Mathias Bigge: zuviel falsch verstandene science fiction

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Hallo Sven,

weil ich die Diskussion interessant finde, hier einige kurze Anmerkungen:

Vorab: Alles, was technisch möglich ist, wird irgendwann einmal realisiert werden - wenn es den Menschen nützt. Aber: Nicht alles, was technisch möglich ist, wird um jeden Preis realisiert.

Es sieht fast so aus, als wäre der Nutzen für die Menschen leider oft nicht der Maßstab.

Genauer: Papier- und Metallgeld hat den unschätzbaren Vorteil, anonym zu sein. (...) Wer sich gewisser Rabattkarten bedient, verliert den Vorteil natürlich wieder (allen voran die Nutzer von Payback, das in meinen Augen eine einzige Big-Brother-Geschichte ist und deshalb zu Recht auch den Big-Brother-Award erhalten hat.

Die Kritik ist berechtigt, aber trotzdem tragen immer mehr Menschen freiwillig dazu bei, ihre Wege durch anonyme Systeme nachvollziehbar und speicherbar zu machen.
Handy: lokale Identifizierbarkeit
Kreditkarten: desgleichen, zusätzlich Konsumprofil
Internet: Konsum- und Interessenprofile; Transparenz von Beziehungen zu anderen; Geschäftsbeziehungen ....
.....

Und auch wenn manche fortschrittlichen Gedankenexperimente den ver-chip-ten Menschen voraussagen: Niemand wird sich freiwillig einer Gehirnoperation unterziehen, um bezahlen zu können.

http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/12521/1.html
aktueller Bericht über Menschen, die sich freiweillig Identifikationschips einpflanzen ließen ...

Ich verstehe auch nicht, warum das jetzige System reformbedürftig wäre. Bargeld funktioniert, die EC-Karte funktioniert, die Geldkarte funktioniert, Überweisungen und Lastschriften funktionieren. Da ist derzeit nichts dran zu verbessern.

Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber der ganze Salat von Geheimzahlen, Kontonummern, Bankleitzahlen usw. wird mir immer mehr zum Problem. Außerdem treibt die Entwicklung des Gangstertums die Entwicklung der Sicherheitssysteme voran. Meinem Geschäftspartner haben sie gerade frisch seinen Rennwagen geklaut, angeblich auf der Basis eines Abhörsystems für die Funksignale des Schlüssels ....

Das Problem ist doch: Wer mit seinem Fingerabdruck bezahlt (praktisch als PIN), der hinterläßt seine PIN täglich millionenfach an den verschiedensten Flächen. Eine PIN kann man beliebig ändern - aber der Mensch hat nur 10 Finger. Die Banken predigen, niemandem die PIN zu verraten - Fingerabdrücke verraten sich von selbst. Und was hindert einen Räuber daran, einem Überfallenen einfach die Hand (oder zumindest den benötigten Finger) abzuschneiden? Es hat schon Morde für weniger gegeben.

Möglich, aber doch zu sehr James Bond. Da ist es doch einfacher und weniger strafbewehrt, eine Kreditkarte zu klauen oder zu fälschen...

Wo ist also die Innovation, auf die alle schon lange gewartet haben?

Ob's hier um erfreuliche Innovationen geht, ist eine berechtigte Frage, aber die Tendenz zu personenbezogenen Identifikationssystemen wächst, in großen Unternehmen, bei der Polizei usw.

Viele Grüße
Mathias Bigge