Hallo Sven,
Konkret: Wenn Dr. Web nicht in der Lage ist, mit den vorhandenen Einnahmen die Ausgaben zu decken, dann wird auch eine Aktienemission daran kaum etwas ändern können. Denn es kommt ja nur einmal Geld herein. Das kann gewinnbringend angelegt werden und so zur Einnahmenseite beitragen (oder Schulden tilgen und die Ausgabenseite verringern), mehr aber auch nicht. Wenn dauernd Verlust gemacht wird, ist das Geld irgendwann ausgegeben.
Das Argument, dass bei Aktien nur einmal wirklich Geld "reinkommt", kann ich nachvollziehen. Und es waere natuerlich verhaengnisvoll, eine solche Emission nur dazu zu verwenden, um finanzielle Loecher zu stopfen, die aber chronisch sind und deshalb nach und nach das Aktienkapital auffressen. So weit darf es natuerlich nicht kommen, und ich gehe aber mal davon aus, dass die Leute, die sich dort bei Dr.Web Gedanken machen, sich auch darueber im Klaren sind, dass so etwas geradewegs in den Projektruin fuehren wuerde.
Es kann aber natuerlich sein, dass man so kalkuliert: "derzeit decken die Einnahmen nicht die Ausgaben, aber wenn wir erst mal mehr Kapital haben, koennen wir anders an die Sache rangehen, z.B. noch so viel mehr Content produzieren, dass wir noch viel mehr Besucher haben und dadurch hoehere Werbeeinnahmen erzielen koennen". Wenn dem tatsaechlich so ist, betrifft das aber wieder die Frage nach Ausrichtung und Qualitaet des Web-Angebots. Denn bei der potentiellen Zielgruppe, die Dr.Web derzeit anspricht, duerfte das Projekt schon eine sehr hohe Bekanntheit haben. Um wirklich noch mal viel mehr User anzulocken, muesste man wohl an der Niveau-Schraube drehen und sich z.B. in Konkurrenz zu Computerbild begeben. So, wie ich es auf der AG-Ankuendigungsseite von Dr.Web verstanden habe, will man es allerdings durch reine Volumensteigerung schaffen. Nach dem Motto: "wenn wir dreimal so viele Artikel im Monat produzieren, bekommen wir auch dreimal so hohe Userzahlen".
Und Aktionäre wollen auch gerne Dividende haben. Wenn bei der Wirtshaus AG in Naturalien gezahlt wird, dann hat man ja wenigstens einen Vorteil davon. Womit aber möchte Dr. Web bezahlen? Mit den ansonsten kostenpflichtig angebotenen Produkten? Ok, das wäre eine Idee. Aber das war's meiner Auffassung nach auch schon.
Mit Inhalten - das schreiben sie explizit. Das ist eben eine der interessanten Seitenfragen bei dieser Sache. "Mehrwert an Wissen" statt Geld als Dividende - ist so was moeglich? Bei Bier und Schweinsbraten mag ja noch der Gaudi-Effekt eine Rolle spielen - aber bei Fachwissen ist wohl eher ein starkes Anwachsen der Erwartungshaltung bei den Aktionaeren zu erwarten. Der Anbieter wird wohl unter sehr hohen fachlichen Druck geraten, auch wirklich jede kleine MS-Office-CSS-Angabe, die auf irgendeiner MS-Seite erwaeht wird, sofort mit einem Superbeispiel zu featuren. Wobei dann allerdings zu fragen ist, wer solches Wissen wirklich braucht. Jedenfalls nicht die angepeilte Masse.
viele Gruesse
Stefan Muenz