Christoph Haffner: Was ist eine "gute" Museums-Site

Hallo liebes Forum,

wir haben für das Helms-Museum (Archäologie) in Hamburg eine neue Site gebaut.
Das Problem war hier vor allem die Frage "Was soll eine Museumssite dem (Internet - ) Besucher bieten?" - Vor allem Grundinformationen, damit der Besucher schnell den Weg ins Museum findet, oder soll eine eigene, museale Internetpräsenz aufgebaut werden - Stichwort "Virtuelles Museum". Es gab hier viele Diskussionen mit der Direktion, die vor allem Besucher in ihrem Haus sehen möchte. Dennoch arbeiten wir derzeit an einem "Virtuellen Panorama der Jahrtausende", das eine Art Zeitreise von der Altsteinzeit bis in die Gegenwart werden soll, mit vielen Informationen (Animationen) zu Handwerk, Kult, Kleidung ... Also nicht die Präsentation von Funden und Modellen sondern illustrativ umgesetzte Forschungsergebnisse mit einem geografischen Schwerpunkt.
Die Seiten des Helmsmuseums findet Ihr unter www.helmsmuseum.de
Ich würde mich über Diskussion und Feedback sehr freuen,

beste Grüße,
Christoph

  1. Hallo Christoph,

    wir haben für das Helms-Museum (Archäologie) in Hamburg eine neue Site gebaut.

    Die Seite gefaellt mir gut. Ist uebersichtlich und klar gegliedert. Lasse mich im Bezug auf das noch fehlende Panorama ueberraschen. Allerdings sind die Aufbauzeiten der Seiten ziemlich mies. Liegt's am Provider ? Sitze hier am "dicken Kabel" (ca 1 MByte/s), trotzdem dauerts ewig !

    Gruss,

    Thomas.

  2. Grüssi

    Auch ich bin voll des Lobes :)

    Eine Seite die an dem unser Informatikinstitut mitenwickelt hat, ist http://www.bhutan.at. Sie hat übrigens auch nen internationalen Preis für die beste Museumssite gewonnen. Aufgrund der (staatlichen) Fördermittel, und der an dem Projekt teilnehmenden Personen ist das aber auch kein Wunder *fg* Alles Uni-Professoren, Assistenten und Profis ausm Gewerbe.

    Man wird selbst nie sowas hinbekommen, aber Anreize holen kann man sich da allemal ;-)

    lg bernhard

  3. Moin

    Das Problem war hier vor allem die Frage "Was soll eine Museumssite dem (Internet - ) Besucher bieten?" - Vor allem Grundinformationen, damit der Besucher schnell den Weg ins Museum findet

    Dazu würden für mich auf allen Fälle die Öffnungszeiten gehören. Ihre Platzierung unter "Lage" finde ich unglücklich. Dann würde ich die Kontonummer dazu packen. Kann ja mal sein, dass jemand was Spenden will oder eine Rechnung bezahlen will und den Zettel nicht findet.

    oder soll eine eigene, museale Internetpräsenz aufgebaut werden - Stichwort "Virtuelles Museum". Es gab hier viele Diskussionen mit der Direktion, die vor allem Besucher in ihrem Haus sehen möchte.

    Da gibt es sicher kein gut und kein falsch. Banale Annäherung aus meiner Sicht: Besucher im RL zahlen Eintritt. Damit sie interessiert werden, gibt es im Weg "Appetitanreger", mehr aber nicht. Wer mehr will (auch virtuell), muss dann kommen und zahlen.

    Dennoch arbeiten wir derzeit an einem "Virtuellen Panorama der Jahrtausende", das eine Art Zeitreise von der Altsteinzeit bis in die Gegenwart werden soll, mit vielen Informationen (Animationen) zu Handwerk, Kult, Kleidung ... Also nicht die Präsentation von Funden und Modellen sondern illustrativ umgesetzte Forschungsergebnisse mit einem geografischen Schwerpunkt.

    Das hört sich spannend an. Auch hier wäre imo ein Teilung denkbar: Kleinere "Schmankerl" sind online zu sehen, den "Rest" aber nur vor Ort.

    Oder ein radikaler Schnitt:
    völlige Schließung des RL-Museums, Verkauf der Ausstellungsräume und Entlassung des Personals. Diese Einsparungen werden in eine rein virtuelle Darstellung investiert.
    Sonderausstellungen in geschützen, bezahlten Bereichen könnten das Online-Angebot abrunden.
    Besonders in Hinblick auf die gute Erreichbarkeit auch für Behinderte (keine steilen Stufen im alten Gemäuer) und auswärtige (schlechte ÖPNV-Anbindung) sind rein virtuelle Museen nicht nur so gesehen ein interessanter Aspekt.
    Da die wirklich wertvollen musealen Stücke eh nur "geschützt" dargestellt werden und geruchserfahrungen in archäologischen Museen sicher nicht ganz besonders wichtig sind (nehme ich als Laie jedenfalls an) würde sich der Wegfall der haptischen Erfahrungen in Grenzen halten. Im Gegenteil wäre es virtuell sogar einfacher (billiger), Welten entstehen und "begehbar" zu machen.

    So ein, im eigentlichen Wortsinn, "mediales Museum" könnte dann sogar auf Reisen gehen. Und in Altenheimen, Krankenhäusern oder im Schulunterricht ein Gefühl von E-Ästhetik vermitteln. Wahlweise auf der Großleinwand, mittels Retina-Projektion oder mit Datenhandschuh und Cyberhelm lebt "Altertum" auf und wird erfahrbar.

    Was für ein Vorstellung: Die Größenverhältnisse längst verstorberner Völker und vergangener Gebäude "sichtbar" zu machen; zuhaus, unterwegs, überall, ohne Öffnungszeiten.

    Viele Grüße

    Swen

    1. Moin

      Das Problem war hier vor allem die Frage "Was soll eine Museumssite dem (Internet - ) Besucher bieten?" - Vor allem Grundinformationen, damit der Besucher schnell den Weg ins Museum findet

      Dazu würden für mich auf allen Fälle die Öffnungszeiten gehören. Ihre Platzierung unter "Lage" finde ich unglücklich. Dann würde ich die Kontonummer dazu packen. Kann ja mal sein, dass jemand was Spenden will oder eine Rechnung bezahlen will und den Zettel nicht findet.

      Das stimmt !

      oder soll eine eigene, museale Internetpräsenz aufgebaut werden - Stichwort "Virtuelles Museum". Es gab hier viele Diskussionen mit der Direktion, die vor allem Besucher in ihrem Haus sehen möchte.

      Da gibt es sicher kein gut und kein falsch. Banale Annäherung aus meiner Sicht: Besucher im RL zahlen Eintritt. Damit sie interessiert werden, gibt es im Weg "Appetitanreger", mehr aber nicht. Wer mehr will (auch virtuell), muss dann kommen und zahlen.

      Das stimmt im Prinzip, aber via Internet können auch Menschen das Museum besuchen, die mit Sicherheit niemals nach Hamburg kommen werden; aus welchen Gründen auch immer.

      Dennoch arbeiten wir derzeit an einem "Virtuellen Panorama der Jahrtausende", das eine Art Zeitreise von der Altsteinzeit bis in die Gegenwart werden soll, mit vielen Informationen (Animationen) zu Handwerk, Kult, Kleidung ... Also nicht die Präsentation von Funden und Modellen sondern illustrativ umgesetzte Forschungsergebnisse mit einem geografischen Schwerpunkt.

      Das hört sich spannend an. Auch hier wäre imo ein Teilung denkbar: Kleinere "Schmankerl" sind online zu sehen, den "Rest" aber nur vor Ort.

      Vor Ort gibt es das Panorama in Form eines klassischen Dioramas, das natürlich ganz andere Eindrücke vermitteln kann als jede multimediale Präsentation. Beides hat seinen Reiz.
      Hier stellt sich dann die Frage inwiefern das Museumsangebot vom Besucher bezahlt werden muß. Das ist aber eher grundsätzlich und angesichts der finanziellen Lage kleinerer Museen eher müßg. Aber der Bildungsauftrag staatlicher Museen beschränkt sich sicher nicht nur auf Menschen die sich den Eintritt leisten können !

      Oder ein radikaler Schnitt:
      völlige Schließung des RL-Museums, Verkauf der Ausstellungsräume und Entlassung des Personals. Diese Einsparungen werden in eine rein virtuelle Darstellung investiert.
      Sonderausstellungen in geschützen, bezahlten Bereichen könnten das Online-Angebot abrunden.
      Besonders in Hinblick auf die gute Erreichbarkeit auch für Behinderte (keine steilen Stufen im alten Gemäuer) und auswärtige (schlechte ÖPNV-Anbindung) sind rein virtuelle Museen nicht nur so gesehen ein interessanter Aspekt.
      Da die wirklich wertvollen musealen Stücke eh nur "geschützt" dargestellt werden und geruchserfahrungen in archäologischen Museen sicher nicht ganz besonders wichtig sind (nehme ich als Laie jedenfalls an) würde sich der Wegfall der haptischen Erfahrungen in Grenzen halten. Im Gegenteil wäre es virtuell sogar einfacher (billiger), Welten entstehen und "begehbar" zu machen.

      So ein, im eigentlichen Wortsinn, "mediales Museum" könnte dann sogar auf Reisen gehen. Und in Altenheimen, Krankenhäusern oder im Schulunterricht ein Gefühl von E-Ästhetik vermitteln. Wahlweise auf der Großleinwand, mittels Retina-Projektion oder mit Datenhandschuh und Cyberhelm lebt "Altertum" auf und wird erfahrbar.

      Was für ein Vorstellung: Die Größenverhältnisse längst verstorberner Völker und vergangener Gebäude "sichtbar" zu machen; zuhaus, unterwegs, überall, ohne Öffnungszeiten.

      So radikal würde ich nicht vorgehen. Denn für viele RL-Besucher steht meist der unmittelbare (Sicht-) Kontakt mit den Objekten im Vordergrund.
      Aber ein anschauliches Beispiel ist die Höhle von Lasceaux mit den berühmten altsteinzeitlichen Malereien. Da die originale durch die enormen Besucherzahlen immer mehr zerstört wurden, hat man die Höhle (zwar nicht virtuell) 1:1 nachgebaut, um dem Besucher den bestmöglichen Eindruck zu vermitteln.

      Was das riechen in archäologischen Museen angeht, so spielt dieses Erlebnis vor allem bei mittelalterliche Latrinen eine Rolle, für Ausstellungen aber nicht unbedingt zu empfehlen :-)

      Gruß Christoph

      Viele Grüße

      Swen

  4. hi Christoph

    Erstmal Gratulation zu dieser Seite. Ist schon sehr gut gelungen.

    "Was soll eine Museumssite dem (Internet - ) Besucher bieten?"

    Alles was es zu bieten hat.
    Ich bin hier anderer Meinung als Swen. Ein virtuelles Bild kann niemals das Orginal ersetzen. Ins Museum gehe ich ja gerade deshalb weil ich z.B. die Mona Lisa schon mal auf einem Poster gesehen habe und ich das Orginal sehen möchte.
    Ich fahr auch nach Paris und schau mir den Eifelturm an, eben weil ich den schon kenne.

    Ich behaupte schlicht:
    Je mehr ihr zeigt was ihr habt, desto mehr zahlende Besucher werden im RL das Museum besuchen.
    Je weniger ihr zeigt desto weniger.

    Das Argument:"Kenn ich schon aus dem Internet, schau ich mir deshalb nicht an" ist falsch
    Richtig muß es heißen:"Kenn ich schon aus dem Internet, gerade deshalb schau ich mir das jetzt an"

    Ansonsten freu ich mich schon auf das Panorama

    Liebe Grüße
    Pipolino

    1. Moin,

      Ich bin hier anderer Meinung als Swen. Ein virtuelles Bild kann niemals das Orginal ersetzen. Ins Museum gehe ich ja gerade deshalb weil ich z.B. die Mona Lisa schon mal auf einem Poster gesehen habe und ich das Orginal sehen möchte.

      Lustig :-) Genau das Bild hat meine Meinung geprägt. Die Mona Lisa ist der letzte Grund, warum ich in Louvre gehen würde. Als ich das erste Mal im Louvre war (1980), sahen ich und 100 andere Menschen einen dunkelbraune Glascheibe mit "irgendwas" dahinter. Die Mona Lisa im Original betrachten zu wollen, war sinnbefreit. Ich bin später noch mehrfach im Louvre gewesen (ich mag Museen im Allgemeinen und Galerien im Besonderen), bin aber nie wieder in dem Raum gewesen. Irgendwann habe ich mal gelesen, dass es nunmehr "zugänglicher" aufgehängt sei, aber ich glaube einfach nicht, dass nicht eine frei hängende Kopie von Mrugalla (oder wie dieser geniale Fälscher hieß) genauso wirken würde.

      Es gibt immer Sachen, die "man" gern mal im Original sehen möchte (bei der Totenmaske von Tut Ench Amun ging mir das so) aber besonders bei unbekannteren, "gewöhnlicheren" Exponaten wäre imo die Versuchung groß, es beimn virtuellen Besuch zu belassen.
      Warum soll ich ins Museen gehen, wenn ich am Bildschirm zuhaus die antike Tonvase sogar in 3D hin und her bewegen kann, nicht aber im Museum? Eine gute Webpräsentation kann _dann_ schnell die Grenze zwischen und Werbung und Ersatz überschreiten.

      Ansonsten freu ich mich schon auf das Panorama

      dito

      Viele Grüße

      Swen

  5. Hallo Christoph,

    wir haben für das Helms-Museum (Archäologie) in Hamburg eine neue Site gebaut.

    die Idee war sehr gut, denn obwohl ich fast um die Ecke wohne, habe ich es bisher noch nicht geschafft, mal das Helms-Museum zu besuchen. Nun kann ich mir schonmal im Netz einen Eindruck verschaffen. Dazu brauche ich nicht erst irgendwelche Wochen- oder Lokalblätter durchwühlen oder mich sonstwie mühsam vorinformieren. Ganz besonders reizvoll finde ich folgendes Angebot:

    Ein "Renner" unter den Angeboten sind die Kindergeburtstage geworden. Da heißt es: "Zurück in die Altsteinzeit" - "Bauernbrot nach Steinzeitart" - "Die spinnen, die Römer!"

    Mal was anderes als Wildpark Schwarze Berge ;-)

    Viele Grüße,

    Kirsten

  6. Hallo,

    wir haben für das Helms-Museum (Archäologie) in Hamburg eine neue Site gebaut.
    Das Problem war hier vor allem die Frage "Was soll eine Museumssite dem (Internet - ) Besucher bieten?" - Vor allem Grundinformationen, damit der Besucher schnell den Weg ins Museum findet, oder soll eine eigene, museale Internetpräsenz aufgebaut werden - Stichwort "Virtuelles Museum".

    Also wenn ich von mir als Benutzer ausgehe, dann erwarte eine schnelle und gute Übersicht über das, was mich im Museum erwartet. Ich möchte die Informationen so schnell und kompakt wie möglich. Am besten alles sofort und direkt von der Titelseite selbst erreichbar. Dazu gehört, dass ich sofort eine Seite aufrufen kann, die mir alle Daten zeigt, um die Austellungen besuchen zu können (Ausstellungstitel, Datum, Öffnungszeiten, Anreisebeschreibung). Und ganz wichtig, ich muss diese Liste ordentlich ausdrucken können (wichtig!).

    Am wenigsten würde mich eine virtuelle Ausstellung interessieren, denn wenn ich die Sachen denn wirklich sehen will, dann gehe ich in die Austellung. Viel eher würde mich eine Liste über die Objekte (Highlights) der Ausstellung interessieren (ohne große Beschreibung), damit ich mir ein kurzes Bild darüber machen kann.

    Der ganze Kram von virtueller Austellung wäre für mich nur unnötiger Ballast auf der Suche nach den für mich wichtigen Daten, die ich tatsächlich vorher brauche. Denn wenn ich nicht in einer entsprechenden Zeit die gesuchten Daten finde, dann wird es mir zu doof und ich bin einfach weg von der Seite.

    Jaja, ich weiss, immer alles nur schnell präsentiert bekommen wollen, aber so sind eben die meisten Besucher (vermute ich)

    Viele Grüße
     Philipp

    1. Also wenn ich von mir als Benutzer ausgehe, dann erwarte eine schnelle und gute Übersicht über das, was mich im Museum erwartet. Ich möchte die Informationen so schnell und kompakt wie möglich. Am besten alles sofort und direkt von der Titelseite selbst erreichbar. Dazu gehört, dass ich sofort eine Seite aufrufen kann, die mir alle Daten zeigt, um die Austellungen besuchen zu können (Ausstellungstitel, Datum, Öffnungszeiten, Anreisebeschreibung). Und ganz wichtig, ich muss diese Liste ordentlich ausdrucken können (wichtig!).

      Das ist prinzipiell vollkommen ok. Wir hatten bei unserem Konzept immer wieder das Problem, das ein (nach unserer Ansicht) gutes Design auch einiges an graphischen und illustratorischen Elementen benötigt, die aber eine gewisse Ladezeit mit sich bringen.

      Am wenigsten würde mich eine virtuelle Ausstellung interessieren, denn wenn ich die Sachen denn wirklich sehen will, dann gehe ich in die Austellung. Viel eher würde mich eine Liste über die Objekte (Highlights) der Ausstellung interessieren (ohne große Beschreibung), damit ich mir ein kurzes Bild darüber machen kann.

      Das denke ich auch; ein mehr oder weniger komplettes virtuelles Abbild einer Ausstellung ist für mich als Anwender in den meisten Fällen nicht besonders interessant (ausgenommen ich habe keine Möglichkeit mir die Ausstellung im RL anzusehen.

      Der ganze Kram von virtueller Austellung wäre für mich nur unnötiger Ballast auf der Suche nach den für mich wichtigen Daten, die ich tatsächlich vorher brauche. Denn wenn ich nicht in einer entsprechenden Zeit die gesuchten Daten finde, dann wird es mir zu doof und ich bin einfach weg von der Seite.

      Aber virtuelle Ausstellung und virtuelles Museum sind nicht das gleiche Paar Schuhe !!
      Ein virtuelles Museum kann ganz andere Inhalte präsentieren als eine normale Ausstellung. Und das Publikum ist auch nicht zwingend das gleiche.

      Jaja, ich weiss, immer alles nur schnell präsentiert bekommen wollen, aber so sind eben die meisten Besucher (vermute ich)

      Stimmt, schnell schnell will ich auch immer alles auf dem Schirm haben. Ladezeiten von mehreren Minuten setzen brennendes Interesse oder große Neugierde voraus.

      Beste Grüße,
      Christoph