Hi,
Ist dies tatsaechlich eine Alternative oder muss man sich einfach damit abfinden, dass bestimmte Kulturgueter (die nicht von Beruehmtheiten produziert wurden) einfach auf Nimmerwiedersehen verschwinden werden? Eure Meinung hierzu wuerde mich wirklich interessieren.
Ich glaube, man muss sich wohl abfinden - und vielleicht ist das garnichtmal schlecht. Die Tatsache, dass Dinge - 'Kulturgüter', was immer man darunter verstehen mag - in Vergessenheit geraten, ist im Grunde genommen ja nichts anderes als ein Filtermechanismus. Manches bleibt über Jahrhunderte und sogar Jahrtausende in Erinnerung, weil die Leute einen Grund fanden, sich zu erinnern; anderes geht eben verloren, weil es die Erinnerung daran vielleicht nicht lohnte. Ausnahmen gibt es immer, klar ...
Die multimediale, vollvernetzte Gesellschaft produziert eine Unmenge von Informationen, unter denen sich auch das eine oder andere Kulturgut befindet, man muss es nur in einem Riesenhaufen Scheiße (Verzeihung *g*) aufspüren. Ich sehen keinen Sinn darin, diesen stinkenden Riesenhaufen aufzubewahren, nur weil er vielleicht die eine oder andere Perle enthält - wären die Generationen vor uns (die zusammen noch lange nicht so viel Information produziert haben wie eine Generation heute) so verfahren, würden wir längst in einem gigantischen Müllhaufen von wenigen wichtigen und unzählbar vielen unwichtigen Dingen erstickt sein. Stattdessen haben sich einige Zweige dieser Informationsproduktion als besonders nutzbringend, entwickelbar und sinnvoll erwiesen, und diese Zweige sind es, die wir heute zurückverfolgen können, die also eine Geschichte haben und erinnerbar sind.
Wie wenig sinnvoll es ist, alles aufzubewahren, entgeht doch nur sammelwütigen Zwangsneurotikern :-) - ich glaube, es ist ganz gut, gelegentlich mal aufzuräumen und wegzuwerfen, privat genauso wie global. Der verbreitete Glaube, sich unsterblich machen und die eigenen Spuren im Sand der Geschichte hinterlassen zu müssen, mithin sich selbst sooo wichtig zu nehmen ... ist doch irgendwo albern. Vielleicht liegt sogar eine Gefahr darin, alles speichern und archivieren zu können - Datenverarbeitungssysteme sind toll darin, Informationen aufzubewahren und durchsuchbar zu machen, aber sie können mir nicht sagen, wie wertvoll eine Information für denjenigen ist, der nach etwas sucht. Je mehr Dinge in Vergessenheit geraten, desto eher kann ich mich darauf verlassen, dass die übriggebliebenen Sachen von Bedeutung sind - und dass diese Informationen durch die Tatsache, dass irgendetwas dagegen sprach, sie einfach zu vergessen, gleichsam 'validiert' sind.
Vergessen ist eigentlich ein wunderbares System - die Evolution hatte bisher (fast *g*) immer Recht, daran wird auch die IT nichts ändern, hoffe ich.
Soweit mein donnerstagabendlicher Sermus zu den Sinnfragen des Lebens :-)
Viele Grüße
Helge