Sven Rautenberg: Vernetzung und DSL übers heimische Stromnetz - Erfahrungswerte?

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Moin!

Ich habe erfahren, daß es möglich ist, das heimische Stromnetz dazu zu nutzen, Rechner zu vernetzen und auch über DSL ins Internet zu lassen. Weiß da jemand mehr drüber? Welche Hersteller bieten Geräte an? Wie sieht es aus mit der Sicherheit (z.B. in Bezug auf Nachbarn, deren Stromnetz ja galvanisch mit meiner Wohnung verbunden ist)? Wie sieht es aus mit der Betriebssicherheit?

Zunächst einmal: DSL steht für "Digital Subscriber Line" und meint, dass die bereits verlegte Kupferdoppelader des _Telefonanschlusses_ auch in höheren Frequenzbereichen genutzt wird - typischerweise für die Breitband-Datenübertragung. Insofern kann man kein "DSL übers Stromnetz" kaufen, weil Strom nicht über Telefonleitungen übertragen wird. Internet per Strom heißt "Digital Powerline" o.ä.

Dieser Unterschied ist übrigens wichtig: Die Stromleitung ist ein "shared medium" - eine Hauptleitung führt in deine Straße, davon zweigt eine Leitung in dein Haus, und eine Leitung führt schließlich in deine Wohnung. Wenn die jetzt alle zusätzlich fürs Internet genutzt würden, hätten alle Teilnehmer nur die gemeinsame Kapazität zur Verfügung. Schafft die Leitung 1 MBit und nehmen 1000 Teilnehmer in einem Segment teil, kriegt jeder durchschnittlich nur 1 Kilobit Datenrate ab, wenn alle gleichzeitig surfen.

Bei DSL hingegen hast du eine exklusive Leitung zu einem zentralen Sammelpunkt in der Ortsvermittlungsstelle, welcher (hoffentlich) mit entsprechend dicken Leitungen ans Internet angeschlossen ist.

Einen anderen Punkt hast du schon erkannt: Weil Stromleitungen überall liegen, strahlt auch dein Netzwerk weit in die Nachbarschaft. Das ist für den Internetzugang nicht so schlimm - Daten, die ins Internet gehen, müssen entweder ohnehin verschlüsselt sein (z.B. per HTTPS), oder sie sind eben (nicht nur im Stromnetz, sondern überall im Internet) im Klartext lesbar. Aber dein privates Netzwerk, welches du vielleicht aufbauen willst, könnte dadurch erheblich beeinträchtigt sein. Ich weiß nicht, ob standardmäßig bei Powerline Verschlüsselung integriert ist.

Powerline ist noch immer in der Entwicklung, Erfahrungswerte liegen noch nicht wirklich vor. Etliche Stromversorgungsunternehmen hatten anfänglich Entwicklungen gestartet, sind dann aber ausgestiegen, weil sich wohl unüberwindliche (oder zumindest nur teuer überwindbare) Hindernisse ergeben haben und sich das System insgesamt wohl nicht gerechnet hat.

Außerdem meckern die Amateurfunker, dass Powerline den Äther vollmüllt, weil die Stromleitungen die hohen Frequenzen abstrahlen und natürlich nicht ausreichend abgeschirmt sind. Als Konsequenz sind die Sendeleistungen relativ gering, was die Leitung (vor allem die Datenrate) reduziert.

Mit anderen Worten: Solange kaum jemand das System benutzt, wird's funktionieren. Sobald es aber erfolgreich wird, wird's schlechter.

Abgesehen davon: Für ein privates Netz würde ich persönlich immer echte Netzwerktechnik bevorzugen. Zwar müßte man für Powerline keine neuen Kabel verlegen, aber die erreichbare Datenrate ist mit Powerline verglichen mit z.B. Twisted Pair Ethernet sehr gering. Außerdem ist Powerline relativ großen Störungen durch Stromverbraucher ausgesetzt, die durchaus auch zum temporären Zusammenbruch der Netzwerkverbindung führen können.

Soweit zusammengefaßt das, was ich über Powerline gehört und gelesen habe. Eigene Erfahrungen kann ich nicht bieten - ich benutze lieber echtes lokales Netzwerk und ADSL. :)

- Sven Rautenberg

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