CG: Was sind Nazi-Methoden?

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Hallo Bio,

Okay, zum mitschreiben:

Möllemann ist Fallschirmspringeroffizier der Reserver. Er würde, würde die BRD angegriffen, den Feind auch im eigenen Land angreifen. Das heisst, er würde gegen militärische Ziele im Land des Feindes vorgehen. Das heisst, er meint, die Palästinenser dürfen ebenfalls militärische Ziele in Israel angreifen. Das heisst, er rechtfertigt Angriffe z.B. mit Sprengstoff, also auch Kamikaze bzw. Selbstmord-Angriffe gegen militärische Ziele in Israel, da das israelische Militär als Besatzer völkerrechtlich gesehen von den Palästinensern angegriffen werden dürfen muß, und die Palästinenser außer Sprengstoff-Angriffen keine Möglichkeit zur Gegenwehr besitzen.

Das hat er gesagt, und es ist richtig. Im weiteren Verlauf des Interviews hat er Anschläge auf die Zivilbevölkerung verurteilt, da diese nicht Recht der Palästinenser sind.

Was also hat er falsches gesagt?

Er hat gesagt, daß er sich _auch_ mit Gewalt wehren würde, und zwar im Land des Aggressors. An anderer Stelle hast Du ja großen Wert auf das Wörtchen "auch" gelegt ;-) Nun hat er eben diese Äußerung in Reaktion auf und unmittelbar nach einer Reihe von Selbstmordattentatten in Cafes, in Fußgängerzonen und an Bushaltestellen gemacht, Anschläge auf militärische Ziele in Israel gab es dagegen seit vielen Monaten nicht mehr. Daß Möllemann "im weiteren Verlauf des Interviews" darauf hinweist, daß er eben diese Attentate auf Zivilisten gar nicht gemeint hat, finde ich nicht überzeugend: Das entspricht der Natur eines Politikers, der eine populistische Botschaft unters Volk bringen will und sich gleich eine Rückzugsposition verschafft, nach der alles gar nicht so gemeint war. Warum muß ein Politiker, der bekanntermaßen hervorragend mit seiner Muttersprache umgehen kann und die Funktionsweise der Medien genau kennt, dann erst so mißverständlich formulieren?

Das Völkerrecht ist im Übrigen eine recht pragmatische Angelegenheit: Den Schatz von Troja hat die Sovietunion seinerzeit völkerrechtswidrig den Deutschen gemopst, während die das Teil den Griechen vorher völlig völkerrechtskonform stibitzt haben. Eine moralische Rechtfertigung von Mord würde ich aus solch abstrakten Konstruktionen eher nicht ableiten (ich weiß, das hast Du auch nicht gemacht).

Aber nun gut, angenommen, die Attentäter hätten ein wie auch immer legitimiertes Recht zu attentätern, was gewinnen sie, wenn sie davon Gebrauch machen? Sie provozieren einem Militärschlage Israels, denn die israelische Regierung sieht es dann als ihr Recht, gegen Terroristen dort vorzugehen, wo sich diese aufhalten. Dann sehen sich natürlich wieder ein paar Leute im Recht, sich in einer Bar in die Luft zu sprengen... vielleicht ist es ja manchmal auch ganz schön blöd, von seinem guten Recht, das man hat oder zu haben glaubt, gebrauch zu machen? Der "Sänger des deutschen Krieges", Heinrich Lersch, hat anno 1917 gedichtet:

----
Es muß so sein. Es wächst wie Gras und Baum
der Menschheit strebend Volk sich hin zum Licht;
zwei gleiche Bäume stehn zusammen nicht,
der eine frißt des andern Licht und Raum.
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Quelle: Lersch, Heinrich (1917): Herz! Aufglühe dein Blut, Hamburg.

Bekanntermaßen haben sich der französische und der deutsche Baum inzwischen recht gut arrangiert, aber der Glaube, einen endgültigen Sieg über den "Erbfeind" erringen zu können, hat beide Bäume zwischen 1870 und 1945 einen großen Teil ihrer Äste gekostet. (Please don't report me to the analogy police ;-)) Genau hier liegt imho das Problem. Palästinenser und Israelis wird es im Nahen Osten immer geben, und die Frage ist nicht ob, sondern wann sie sich arrangieren, und ob sie sich ein Sedan oder ein Verdun ersparen wollen oder nicht. Nur im sukzessiven wechselseitigen Verzicht auf tatsächliche oder vermeintliche Rechte, die von beiden Seiten beansprucht werden, kann dieser Prozeß vorankommen, und der Verzicht auf Gewalt ist dabei der erste Schritt. Israel hat genau das übrigens während der Regierungszeit von Rabin getan und den Friedensprozeß mit der Erweiterung der Selbstverwaltungsrechte der Palästinenser trotz fortgesetzten Terrorangriffe weitergeführt. Auch heute muß eine Seite den ersten Schritt tun - welche, ist dabei belanglos.

Sich intensiv mit der Frage zu beschäftigen, wer denn nun Schuld ist am Nahostkonflikt, halte ich übrigens nicht für sonderlich produktiv - im Übrigen ist sie auch sicherlich zu komplex, um eine einfache Antwort daraus ableiten und daraus eine Rechtfertigung für Gewalt liefern zu können. Interessanter wäre die Antwort auf die Frage, wie sich der Konflikt lösen läßt - das Befürworten von Attentaten trägt dazu eher nicht bei.

Den Threadhttp://forum.de.selfhtml.org/archiv/2000_3/t17683.htm#a89549 kannte ich übrigens vor meinen bisherigen Postings noch nicht. Für einen Antisemiten halte ich Dich immer noch nicht, aber daß Du "völlig unschuldig unter Antisemitismus-Verdacht geraten" bist, ist doch etwas abwegig. Du schreibst erst, "Wenn also Kritik gewuenscht ist, dann sagt bescheid, sonst sage ich lieber nichts, bevor ich von einem enthirnten Mob in die rechte Ecke gestellt werde.", nur um, wenn jemand diese abstruse Behauptung als abwegig bezeichnet, trocken mit einem "Ich habs ja gesagt" zu kontern. Originell ist das nicht - unzählige Generationen von Zeitungscartoons haben diese Logik schon verwurstet. Und bevor ich wieder verkürz zitiere, hier der Zusammenhang: "Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Kritik an der Page angebracht ist - ich will mich ja nicht mit irgendwelchen Faschismus-Keulen schlagen lassen, weil mir einige Kritikpunkte einfallen. In diesem unseren Land muss man ja aufpassen, was man sagt, denn Kritik an der visuellen Praesentation von Namen von Holocaust-Opfern bzw. am Design eines solchen Projektes ist sicher in den Koepfen von einigen besonders eifrigen Antifaschisten und Gut-Menschen fast das gleiche wie der Besitz der goldenen DVU-Ehrennadel und "Mein Kampf" als Bettlektuere..."

Warum machst Dir so viele Gedanken darüber, ob "alle mir bekannten prominenten Juden nie israelkritische Äusserungen gemacht haben", was "Michael Friedman und Konsorten" sagen, und warum allgemein das Verhalten deutscher Juden regelmäßig ein Thema in Deinen Postings ist? Und warum sind "die Juden" selbst am Antisemitismus schuld, wenn der Zentralrat oder ein Michael Friedmann auf diesen hinweisen? Warum ist Deine Wut auf "Gutmenschen" so viel größer als auf "Haßmenschen"? Gibt es nicht noch andere Themen, über die man sich herzlich ungezwungen aufregen kann wie Du das in diesem Thread demonstrierst?

Disclaimer: Dies sind möglicherweise Gedanken eines Bären von äußerst geringem Verstand, wie in zwei Postings bereits angedeutet wurde. Wer aufgrund der obigen Ausführungen zu dem Schluß kommt, daß dem so ist, hat den Text entweder nicht verstanden, oder er hat mehr Sachkenntnis oder mehr Grips als ich.

Nichts für ungut,
CG

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