Moin!
Ja, für Leute, die etwas von dem Thema verstehen.
Aber, was interessiert Deine Umwelt, Leuten auf Feten, Freunde (wobei ich nicht weiß, ob daß welche sind): Wo kann ich Dich gesellschaftl. (berufl.) einordnen, oder?
Ich habe im Prinzip genau das selbe Problem: Ich bin immer noch Student, bearbeite gerade (und es ist keine leichte Geburt) meine Diplomarbeit in "Medienbetriebstechnik" [1] und arbeite nebenbei.
[1] Dieser Studiengang ist keinedfalls geeignet, in eine Schublade einsortiert zu werden. Ebenso könnte ich auch nur erzählen "Ich bin Student", und die Leute wären genauso schlau.
Die Gesellschaft will einen in Kategorien einordnen. "Der Herr Müller ist Chemiker bei XYZ, Frau Maier arbeitet an der Kasse von uvw...."
Allein der Gedanke, daß man dem Bild irgendwo nicht entspricht, hemmt.
Das hängt doch alles nur von der Story ab, die du erzählst.
"Ich studiere zur Zeit X und versuche, mich nebenbei selbständig zu machen als Y" klingt doch super. Genau dasselbe erzählen die anderen doch auch nur - und trotzdem hat das nicht das geringste damit zu tun, was diese Leute _wirklich_ machen.
Vor 50 Jahren wäre man vielleicht als abgedrehter Tüftler/Forscher (bei Erfolg) in die Geschichte eingegangen, aber heute brauchen pot. Arbeitgeber usw. Zeugnisse, Urkunden... die in meinem Fall eigentlich keiner liefern kann, da ich glaube, daß man mein Wissen kaum in eine Kategorie einordnen kann.
Kommt mir sehr bekannt vor, dasselbe behaupte ich von mir. Das einzige, was ich (vermutlich?) wirklich gut kann, ist einem Team mitzuarbeiten. Der Rest meiner Tätigkeit ist angelernt durch "learning by doing" und hat mit dem Studium nicht das geringste zu tun. Trotzdem habe ich den Einstieg in die Arbeitswelt irgendwie geschafft - und damit gibts dann auch Arbeitszeugnisse.
Ansonsten ist ein interessanter Lebenslauf durchaus wertvoll, wenn keine Arbeitszeugnisse vorliegen, bzw. eigentlich noch viel wertvoller, als Arbeitszeugnisse. Es ist heutzutage normal, daß sich Menschen mit ihrer ersten Tätigkeit auch mal irren können (was die Eignung ihrer selbst dafür angeht).
Tu das was *du* denkst es ist richtig!
Meiner Meinung nach bist du auf den richtigen Weg.
ich kenne *viele* Leute, die es ähnlich gemacht haben, wobei das was du als "offiziell" bezeichnest wohl etwas betonter war.
Wie meinst Du das?
Mit "offiziell" meine ich, daß ich im Moment Dinge tue, die kaum ein anderer versteht. Das liegt daran, daß ich da etwas reingeschliddert bin, enorme Hoffnungen da hinein stecke. Ich "weiß" einfach, daß das was ich mache kein "Unsinn" ist. Aber da ich kein Verkäufertyp bin, also noch keinen *enormen* Umsatz abwirft, ist es schlecht zu vermitteln, daß es ein guter Weg ist.
Das ist auch vollkommen uninteressant, wieviel Geld dabei herausspringt. Bist du davon überzeugt, daß es klappt? Treibst du deine Tätigkeiten voran, erreichst du deine Ziele? Wenn ja, dann bist du "Selbständiger" bzw. "Existenzgründer" - eine durchaus ehrbare Bezeichnung, weil sie eigentlich höchstes Ansehen verdient: Die Existenzgründer schaffen Innovation, wirtschaftliche Impulse und nicht zuletzt auch ein paar Arbeitsplätze.
Mein Tipp:
Mach unbedingt das Studium weiter UND auch nebenbei deine freiberufliche Schiene!
Da hast du zwei Standbeine. Wenn dann ein Bein wegknickt, hast du immer noch das andere.
Ja, das sehe ich ja auch so.
Dieser Punkt ist aber auch eher psychologisch: Ich bin über den "eigenen Weg" 10 Jahre älter als der Durchschnitt der Studenten geworden, so daß es von daher wirklich nicht leicht fällt. An 'ungeraden' Tagen der Woche ist man der festen Überzeugung, man macht es weiter, weil es am Schluß irgend so ein "Wisch" gibt, an den 'geraden' Tagen, meint man, die Willkür des Systems hat die Überhand, man sollte besser das machen, was man seiner Ansicht nach sowieso (besser) kann.
Ich kenne den Quälkram eines herausgezögerten Studiums. Wenn man irgendwann mal den Anschluß verpaßt hat, wird es plötzlich unnötig, täglich und den ganzen Tag vor Ort zu sein, um Vorlesungen zu hören, sondern man entdeckt das Leben in der Nacht und den Schlaf bis 10 Uhr. Und hat irgendwann eigentlich garkeine Lust mehr, das Angefangene noch zu beenden, weil es einfach nervig ist, zum größten Teil das eigene Interessengebiet nicht trifft, aufwendig zu lernen ist und am Ende ein Abschluß steht, der nicht wirklich gut paßt zu dem, was man wirklich gerne machen würde.
FALSCH! Ein Hochschulabschluß ist auf jeden Fall wertvoll. Zum einen für dich selbst, weil du dir damit beweist, daß du auch unangenehme Dinge erledigen kannst - und außerdem wäre es schade um die vergeudete Zeit. Zum anderen für die potentiellen Auftraggeber und Arbeitgeber. Denn letztendlich wird der "Wisch" immer weiter reduziert, bis schließlich nur "Dipl. Ing." als Titel übrigbleibt. Was für ein Ing., ist fast uninteressant - auch für Arbeitgeber. Wichtig ist nur, daß ein Studium absolviert wurde. Und das macht was her, und bringt damit auch Geld.
- Sven Rautenberg