Hallo, Günni!
Tja, das sind wohl eher die Geister, die _du_ riefst, fürchte ich.
Ich halte dich, ehrlich gesagt, auch nicht gerade für einen angenehmen Menschen, das weisst du ja inzwischen. Allerdings gehe ich unter den gegebenen Umständen nicht so weit gehen, dir die Existenzberechtigung abzusprechen. Dass dir all' diese Äusserungen um die Ohren geknallt wurden, tut mir natürlich leid für dich. Wärest du auf dem Gebiet der feinen und weniger feinen Verbalinjurien nicht so ein grosser Fachmann und wendetest du dein Wissen um diese Dinge nicht auch noch ständig an, könnte es sein, dass dir diese Äusserungen erspart geblieben wären; frag' deine Mami, sie wird dir das bestätigen, wenn sie ein bisschen Lebenserfahrung hat.
Nichtsdestotrotz: An deiner Stelle würde ich mir nicht so viel draus machen. Sowas ist meist simples Dampf-Ablassen und die geäusserten Drohungen tun den anderen am nächsten Tag meist schon wieder leid. Und Hunde, die bellen, beissen ja bekanntlich nicht. Hüten musst du dich vor denen, die dich mit zusammengekniffenen Lippen beobachten und nichts sagen, die sind wirklich gefährlich. Aber ich glaube, du kannst auch in Zukunft ruhig schlafen.
Und alles in allem haben diese Äusserungen ja ein Gutes: Die Leute vergessen dich nicht so schnell. Und wer wird sich über kostenlose Publicity beschweren? Konsul Weyer hat mal gesagt: "Es ist egal, was die Leute über dich schreiben. Hauptsache sie schreiben über dich!" (Zumindest war das der Tenor).
Also, Günnilein, Kopf hoch und frischen Muts nach Düsseldorf. Sieh' zu, dass du alle Unterlagen und auch deine Robe dabeihast und dass du dein Auto vernünftig parkst. Vergiss' das Schneuztuch nicht, unter Umständen brauchst du's zum Schweiss abwischen und sieh' zu, dass du den Kamm nicht vergisst. Nichts ist ekliger als ein ungepflegter Advokat.
So, mehr kann ich jetzt auch nicht tun, um dir Mut zu machen. Vielleicht geht's gut aus für Stefan und die Links, vielleicht für dich und deine dem schnöden Mammon nicht abgeneigten Freunde. Wenn's für dich schiefgeht, nicht beleidigt sein. Wenn's für dich gutgeht, nicht so lautes Freudengejohle, wenn du dir alles, was du da so zitiert hast, in Zukunft ersparen möchtest.
Ich wünsche dir vorläufig eigentlich nur Montezumas Rache und kein Papier, egal wie's ausgeht; du wirst es mir hoffentlich nicht verdenken.
File Griese
Stonie