uwe: Auf Nimmerwiedersehen?

Hallo zusammen,

stellt euch vor, ihr haettet etwas in eurem Besitz von dem ihr denkt, es sollte fuer die Nachwelt erhalten bleiben. Ein Buch, das ihr geschrieben habt, wertvolle Tagebuecher, Fotos, Kunstwerke usw. - alles, was man irgendwie in eine digitale Form bringen koennte. Welche Optionen hat man, solche Informationen zu erhalten? CD-ROM/ DVD und andere Speichermedien fallen aus, weil sie zum einen nur eine Haltbarkeit von ca. 100 Jahren haben und weil zum anderen nicht sichergestellt ist, dass in einem Jahrhundert noch Lesegeraete, PC's oder Betriebssysteme verfuegbar sind. Bliebe also das Internet und Web Sites wie beispielsweise http://www.archive.org . Ist dies tatsaechlich eine Alternative oder muss man sich einfach damit abfinden, dass bestimmte Kulturgueter (die nicht von Beruehmtheiten produziert wurden) einfach auf Nimmerwiedersehen verschwinden werden? Eure Meinung hierzu wuerde mich wirklich interessieren.

Gruss
Uwe

  1. Hi,

    Also in Stein gemeißeltes hat über einige Jahrtausende überlebt...

    In diesem Sinne: gut klopf!

    Andreas

    1. Gruess dich,

      Immer nur Nullen und Einsen in Stein zu meisseln duerfte auf Dauer etwas langweilig sein ... ;-)

      Ciao
      Uwe

      1. hallo uwe,

        Immer nur Nullen und Einsen in Stein zu meisseln duerfte auf Dauer etwas langweilig sein ... ;-)

        langweilig sicher, aber es hält :-)
        wobei, wer weiß ob jemand in fünfhundert jahren noch etwas mit den nullen und einsen anfangen kann.

        aber lies doch mal hier:

        http://www.unicom.unizh.ch/magazin/archiv/3-95/magazin3-95-19.html

        und wenn es wirklich gut ist, was der nachwelt hinterlassen werden soll, dann wird das zum selbstläufer...

        gruß

        gipsy

  2. stellt euch vor, ihr haettet etwas in eurem Besitz von dem ihr denkt, es sollte fuer die Nachwelt erhalten bleiben. Ein Buch, das ihr geschrieben habt, wertvolle Tagebuecher, Fotos, Kunstwerke usw. - alles, was man irgendwie in eine digitale Form bringen koennte. Welche Optionen hat man, solche Informationen zu erhalten? CD-ROM/ DVD und andere Speichermedien fallen aus, weil sie zum einen nur eine Haltbarkeit von ca. 100 Jahren haben und weil zum anderen nicht sichergestellt ist, dass in einem Jahrhundert noch Lesegeraete, PC's oder Betriebssysteme verfuegbar sind. Bliebe also das Internet und Web Sites wie beispielsweise http://www.archive.org . Ist dies tatsaechlich eine Alternative oder muss man sich einfach damit abfinden, dass bestimmte Kulturgueter (die nicht von Beruehmtheiten produziert wurden) einfach auf Nimmerwiedersehen verschwinden werden?

    Wenn du etwas in eine digitale Form bringst und es erhalten willst, dazu aber jegliche Speichermedien ausschliesst, die das ermöglichen könnten, bist du zwangsläufig zum Scheitern verurteilt, http://www.archive.org/ liegt letztlich ja selbstverständlicher Weise auch nur auf einem solchen Speichermedium.

  3. Hallo zusammen,

    stellt euch vor, ihr haettet etwas in eurem Besitz von dem ihr denkt, es sollte fuer die Nachwelt erhalten bleiben. Ein Buch, das ihr geschrieben habt, wertvolle Tagebuecher, Fotos, Kunstwerke usw. - alles, was man irgendwie in eine digitale Form bringen koennte. Welche Optionen hat man, solche Informationen zu erhalten? CD-ROM/ DVD und andere Speichermedien fallen aus, weil sie zum einen nur eine Haltbarkeit von ca. 100 Jahren haben und weil zum anderen nicht sichergestellt ist, dass in einem Jahrhundert noch Lesegeraete, PC's oder Betriebssysteme verfuegbar sind. Bliebe also das Internet und Web Sites wie beispielsweise http://www.archive.org . Ist dies tatsaechlich eine Alternative oder muss man sich einfach damit abfinden, dass bestimmte Kulturgueter (die nicht von Beruehmtheiten produziert wurden) einfach auf Nimmerwiedersehen verschwinden werden? Eure Meinung hierzu wuerde mich wirklich interessieren.

    Gruss
    Uwe

    Hallo,

    Diese Diskussion hat schon Heerscharen von Wissenschaftlern beschäftigt.

    Die beste „Überlebenschance“ haben sicherlich solche Datenträger, die  schon vom Material her schwer zerstörbar sind. Große, schwere Steine, Gold- bzw. Platinplatten ...

    Eine weitere Möglichkeit der Datensicherung besteht sicherlich in der Aufbewahrung der Datenträger an Orten, wo kaum zerstörerische Einflüsse herrschen. In der Tiefsee, im Weltraum ...

    Die Art der Datenspeicherung ist meiner Meinung nach sekundär. Ob Menschen in 1000 Jahren noch CD-Player oder Computer benutzen, braucht uns nicht zu interessieren. Schließlich wurden die ägyptischen Hieroglyphen auch entziffert, obwohl niemand mehr so schreibt.

    Andererseits haben auch Daten auf CDs und DVDs durchaus eine Überlebenschance. Bücher haben ja auch teilweise Jahrtausende überlebt, weil sie immer wieder abgeschrieben wurden.

    Das Problem, das mit Sicherheit Deine Tagebuchaufzeichnungen in 200 Jahren nicht mehr existieren, sondern nur die der „Berühmtheiten“, kannst Du lösen, in dem Du einen solch wichtigen Beitrag zum Weltgeschehen leistest, das die „Archivare“ an deinen Hinterlassenschaften gar nicht vorbei kommen.

    Gruß

    Axel

    1. Hallo, Axel,

      Das Problem, das mit Sicherheit Deine Tagebuchaufzeichnungen in 200 Jahren nicht mehr existieren, sondern nur die der „Berühmtheiten“, kannst Du lösen, in dem Du einen solch wichtigen Beitrag zum Weltgeschehen leistest, das die „Archivare“ an deinen Hinterlassenschaften gar nicht vorbei kommen.

      Hm, naja, Recht hast du schon, aber ich glaube, Robert Steinhäuser hat ähnlich gedacht.
      Was ein "wichtiger Beitrag" ist, ist höchst subjektiv, die Geschichtsschreibung somit selektiv. "Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft, wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit."
      Im Übrigen will ich behaupten, dass es keine Verbindung zwischen Popularität und "Relevanz" einer Erfahrung gibt - ich finde es ekelhaft, dass man die Wertigkeit von Erfahrungen überhaupt hierarchisiert. Wo käme man denn hin, wenn man nur die Sichtweise der Herrschenden aufschreiben und konservieren würde...

      Grüße,
      Mathias

  4. Hi,

    Ist dies tatsaechlich eine Alternative oder muss man sich einfach damit abfinden, dass bestimmte Kulturgueter (die nicht von Beruehmtheiten produziert wurden) einfach auf Nimmerwiedersehen verschwinden werden? Eure Meinung hierzu wuerde mich wirklich interessieren.

    Ich glaube, man muss sich wohl abfinden - und vielleicht ist das garnichtmal schlecht. Die Tatsache, dass Dinge - 'Kulturgüter', was immer man darunter verstehen mag - in Vergessenheit geraten, ist im Grunde genommen ja nichts anderes als ein Filtermechanismus. Manches bleibt über Jahrhunderte und sogar Jahrtausende in Erinnerung, weil die Leute einen Grund fanden, sich zu erinnern; anderes geht eben verloren, weil es die Erinnerung daran vielleicht nicht lohnte. Ausnahmen gibt es immer, klar ...
    Die multimediale, vollvernetzte Gesellschaft produziert eine Unmenge von Informationen, unter denen sich auch das eine oder andere Kulturgut befindet, man muss es nur in einem Riesenhaufen Scheiße (Verzeihung *g*) aufspüren. Ich sehen keinen Sinn darin, diesen stinkenden Riesenhaufen aufzubewahren, nur weil er vielleicht die eine oder andere Perle enthält - wären die Generationen vor uns (die zusammen noch lange nicht so viel Information produziert haben wie eine Generation heute) so verfahren, würden wir längst in einem gigantischen Müllhaufen von wenigen wichtigen und unzählbar vielen unwichtigen Dingen erstickt sein. Stattdessen haben sich einige Zweige dieser Informationsproduktion als besonders nutzbringend, entwickelbar und sinnvoll erwiesen, und diese Zweige sind es, die wir heute zurückverfolgen können, die also eine Geschichte haben und erinnerbar sind.
    Wie wenig sinnvoll es ist, alles aufzubewahren, entgeht doch nur sammelwütigen Zwangsneurotikern :-) - ich glaube, es ist ganz gut, gelegentlich mal aufzuräumen und wegzuwerfen, privat genauso wie global. Der verbreitete Glaube, sich unsterblich machen und die eigenen Spuren im Sand der Geschichte hinterlassen zu müssen, mithin sich selbst sooo wichtig zu nehmen ... ist doch irgendwo albern. Vielleicht liegt sogar eine Gefahr darin, alles speichern und archivieren zu können - Datenverarbeitungssysteme sind toll darin, Informationen aufzubewahren und durchsuchbar zu machen, aber sie können mir nicht sagen, wie wertvoll eine Information für denjenigen ist, der nach etwas sucht. Je mehr Dinge in Vergessenheit geraten, desto eher kann ich mich darauf verlassen, dass die übriggebliebenen Sachen von Bedeutung sind - und dass diese Informationen durch die Tatsache, dass irgendetwas dagegen sprach, sie einfach zu vergessen, gleichsam 'validiert' sind.
    Vergessen ist eigentlich ein wunderbares System - die Evolution hatte bisher (fast *g*) immer Recht, daran wird auch die IT nichts ändern, hoffe ich.

    Soweit mein donnerstagabendlicher Sermus zu den Sinnfragen des Lebens :-)

    Viele Grüße

    Helge

    1. Hi Helge,

      Ich hoffe, du haeltst mich nicht fuer einen sammelwuetigen Zwangsneurotiker, der sich unsterblich machen will ... <g>

      Ganz konkret geht es um (meiner bescheidenen Meinung nach) historisch wertvolle Fotografien, in deren Besitz ich durch Zufall gekommen bin. Unter anderem Bilder vom Luftschiff Hindenburg, kurz bevor es in Flammen ausfging, diverse Politiker aus den 1920er und 1930er Jahren, Aufnahmen von den Unruhen waehrend der kurzlebigen Raeterepublik unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg und aehnliches.

      Ich glaube, man muss sich wohl abfinden - und vielleicht ist das garnichtmal schlecht. Die Tatsache, dass Dinge - 'Kulturgüter', was immer man darunter verstehen mag - in Vergessenheit geraten, ist im Grunde genommen ja nichts anderes als ein Filtermechanismus.

      Interessanter Gedanke - wobei ich mich allerdings frage, wer angesichts der heutzutage verfuegbaren Informationsmenge ueberhaupt noch die "Perlen" erkennt, wie du sagst, und entscheiden kann, was erhaltenswert ist und was nicht. Ich glaube fast, das ist der wahre "Fluch" der sogenannten Informationsgesellschaft.

      Ciao
      Uwe

  5. Hi Uwe,

    stellt euch vor, ihr haettet etwas in eurem Besitz
    von dem ihr denkt, es sollte fuer die Nachwelt
    erhalten bleiben.

    fragt sich, ob 'die Nachwelt' genauso denkt.

    Welche Optionen hat man, solche Informationen zu
    erhalten?
    Eure Meinung hierzu wuerde mich wirklich interessieren.

    Überzeuge 'die Nachwelt', sich Deiner Meinung anzuschließen und die Konvertierungsarbeiten dauerhaft zu übernehmen.
    Denn wenn Deine Daten wirklich so aufhebenswert sind, dann wird sich _dafür_ jemand finden.
    Und wenn nicht, dann ist es irrelevant, ob diese Informationen überleben, und ggf. in welcher Form.

    Viele Grüße
          Michael

    1. Hallo Michael,

      fragt sich, ob 'die Nachwelt' genauso denkt.

      Diese Fragestellung hat einen deutlichen Mangel. Niemand kann beantowrten, ob 'die Nachwelt' genauso Ãber die RezeptionswÃrdigkeit eines Kulturguts denkt. Denn das Denken in der Welt Ãndert sich in der Zukunft ja genauso, wie es sich in der Vergangenheit immer wieder geÃndert hat.
      Ich nenne als prominentes Beispiel mal das zweite Buch von Aristoteles' Poetik. Nachdem es Ãber Jahrhunderte erst auf Papyrus und dann auf Pergament Ãberlebt hatte, erschien es irgendwann unserer 'Vorwelt' als nicht mehr rezeptionswÃrdig, und so ging der Text verloren. Heute wÃrde meine Zunft (Klassische Philologie) einiges dafÃr geben, ihn lesen zu kÃnnen.
      Nun war Aristoteles schon zu Lebzeiten ein prominenter Mann, der es zumindest geschafft hat, seine Gegenwart vom Wert seiner Werke zu Ãberzeugen. Dort nÃmlich fÃngt der Ãberlieferungsstran an. Nun scheint Uwe seine Zweifel daran zu haben, Ãhnliches zu erreichen. Aber wenn seine Werke gleichzeitig mit ihm verfallen, dann hat die Nachwelt jedenfalls von vornherein keine Chance mehr, sich ein Urteil zu bilden, und es ist fÃr alle Zeit aus mit "monumentum exegi aere perennius".
      Was meinst du, wie vielen in ihrer Zeit eher unbedeutenden KÃnstlern wir heute posthum Aufmerksamkeit zukommen lassen? Insofern ist es keineswegs von vornherein irrelevant, ob eine Information eine Ãberlebenschance bekommt oder nicht.

      Liebe GrÃÃe, Uschi

      1. Hallo Uschi,

        Was meinst du, wie vielen in ihrer Zeit eher
        unbedeutenden KÃnstlern wir heute posthum
        Aufmerksamkeit zukommen lassen?
        Insofern ist es keineswegs von vornherein
        irrelevant, ob eine Information eine
        Ãberlebenschance bekommt oder nicht.

        der wesentliche Unterschied zwischen Deinem Szenario und der heutigen Zeit liegt in den Kosten für die Vervielfältigung von Informationen.

        Zu Zeiten des "Name der Rose", in dem besagtes Buch ja eine zentrale Rolle spielt, war das Kopieren von Büchern eine Kunst: Man mußte schreiben können, man brauchte Materialien, man mußte die entsprechenden Sprachen verstehen - und man brauchte viel Zeit, um dieses Wissen zu erwerben, zu pflegen und anzuwenden.

        Im Zeitalter der CD-Brenner und einer sehr viel höheren Aufklärung (mangels der politischen Dominanz einer Kirche, die ihre Macht auf Verdummung des Volkes gründete - sehr stark vereinfacht, ich weiß ...) ist es sehr viel einfacher, Leute zu finden, die
        a) die Bewahrungswürdigkeit eines Werkes bejahen (weil sie es überhaupt erst mal verstehen!) und
        b) die technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten der Vervielfältigung besitzen.

        Insofern würde es meiner Meinung nach heute ausreichen, eine Fan-Gemeinde aufzubauen. (Wie viele Kopien von SelfHTML sind Deiner Meinung nach in Umlauf?)

        Daß dies nicht der _einzige_ gangbare Weg ist, da stimme ich Dir natürlich zu.

        Viele Grüße
              Michael

  6. Sup!

    Du könntest z.B. reich werden, eine Stiftung gründen, und in deren Vorgarten eine Statue von Dir in Titan gegossen hinstellen.

    Das würde wahrscheinlich dauern, bis die kaputtgeht ;-)

    Gruesse,

    Bio

    1. Hi Bio

      Das würde wahrscheinlich dauern, bis die kaputtgeht ;-)

      Ich bin auf alle Faelle vorher "kaputt" ... <g>

      In meinem Ausgangsposting ging es mir allerdings nicht um persoenlichen Ruhm oder dass man sich auch in hundert Jahren noch an mich erinnert. Das waere wohl etwas vermessen. Ich habe mir einfach Gedanken darueber gemacht, wie man ein bestimmtes Kulturgut (in diesem Fall Fotos, siehe Antwort an Helge) einigermassen sicher ueber die Zeit retten kann.

      Bis denn
      Uwe

  7. Hi Uwe,

    ohne die technischen Schwierigkeiten zu betrachten, also ganz persönlich sehe ich das so:

    Nach spätestens 100 Jahren weiß kein Schwein mehr, dass du jemals existiert hast. Was weißt du denn zB über deine Urgroßeltern? Eben - und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern, es ist auch absolut irrelevant. Was zählt ist, die kurze Zeit, die uns zur Verfügung steht sinnvoll auszufüllen. Was kümmert es dich, ob dich irgendann noch jemand kennt? Du hast ja nichts davon...

    LG Orlando