur so gesehen ein interessanter Aspekt.
Da die wirklich wertvollen musealen Stücke eh nur "geschützt" dargestellt werden und geruchserfahrungen in archäologischen Museen sicher nicht ganz besonders wichtig sind (nehme ich als Laie jedenfalls an) würde sich der Wegfall der haptischen Erfahrungen in Grenzen halten. Im Gegenteil wäre es virtuell sogar einfacher (billiger), Welten entstehen und "begehbar" zu machen.

So ein, im eigentlichen Wortsinn, "mediales Museum" könnte dann sogar auf Reisen gehen. Und in Altenheimen, Krankenhäusern oder im Schulunterricht ein Gefühl von E-Ästhetik vermitteln. Wahlweise auf der Großleinwand, mittels Retina-Projektion oder mit Datenhandschuh und Cyberhelm lebt "Altertum" auf und wird erfahrbar.

Was für ein Vorstellung: Die Größenverhältnisse längst verstorberner Völker und vergangener Gebäude "sichtbar" zu machen; zuhaus, unterwegs, überall, ohne Öffnungszeiten.

So radikal würde ich nicht vorgehen. Denn für viele RL-Besucher steht meist der unmittelbare (Sicht-) Kontakt mit den Objekten im Vordergrund.
Aber ein anschauliches Beispiel ist die Höhle von Lasceaux mit den berühmten altsteinzeitlichen Malereien. Da die originale durch die enormen Besucherzahlen immer mehr zerstört wurden, hat man die Höhle (zwar nicht virtuell) 1:1 nachgebaut, um dem Besucher den bestmöglichen Eindruck zu vermitteln.

Was das riechen in archäologischen Museen angeht, so spielt dieses Erlebnis vor allem bei mittelalterliche Latrinen eine Rolle, für Ausstellungen aber nicht unbedingt zu empfehlen :-)

Gruß Christoph

Viele Grüße

Swen