Calocybe: Wer fordert da Meinungsfreiheit, und für wen?

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Hi Meg!

Von Linken steht da nix. Ebenfalls nix vom Marquis de Sade. Aber wenn  Du auf die hinausgewollt hättest, hättest Du das gerne sagen dürfen.

IMHO geht es mehr um die Zensur im Prinzip, nicht in diesem speziellen Fall.

Und ja, ich bin dafür, daß Leute, die rechtsextreme und gewaltverherrlichende Inhalte ins Internet stellen, eins auf die Schnauze kriegen.

Kann ich so allgemein nicht zustimmen. Findet eine Anstiftung oder Anleitung zu einer *konkreten* Straftat statt, ja sicher, dann ist das auch keine Meinungsaeusserung mehr. Aber ein gewisses Gedankengut als Straftat zu klassifizieren, da kann ich nicht mitgehen, auch wenn es verbreitet wird.

Und - jetzt muss ich doch nochmal auf den speziellen Fall zurueckkommen - es geht hier nicht um die Leute, die die Inhalte ins Web stellen. Die sitzen unerreichbar in den USA. Es geht darum, ob Inhalte, die "sowieso schon" da sind, aus dem Verkehr gezogen werden sollten/duerfen.

Und zwar kräftig, und so, daß es wehtut, denn das scheint die einzige Sprache zu sein, die sie verstehen -- auch wenn sie sich noch so oft auf ihre "Meinungsfreiheit" berufen.

Oh oh. Wenn ich mich an einige Chatstunden mit (US-)Amerikanern in den Folgetagen des 11.9. erinnere, so klang das oft sehr aehnlich. "NUKE THE ARABS" hiess es da, denn was anderes wuerden die ja nicht verstehen. Haette ich dann "Nuke the Amis" schreiben sollen, da die ja offensichtlich eine Bedrohung fuer die ganze arabische Welt (im uebrigen auch "zivilisiert") sind? Siehe da, nach ein, zwei Wochen mischten sich immer mehr besonnene Stimmen unter; letztlich gewannen sie sogar die Oberhand. (Nicht, dass es was genuetzt haette.)

Wer auf die Verfassung pfeift und Menschenrechte mit Füßen tritt, hat damit in meinen Augen das Recht verwirkt, sich zu seinem eigenen Schutz auf sie zu berufen.

Es fragt sich nur, wie wir unsere Werte definieren. Verfaellt das Menschenrecht fuer ein bestimmtes Individuum, weil dieses es selbst mit Fuessen tritt? Sollen wir uns geaechtetes Verhalten zu eigen machen, weil es der jeweilige Gegner auch tut? (Duerften wir z.B. chemische Waffen einsetzen, wenn wir erstmal mit solchen angegriffen wurden?) Oder sind uns unsere Werte soviel wert, dass wir sie fuer ALLE gelten lassen koennen?
Oh, jetzt kommt ein tolles Beispiel: Die Open-Source-Initiative: Man hat einige Regeln aufgestellt, der eine Lizenz zu genuegen hat, wenn sie ein OpenSource-Lizenz sein will. http://www.opensource.org/docs/definition.html Dort steht in Punkt 5 und 6, dass ALLE dasselbe Recht haben, eine Software zu nutzen. Auch wenn es Microsoft ist, das(?) ja in diesen Kreisen nicht unbedingt beliebt ist, die werden nicht gesondert behandelt nach dem Motto "die zeigen uns ihre Sourcen ja auch nicht und ueberhaupt". Denen sind ihre Werte eben mehr wert.

Noch was: Ist es denn so, dass sich Rechtsradikale oft ueber Zensur beschweren? (Dass das ziemlich laecherlich waere, ist wohl klar.) Ich habe da keinen Einblick, ob die sich so gern darauf berufen.

So long