Hallo Mathias,
Ich lese durchaus solche »Heimat«-Geschichten und Erinnerungen an die Kindheit in dieser Weise nicht selten, ich bin schlichtweg nicht gewöhnt,
[viel Reich-Ranicki ausgeschnitten]
Darum ging es mir gar nicht.
So gesehen ist es mein »Problem« beziehungsweise eine Rezeption, welche nur aufgrund meiner persönlichen Haltungen, Erfahrungen und Gewohnheiten zustande kommt.
Es ging mir primär nicht um deine Beurteilung der Geschichte, wiewohl ich dabei deine Wortwahl kritisiert habe.
Meine Sprachwahl beruhte, wie gesagt, lediglich auf dem direkten Ausdrück meiner Assoziationen. Wenn ich etwas abscheulich, aufdringlich, ekelhaft und schlichtweg schrecklich finde, dann äußere ich es in dieser Weise, ohne damit etwas niedermachen zu wollen; ich habe gesagt beziehungsweise mittlerweile klargestellt, dass der gewisse Teil der Geschichte mich »anwidert und verzeihe, aber dieses Wort beschreibt meine Empfindung recht treffend, damit wollte ich, wie ich mittlerweile mehrmals zum Ausdruck gebracht habe, Rolf nicht herabsetzen oder seine Geschichte schlechtreden, denn mitunter sind solche Konnotationen vom Autor sogar beabsichtigt (bspw. Ästhetik des Hässlichen), womit ich Rolf aber wiederum auch nichts unterstellen möchte.
Mathias, was willst du eingetlich sagen?
Du bist nicht müde zu betonen, dass du keinem niedermachen wolltest und gleichzeitig wirfst du nach wie vor mir Wörtern und Ausdrücken um dich, die nur noch stärker deine angeblich nicht gewollte Niedermachung untersteichen. Bsp? Warum die geklammerte Bemerkung über die Ästhetik des Hässlichen? Wollen wir beide hier wirklich Sokrates spielen?
Aber ganz hiervon abgesehen, das ist nicht der primäre Grund für meine erste Antwort an deine Reaktion.
Aber ich möchte dir doch auch eine tiefere Begründung geben:
Ich habe schon oft im Forum Threads zu diesem sprachlichen Thema miterlebt und langsam erreicht mein Geduld sein Ende was dieses "pass mal auf, du [Sprach]Nazi" betrifft. Ich denke, dass es eine Gewisse Sensibilität durchaus gefragt ist, aber was sicher nicht gefragt ist, sind immerwährende Zitate, die bar jeglicher Kontext in Postings stehen und ebenso finde ich diese sprachpolizeiliche Untersuchungen, die dann meistens von Leuten vorgenommen werden, die selbst ihre eigene Muttersprache nur mangelhaft beherrschen und nur blind, wie dressierte Tiere, auf manche Wörter reagieren.Ich erkenne in diesem Absatz nicht einen klaren Punkt, der auf mein Posting direkt zutrifft.
Das ist wirklich bedauerlich. Ich habe gehofft du würdest sowohl deine Motive, als auch die Tatsache hintergrafen warum du extra einen Hinweis auf den Adornozitat geschrieben hast.
Wenn dir dies zu tun nicht mal im Traum eingefallen ist, habe ich mich in mehreren Hinsicht geirrt.
Ich möchte auch nicht haarklein erklären, in welchem Kontext ich das Adorno-Zitat passend fand, es sei nur gesagt, dass ich mich damit auf das Zitat Plutarchs bezog, welches aber, deiner Meinung nach, auch nichts mit der Geschichte zu tun hatte. Was ich aus deiner Kritik gelesen habe, ist, dass die Umstände in der Gesellschaft, in welcher Plutarch lebte, nicht mit der von ihm getätigten Kritik vereinbar waren - das mag sein, darüber kann ich aus Wissensmangel nicht urteilen.
Dann wollen wir es velleicht doch haarklein erklären?
(Plutarch war ein griechischer Priester in Delphi, lebete ca. 45 - 125. Das bekannteste von ihm sind seine Biographien)
Was mich an der Posting von unserem Möchtegernphilosoph störte, ist seine pseudomoralisierende Ansazt.
Was ich ihm mit dem Hannah Arend-Zitat zeigen wollte, können wir auch mit einem biblischen Spruch zum Ausdruck bringen: "Derjenige, der ohne Sünde ist, der solle den ersten Stein werfen".
Genau das wollte ich mit dem Zitat ihm sagen (lese nochmal den Plutachzitat durch, insbesondere den letzten Satz)
Über die "Niedrigfrequenzintelligenz" seiner restlichen Äußerungen müssen wir uns ja nicht unterhalten.
Ich hatte nicht vor, die Praxis des Umgangs mit Tieren zu kritisieren, wie sie in der Geschichte dargestellt wurde (welche Absicht sollte ich damit verfolgen?),
Warum um Himmels Willen hast du extra den Hinweis auf den Zitat dann (doch) eingebaut?
Das impliziert nämlich folgende Kette der Assoziationen:
Kindheitserinnerungen an einem Schlachtfest --> der Schreiber ist ein Schlächter --> womöglich dazu im Schlachthaus --> Adorno sage mal etwas über Auschwitz und Schlachthaus --> der Schreibe ist ein Faschist.
Und ich muss mich dann Fragen, was sollte so passend an Adornos Aussage im zusammenhang mir der Geschichte sein (wobei Rolf ja selbst gesagt hat welche momente die Schlimmsten für ihn waren), dass du diesen Zitat besonders betonst, in dem du extra auf sein Vorhandensein verweist.
Der Kernpunkt, den ich ausdrücken wollte, war lediglich, dass eine erniedrigende Behandlung von Tieren auf gewissen meiner Meinung nach gefährlichen Haltungen basiert, welche ich aber Rolf genausowenig wie Erika unterstellen wollte (auf Erika Postings hätte ich womöglich auch mit ähnlicher Kritik antworten können) - zumindest nicht mehr, als man sie jedem Fleischesser vorwerfen *könnte*. Dies war sicherlich weder von mir als Faschismus-/Auschwitz-/Nazikeule oder ähnliches gedacht gewesen, noch wollte ich irgendjemand denunzieren.
Warum musstest du dann das Vorhandensein des Zitats durch deinen Hinweis betonen?
Im Übrigen hatte ich dieses Zitat schon seit einigen Tagen ohne besonderen Hinweis darauf in meiner Signatur.
Ich weiss.
Aber es immer etwas heikel mit Zitaten. Was glaubst du, wie es ankommen würde, wenn ich den folgenden Zitat von Günther Anders kontextlos in meiner Sig. haben würde: "Wer nach Auschwitz und Hiroshima an Gott glaubt, macht sich zu seinem Mittäter" ?
die Verrohung vorwerfen, welche ein Arbeiter in einem Schlachthof haben mag.
So. Wir sind also so weit. Jetzt legen wir Katagorien an, in welche wir unsere Mitmenschen unterbrigen können. Arbeiter in einem Schlachthof können verrohen. Ein Arzt, Lehrer, Politiker, Soldat könnte das nicht. Für sie haben wir ja auch andere Kategorien.
Wäre es möglich, dass wir uns etwas differenzierter unterhalten?
»»Das Zitat sollte sich damit auf das Plutarch-Zitat beziehen, welche die *Entfremdung* zwischen der tatsächlichen und der »natürlichen« Lebensweise und dem Zusammenleben mit anderen Lebewesen kritisiert (meiner Auffassung nach).
Das ist richtig. Darum ging es mir auch. So einen Zitat ohne ihn in einem richtigen Kontext gestellt zu haben, jemanden vor die Latz zu knallen ist Unfug.
Ich fand also nicht nur den Zitat unangebracht, aber auch deine Zustimmung zum Zitat.
da womöglich jemand, der nicht auf einem ländlichen Hof aufgewachsen ist, niemals ein Rind, ein Schwein, ein Huhn oder was auch immer er verzehrt, zu Gesicht bekommt geschweige denn weiß, wie diese Tiere in der Maschinerie der Massenzuchtbetriebe behandelt werden - man sieht nur das Stück Fleisch und nicht das faszinierende, empfindungsfähige Lebewesen, welches nun würdelos behandelt wird.
Ich bestreite nicht, dass es heute wirklich oft der Fall ist, dass Kinder erst im Teenageralter das erste mal eine lebendige Kuh sehen, aber ich wehre mich gegen solches "in Zusammenhangsetzen" wie es mit Rolfs Geschichte gemacht wurde.
Ich habe jetzt nur wirklich kurz auf dein Posting geantwortet.
Dabei gibt es eine Menge an Diskussionsstoff in ihr, die aber hier nur schwer besprochen werden können.
Grüße
Thomas
PS:
wenn ich schon mal an dich schreibe: "best viewed with any browser" stimmt leider nicht, denn mit NS 4.x ist z.B. deine Indexseite sogut wie unleserlich.